1. KAPITEL
Am Anfang beginnen
Ein paar Monate zuvor
Immer öfter träumte ich von dem Autounfall, bei dem meine Eltern und meine jüngere Schwester ums Leben kamen. Ich erlebte ständig den Moment von Neuem, als unser Auto sich überschlug. Hörte das Knirschen von Metall auf dem Straßenpflaster. Die Stille, als alles vorbei war und ich die Einzige, die sich regte … vielleicht die Einzige, die noch lebte.
Ich versuchte verzweifelt, mich aus dem Sicherheitsgurt zu befreien, um der kleinen Emma zu helfen. Ihr Kopf lag in einem merkwürdigen Winkel verdreht. Die eine Gesichtshälfte meiner Mutter war aufgeschlitzt, mein Vater war aus dem Wagen geschleudert worden. Vor Panik stieß ich mir bei meinem Befreiungsversuch die Stirn an einem scharfen Metallteil. Danach tauchte ich vollkommen in die Dunkelheit ab.
In meinen Träumen beobachtete ich, wie meine Mutter die Augen öffnete. Zuerst war sie desorientiert, sie stöhnte vor Schmerzen und versuchte zu verstehen, was das Chaos um sie herum zu bedeuten hatte.
Anders als ich hatte sie keine Probleme mit ihrem Sicherheitsgurt. Sie machte sich los, drehte sich um und sah zu Emma nach hinten. Tränen strömten ihr über die Wangen.
Als ihr Blick auf mich fiel, keuchte sie auf, streckte eine Hand aus und legte sie mir auf die Knie. Wärme durchflutete mich bei dieser Berührung, schoss durch meinen Körper und gab mir Kraft.
„Alice!“, rief sie und schüttelte mich dabei. „Wach auf …“
Ich fuhr hoch.
Mein Atem ging stoßweise, ich war schweißgebadet. Vorsichtig blickte ich mich um. Ich sah elfenbeinweiße und goldene Wände, verziert mit verschnörkelten Mustern. Einen antiken Kleiderschrank. Auf dem Boden einen flauschigen weißen Teppich. Einen Nachttisch aus Mahagoni, darauf eine Tiffanylampe neben einem Foto von meinem Freund Cole.
Ich war in meinem neuen Zimmer, in Sicherheit.
Allein.
Das Herz hämmerte mir gegen die Rippen, als wollte es herausspringen. Ich versuchte die Bilder des Traums zu verdrängen und rutschte an den Bettrand, um aus dem großen Erkerfenster zu schauen und mich zu beruhigen. Trotz des normalerweise traumhaften Ausblicks – ein Garten in farbenfroher, üppiger Blumen-pracht, die irgendwie im kühlen Oktoberwetter gedieh – drehte sich mir der Magen um. Dunkelheit umfing das Haus, die Nacht war da … und mit ihr die Ungeheuer.
Nebel, der sich vor Stunden am Horizont zusammengebraut hatte, schwebte nun dicht über dem Boden, zog näher und näher an das Fenster heran. Der Mond war rund und voll und loderte in Orange- und Rottönen, als wäre er verwundet und würde bluten.
Möglich war alles.
Die Zombies waren in dieser Nacht unterwegs.
Meine Freunde befanden sich ebenfalls da draußen, bekämpften diese Kreaturen ohne meine Unterstützung. Ich hasste mich dafür, dass ich in einer so kritischen Zeit eingeschlafen war. Was, wenn ein Zombiejäger meine Hilfe brauchte? Nach mir rief?
Wem wollte ich was vormachen? Niemand würde nach mir rufen, egal, wie sehr ich gebraucht wurde.
Ich stand auf und ging im Zimmer auf und ab, verfluchte meine Verletzung, die mich