: Nina Ohlandt
: Sturmläuten Nordsee-Krimi
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732530595
: Hauptkommissar John Benthien
: 1
: CHF 10.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 510
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Von Holnis nach Amrum und zur sturmumtosten Hallig Hooge - John Benthien ermittelt in seinem persönlichsten Fall

Schleswig-Holstein kurz vor Weihnachten. Auf der Halbinsel Holnis wird in einem hohlen Baumstamm eine verweste Frauenleiche gefunden. Für Hauptkommissar John Benthien, den ermittelnden Beamten, ist dieser Fall besonders, denn der Baum mit der Leiche steht im Garten der Eltern seiner Exfreundin Karin. Und es kommt noch schlimmer: Ein paar Tage später wird Karin im selben Garten erschlagen, und alle Hinweise deuten ausgerechnet auf Benthien als Täter. Für den Kommissar stehen zwei Dinge fest. Erstens: Er ist unschuldig. Zweitens: Er wird den wahren Mörder finden.




Nina Ohlandt wurde in Wuppertal geboren, wuchs in Karlsruhe auf und machte in Paris eine Ausbildung zur Sprachlehrerin, daneben schrieb sie ihr erstes Kinderbuch. Später arbeitete sie als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Marktforscherin, bis sie zu ihrer wahren Berufung zurückfand: dem Krimischreiben im Land zwischen den Meeren, dem Land ihrer Vorfahren. Sturmläuten ist Nina Ohlandts vierter Kriminalroman um Kommissar John Benthien von der Flensburger Kripo.

Kapitel 1


»Sagst du mir, wohin wir fahren?«

Er fuhr sich durch seine üppigen Locken. »Wart’s ab! Es wird dir garantiert gefallen.«

Sie lächelte ihn an. »Ich liebe dich.«

Vergeblich wartete sie darauf, dass er sagte: »Ich liebe dich auch.« Sie betrachtete die Landschaft, die viel zu schnell am Autofenster vorüberzog: Wiesen, Schafe, Windräder. Hin und wieder ein Haus. Nur wenige Menschen waren zu sehen. Der Abend verwischte bereits die Farben, verdunkelte die leeren Felder. Sie seufzte leise. Das Leben war so eintönig, so langweilig, sogloomy gewesen, bis sie ihn getroffen hatte.

»Sind wir bald da?«

Er antwortete nicht. Sie spürte ein Ziehen im Bauch, zwischen den Beinen bis hinauf in den Magen. Ein verlockendes, verheißungsvolles Kribbeln. Es war, als wenn man ihr eine spannende Abenteuergeschichte versprochen hätte, wenn sie brav zu Bett gehen würde. Damals, als sie ein Kind war, hatte Oma am Bettrand gesessen, das dicke Buch aufgeschlagen, mit den Seiten geraschelt und angefangen, mit ihrer ruhigen, dunklen Stimme von Menschenfressern, Hexen, Prinzessinnen und Feen zu erzählen, und von jungen Burschen, die frohgemut in die Welt hinausgezogen waren, um ihr Glück zu suchen. Mit glühenden Ohren hatte sie zugehört, hatte an der Pfote ihres Schlafhasen genuckelt und war irgendwann eingeschlafen, die Kuscheldecke fest an sich gedrückt. Ein bisschen wie damals empfand sie auch jetzt.

Verheißung.

Vorfreude.

Ein Hauch von Glück.

»Woran denkst du gerade?«

Sie wusste, sie sollte solche Fragen nicht stellen. Er mochte das nicht. Vielleicht sollte sie einfach besser den Mund halten.

Aber er lächelte und bog in eine Einfahrt ein. Es war ein staubtrockener, unbefestigter Weg, der unter hohen alten Buchen ins Nirgendwo führte. Doch am Ende erwartete sie ein kleines Haus aus bröckelndem Backstein und einem Strohdach, auf dem Moos und gelbe Blumen wuchsen. Ein verlassener, verwunschener Ort inmitten wuchernden Gestrüpps. Ein Ort, der nach Einsamkeit roch, nach Romantik und düsteren Geheimnissen. Ein Ort für zwei. Ein Ort für die Liebe.

Innen war das Haus so gut wie leer. Eine altmodische Tapete mit Blümchenmuster hing in Fetzen von den Wänden, die ehemals weißen Fensterrahmen waren vergilbt und blätterten ab. Eine Matratze lag auf dem Boden, und zu ihrer Verwunderung entdeckte sie einen langen Tisch aus glänzendem Edelstahl, außerdem ein Regal und einige Geräte, meist aus Holz, deren Funktion sich ihr nicht erschloss. In einer dunklen Ecke lagen Gewichte mit Seilen daran. Erstaunlicherweise war nirgendwo Staub zu sehen. Ein großer silberner Leuchter mit fünf schwarzen Kerzen auf dem Edelstahltisch schien nur darauf zu warten, die Beleuchtung für ein romantisches Candlelight-Dinner zu geben.

Er lächelte sein herzzerreißendes Lächeln unter einer Locke, die in die Stirn fiel. »Zündest du schon mal die Kerzen an?«

Gespannt fragte sie: »Was hast du vor? Bleiben wir heute Nacht hier?«

»Ich weiß nicht. Wenn du magst …«

Er holte seinen schweren Koffer aus dem Auto, während sie den Picknickko