: Tony Parsons
: Wer Furcht sät Detective Max Wolfes dritter Fall. Kriminalroman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732529599
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

In London macht eine Bürgerwehr, der Club der Henker, Jagd auf böse Menschen - auf Pädophile, Mörder, Hassprediger - und erhängt sie. Mit diesen Fällen von Lynchjustiz beginnen für Detective Max Wolfe seine bisher schwierigsten Ermittlungen. Denn wie fängt man Mörder, die von der Öffentlichkeit als Helden gefeiert werden? Seine Spurensuche führt ihn tief unter die Stadt, in den Untergrund Londons mit seinen vielen stillgelegten Tunneln und Geisterstationen. Doch ehe Max den Club der Henker stellen kann, muss er am eigenen Leib erfahren, wie schmal der Grat zwischen Gut und Böse, Schuld und Unschuld ist ...



Tony Parsons begann seine Karriere als Musikkritiker und ist einer der erfolgreichsten Kolumnisten und Fernsehjournalisten Großbritanniens. Zudem gehört er zu den ganz großen Stars der englischen Literaturszene, denn alle seine Romane schafften es auf die nationalen und internationalen Bestsellerlisten. Er lebt mit seiner Frau, ihrer gemeinsamen Tochter und ihrem Hund Stan in London.

Prolog


Nach dem Gebet

Nach dem Freitagsgebet kehrte Mahmud Irani zu seinem geparkten Taxi zurück, und der Mann, der ihn töten würde, stieg schon wenige Minuten später zu ihm in den Wagen.

Der Mann stand am Eingang des Londoner Zoos und trug Anzug und Krawatte. Das Jackett hatte er trotz der glühenden Mittagshitze zugeknöpft. Eine dunkle Sonnenbrille verbarg seine Augen, und er hielt einen Arm schon in die Luft, ehe Mahmud ihn sah, als wäre er vollkommen zuversichtlich, dass sein Taxi unmittelbar nach dem Gebet die Ringstraße um den Regent’s Park entlangfahren würde, als hätte er gewusst, dass Mahmud kommen würde. Als hätte er auf ihn gewartet. Mahmud hielt neben ihm, und der sommerliche Tiergestank des Zoos stieg ihm in die Nase. »Nur bar, Chef«, sagte Mahmud.

Der Mann nickte und blickte auf sein Handy, dann hielt er Mahmud sein iPhone vor die Nase. Auf dem Display sah er einen Stadtplan mit einer roten Markierung: das Fahrtziel.

Newgate Street, EC1.

Keine vier Meilen, aber man musste im zähen Mittagsverkehr die Innenstadt durchqueren. Mahmud grunzte zustimmend und beobachtete, wie der Mann hinten einstieg. Schweigend fuhren sie durch die Bullenhitze. Als Mahmud in die Newgate Street einbog, sah er im Rückspiegel, wie sein Fahrgast ein kleines Kreditkartenetui aus Leder zückte. Mahmud seufzte. Wie oft musste man es diesen dummen Menschen eigentlich sagen?

»Nur bar«, wiederholte er mit größerem Nachdruck und zupfte an seinem Polohemd, das vor Schweiß an der Haut klebte. Der Mann zog jedoch keine Kreditkarte aus dem Etui. Er beugte sich zwischen den Vordersitzen nach vorne und setzte eine altmodische Rasierklinge fest auf Mahmud Iranis rechtes Augenlid. Mahmud schnappte nach Luft und wagte nicht, wieder auszuatmen.

Der dünne, kalte Stahl der Schneide schmiegte sich in die weiche, faltige Haut unterhalb der Augenbraue. Wild flatterte das dünne Lid, das seinen Augapfel schützte, unter der Rasierklinge. Nackte Angst stieg in ihm auf.

»Bitte«, sagte Mahmud. »Bitte. Nehmen Sie das Geld. Es ist unter meinem Sitz.«

Der Mann lachte.

»Ich will Ihr Geld nicht. Fahren Sie weiter. Schön ruhig und umsichtig.«

Wie im Traum fuhr Mahmud mit einem zugekniffenen Auge, versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren, während ihm eine Rasierklinge auf das rechte Lid gedrückt wurde. Wie der Mann befahl, bog er am Ende der Straße auf eine große Baustelle ab. Sie war menschenleer, eine der kleinen Oasen aus vollkommener Stille und Leere, die einen mitten in der Stadt überraschen können. Ein weiterer Turm aus Stahl und Glas wurde hier errichtet, aber an diesem Nachmittag arbeitete niemand daran. Sie waren ganz allein. Im unebenen Boden klaffte vor ihnen ein Loch.

»Da runter«, sagte der Mann.

»Ich habe Frau und K