: Stefan Schmalz
: Machtverschiebungen im Weltsystem Der Aufstieg Chinas und die große Krise
: Campus Verlag
: 9783593435107
: 1
: CHF 38.10
:
: Arbeits-, Wirtschafts- und Industriesoziologie
: German
: 489
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
China hat einen atemberaubenden wirtschaftlichen Aufstieg erlebt. Das Land fordert heute die USA und ihre Verbündeten heraus - ökonomisch, militärisch und politisch. Doch der Aufstieg verläuft keineswegs reibungslos: Innenpolitisch kämpft die chinesische Staatsführung mit Überkapazitäten in der Industrie, wachsender Verschuldung, Korruption und sozialen Konflikten. Auf der globalen Ebene sieht sich China dem US-amerikanischen Militärbündnissystem, der Vorherrschaft des US-Dollars auf den Finanzmärkten und der Dominanz westlicher Technologie gegenüber. Das Buch untersucht die komplexe Machtverschiebung im Weltsystem und beschreibt, wie der systemische Umbruch zu wachsender Instabilität und Krisen führt.

Stefan Schmalz, Dr. phil. habil., vertritt die Professur Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Universität Jena.
Vorwort Der Wandel Chinas zur Weltmacht wurde in den vergangenen Jahren von einer Reihe tiefer Krisen und schwerer politischer Konflikten begleitet. Das Anliegen des vorliegenden Buches, diesen Umbruch zu vermessen, erwies sich als ehrgeiziges Unterfangen, das mehrere Jahre in Anspruch nahm. Der Aufstieg Chinas verlief nicht nur in einer kometenhaften Geschwindigkeit, sondern er beeinflusste auch die unterschiedlichsten Bereiche der Weltpolitik und Weltwirtschaft, sodass immer wieder neue Untersuchungen notwendig wurden. Beim ?langen Marsch? zur Fertigstellung des Manuskripts erhielt ich die Hilfe einer Fülle von Personen und auch verschiedener Institutionen. Bei dem Buch handelt es sich um eine aktualisierte und ergänzte Version meiner Habilitationsschrift, die am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena eingereicht wurde. Mein besonderer Dank gilt Klaus Dörre, der mich an verschiedenen Stellen bei dem Projekt unterstützt hat, und den weiteren Gutachtern Stephan Lessenich und Hans-Jürgen Bieling. Das Jenaer DFG-Kolleg ?Postwachstumsgesellschaften? förderte die Arbeit mit einem Habilitationsabschlussstipendium. Die Erstellung des Buches war nur aufgrund verschiedener Auslandsaufenthalte möglich. Es ist mehr als ein Zufall, dass die ersten Skizzen der Habilitationsschrift im Spätsommer 2008, zum Zeitpunkt des Lehman-Brothers-Crashs, in Baltimore, einer stark deindustrialisierten Stadt an der US-amerikanischen Ostküste und die letzten Zeilen im Sommer 2014 in Guangzhou, dem Herzen des ?workshop of the world? zu Papier gebracht wurden. Den Aufenthalt am Institute of Sociology der Johns Hopkins University in Baltimore im Herbst 2008 bei Giovanni Arrighi und Beverly Silver hatte Hans-Jürgen Burchardt ermöglicht. Die Zeit in Guangzhou am Institute of Reform& Development in the Pearl River Delta (PRD) an der Sun-Yatsen-Universität verdanke ich meinem Gastgeber Qiu Haixiong. Bei einem Forschungsaufenthalt in Peking im Jahr 2012 erhielt ich die Unterstützung von Lutz Pohle und Shi Xiaohu bei der Planung der Interviews. Die Überarbeitung und Aktualisierung des Manuskripts für die Buchpublikation erfolgte im Frühjahr 2018 am Centre de recherche interuniversitaire sur la mondialisation et le travail der Université de Montréal, wo mir Gregor Murray einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellte. Hinweise, Anmerkungen zum und Hilfe bei der Erstellung des Manuskripts oder einzelner Kapitel und Vorarbeiten zum Buch erhielt ich unter anderem von Dieter Boris, Florian Butollo, Matthias Ebenau, John Lütten, Vanessa Lux, Thomas Sablowski, Christoph Scherrer, Lea Schneidemesser, Jenny Simon, Tobias ten Brink, der Redaktion der Prokla. