1 Grundlagen des internationalen Finanzmanagements
Die zentrale Zielsetzung des internationalen Finanzmanagements besteht in der Liquiditätssicherung – und damit der Sicherung der Unternehmensexistenz – unter der sehr bedeutsamen Nebenbedingung der Rentabilität. Konkret bedeutet dies, dass sich das Finanzmanagement im internationalen Unternehmen damit befasst, wie in einem globalisierten Unternehmensumfeld Kapital- und Zahlungsströme vor dem Hintergrund einer rendite- oder wertorientierten Unternehmenszielsetzung zu optimieren sind.Abbildung 1 zeigt vereinfacht die Stellung des Finanzmanagements zwischen den Investoren und dem operativen Geschäft des Unternehmens sowie den typischen Entscheidungsrahmen des Finanzmanagements. Die Pfeile inAbbildung 1 stehen dabei für typische Aufgaben und Entscheidungsfelder des Finanzmanagements:
Abbildung 1: Entscheidungen des Finanzmanagements
Quelle: Brealey, R.A./Myers, S.C./Allen, F., 2013
- Das Unternehmen generiert einen Zufluss an liquiden Mittel (Cash), z.B. durch den Verkauf von Aktien oder Anleihen,
- das Unternehmen investiert in sein operatives Geschäft, z.B. durch den Aufbau neuer Produktionsanlagen im Ausland,
- das Unternehmen generiert liquide Mittel aus seinem operativen Geschäft (operativer Cashflow), insbesondere durch den Verkauf seiner Produkte oder Leistungen,
- das Unternehmen reinvestiert den operativen Cashflow in sein operatives Geschäft,
- das Unternehmen schüttet liquide Mittel an die Investoren aus, z.B. über Dividenden, Zinszahlungen, Tilgungen, Kapitalherabsetzungen oder auch Aktienrückkäufe.
Auf einer übergeordneten Ebene stehen daher folgende Aufgabenbereiche im Fokus des Finanzmanagements(Brealey, R.A./Myers, S.C./Allen, F., 2013; Bieg, H./Kußmaul, H., 2009):
- Kapitalbeschaffung (= Finanzierung im engeren Sinn),
- Kapitalverwendung (= Investition) und
- Kapitalverwaltung (= Zahlungsverkehr).
Ergänzt werden die drei Kernaufgaben, über die sich die Literatur im Wesentlichen einig ist, um folgende weitere Aufgabenbereiche(Rehkugler, H., 2009):
- Management finanzieller Risiken,
- Gestaltung der Finanzmarktbeziehungen (bzw. Investor Relation) sowie
- organisatorische Gestaltung des Finanzbereiches.
Im Hinblick auf die besonderen Fragestellungen des internationalen Finanzmanagements werden im Folgenden die Herausforderungen der Kapitalbeschaffung im globalisierten Umfeld betrachtet. Die Kapitalverwendung, das Management finanzieller Risiken und das Finanzmarketing sind hingegen nicht Schwerpunkt des vorliegenden Buches. Für eine vertiefte Beschäftigung mit diesen Fragestellungen sei auf die weiterführende Literatur zum Finanzmanagement verwiesen(Kruschwitz, L./Husmann, S., 2012; Zantow, R./ Dinauer, J. 2011; Rehkugler, H., 2009; Perridon, L./Steiner, M./Rathgeber, A.W., 2012).
Die Hauptunterschiede zwischen einem nationalen und einem internationalen Finanzmanagement liegen in dem Erfordernis, die Anforderungen internationaler, heterogener Unternehmensstrukturen mit vielfältig divergenten politischen, ökonomischen, sozialen und technologischen lokalen Rahmenbedingungen im Finanzmanagement zu berücksichtigen. Wenn man die Aufgabenstellung von Finanzmanagern in nationalen Unternehmen mit denen von internationalen oder globalen Unternehmen vergleicht, wird man feststellen, dass in internationalen Unternehmen eine Vielzahl von Fragestellungen hinzukommt, die es so in national agierenden Unternehmen nicht gibt. Dies sind insbesondere die folgenden:
- die Berücksichtigung von Fremdwährung, Wechselkursen und währungsbezogenen Ausfallrisiken,
- die Berücksichtigung von divergierenden Inflationsrisiken,
- die Berücksichtigung von lokalen Beschränkungen hinsichtlich der Finanzierungsmöglichkeiten,
- die Berücksichtigung vo