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft und dem Kolloquium des Arbeitsbereichs Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Marcel Müller erledigte ein sorgfältiges Lektorat. Allen genannten Personen gilt mein Dank. Gewidmet ist das Buch meinen beiden Söhnen Kilian und Jonas. Stefan Schmalz Guangzhou, September 2018 1 Der Aufstieg Chinas - eine Frage der Soziologie 'Chinese people do not make trouble, but we are not cowards when involved in trouble. No foreign country should expect us to swallow the bitter fruit of damage to our sovereignty, security and development interests.' Staatspräsident Xi Jinping zu den Territorialkonflikten im Südchinesischen Meer 'How do you deal toughly with your banker?' Hillary Clinton, ehemalige US-Außenministerin zu China 1.1 Ein historischer Umbruch: Chinas Rückkehr auf die Weltbühne 1.1.1 Zwei konkurrierende Chinabilder Der Aufstieg Chinas zur Weltmacht ist in der heutigen Presselandschaft und in der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion zu einem allgegenwärtigen Thema geworden. Eine schier unüberschaubare Bücherflut füllt die Regale manch einer Bibliothek, beinahe jede renommierte Tagesszeitung hat schon einen China-Schwerpunkt veröffentlicht. Dennoch wird selbst dem aufmerksamen Zeitungsleser nicht entgangen sein, dass sich an der Einschätzung, wie weit der Aufstieg Chinas in Weltpolitik und Weltwirtschaft wirklich reicht, die Geister scheiden. Auf der einen Seite stehen Positionen, die es als plausibel erachten, dass die Volksrepublik (VR) die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) in naher Zukunft
Inhalt6
Vorwort10
1 Der Aufstieg Chinas – eine Frage der Soziologie12
1.1 Ein historischer Umbruch: Chinas Rückkehr auf die Weltbühne12
1.2 Der Stand der soziologischen Krisendiskussion24
1.3 Fragestellung und Aufbau der Studie33
2 Grundlagen des Machtverschiebungstheorems38
2.1 Das Janusgesicht des globalen Machtgefüges38
2.2 Die Doppellogik von geopolitischer Ordnung und Kapitalismus43
2.3 Zum Formwandel der Machtverschiebung58
2.4 Zur Methode: Historische Makrosoziologie82
3 Zwischenbilanz: Chinas Aufstieg im amerikanischen Jahrhundert92
3.1 Die Nachkriegszeit92
3.2 Machtstrukturen zwischen Dezentrierung und Stabilisierung97
3.3 Mit Friedrich List in Beijing: Chinas vorsichtige Weltmarktintegration109
3.4 Das Ende der Geschichte? Scheinbare Revitalisierung der US-Hegemonie120
3.5 Sozialistische Marktwirtschaft in China132
3.6 Machtstrukturen vor der Rezentrierung: Ein Überblick142
4 Die Vorphase des Crashs: China als neuer Wachstumspol149
4.1 Die Asienkrise 1997/98 und ihre Nachbeben149
4.2 Dynamiken und Strukturprobleme des chinesischen Wachstumsmodells157
4.3 Festlandchina als neuer Mittelpunkt Ostasiens173
4.4 Chinas wachsender globaler Einfluss: Beginn der Rezentrierung der Weltwirtschaft179
4.5 Weltwirtschaftliche Entwicklung in zwei Geschwindigkeiten192
4.6 Das Chimerica-Syndrom202
4.7 Machtverschiebungen im Jahrzehnt vor der Krise212
5 Der Flächenbrand: Die transatlantische Finanzkrise222
5.1 Von der US-Subprime- zur Weltwirtschaftskrise222
5.2 Antworten auf die Krise und Stabilisierungstendenzen237
5.3 Chinas Krisenreaktion und weltweite Erholung in zwei Geschwindigkeiten251
5.4 Strategische Reorientierung der Außenwirtschaftsbeziehungen260
5.5 Erste Auswirkungen der Krise auf das globale Machtgefüge272
6 Die Eurokrise: Auswirkungen in China277
6.1 Zur Anatomie der Eurokrise277
6.2 Chinas Suche nach einem neuen Wirtschaftsmodell297
6.3 China als globaler Akteur312
6.4 Die US-amerikanische Gegenstrategie327
6.5 Konsolidierung der Machtverschiebungen334
7 Der globale Süden: Zwischen Krisenherd und Wachstumstreiber338
7.1 Die chinesische Transformationskrise338
7.2 Vom Rohstoffboom zur Rohstoffflaute353
7.3 Die neue Seidenstraße359
7.4 Make America Great Again? Donald Trump und das Ende von Chimerica370
7.5 Machtverschiebungen im Krisenjahrzehnt375
8 Grundzüge einer neuen Weltordnung383
8.1 Chinas neue Rolle im globalen Kapitalismus383
8.2 Die Doppellogik kapitalistischer Expansion im 21. Jahrhundert397
8.3 Strukturwandel im Weltsystem405
Anhang412
Abbildungen416
Tabellen418
Abkürzungen419
Literatur424