1. KAPITEL
Es fiel Rick Covelli nicht leicht, nach Haven Springs, Indiana, zurückzukehren.
Vor sechs Jahre war er von zu Hause fortgegangen und nur einmal kurz zurückgekehrt. Zur Beerdigung seines Vaters vor zwei Jahren. Er hoffte, dass seine Familie den verlorenen Sohn wieder in ihrem Schoß aufnehmen würde.
Rick betrat „Maria’s Ristorante“, atmete den vertrauten Duft ein und erinnerte sich an eine glücklich Kindheit. Seine Aufregung wuchs, als er sich an den Gästen vorbeidrängte, die auf einen Tisch warteten. Das Lokal schien gut zu laufen.
Eine Kellnerin näherte sich ihm. „Wie viele Personen, Sir?“
Rick betrachtete die junge Frau. Die dichten, honigblonden Haare fielen ihr in weichen Locken über die Schultern. Auf der Nase hatte sie lustige Sommersprossen. Als sein Blick auf ihre großen, blauen Augen fiel, erkannte er sie. Jill Morgan. Er hatte sie nie vergessen.
„Ich brauche keinen Tisch. Ich suche Maria.“
Jill schaute ihn überrascht an. Auch sie erinnerte sich an ihn. „Ich … hole sie.“ Sie eilte davon.
Schmerzliche Erinnerungen an jenen Tag vor zwei Jahren wurden wach – den Tag, an dem sein Vater beerdigt worden war, und Freunde der Familie ins Haus gekommen waren, um ihr Beileid zu bekunden. Rick hatte schließlich die Kondolationen nicht länger ertragen, egal, wie gut sie auch gemeint waren, und war nach draußen gegangen, um etwas frische Luft zu schnappen. Dort war er einem blauäugigen Engel begegnet – Jill Morgan.
Rick wurde aus seinen Gedanken gerissen, als jemand seinen Namen rief. Von der anderen Seite des Raumes kam seine Mutter auf ihn zugelaufen. Die kleine grauhaarige Frau begrüßte ihn mit einem alles verzeihenden Lächeln und einer herzlichen Umarmung. „Oh Rick, du bist nach Hause gekommen!“
Zögernd sah er sie an. „Freust du dich wirklich, mich zu sehen?“
Tränen strömten Maria Covelli über die Wangen, als sie sein Gesicht umfasste und ihn küsste. „Du bist mein Sohn. Natürlich freue ich mich.“
Rick hatte vor Rührung einen Kloß im Hals. Gleichgültig, was passierte, er konnte immer auf seine Mutter zählen.
Nachdem auchnonna Vittoria und seine Schwester Angelina ihn willkommen geheißen hatten, setzten sie sich an den Tisch, der für die Familie und die Angestellten reserviert war.
„Oh Junge, du musst halb verhungert sein!“, rief Maria entsetzt. „Du bestehst ja nur noch aus Haut und Knochen!“ Bevor er protestieren konnte, war sie schon in der Küche verschwunden. Nonna folgte ihr auf den Fersen.
Rick lächelte seine Schwester an. „Es ist schön, wieder zu Hause zu sein.“
Durch das Fenster hatte Jill das Motorrad auf der Main Street gesehen, als sie gerade einen Gast bediente. Doch nie im Leben hätte sie vermutet, dass der Fahrer Rick Covelli sein könnte. Der Sohn, der seine Familie verlassen und damit das Herz der Mutter gebrochen hatte.
Und dann war er ins Lokal geschlendert, groß, schlank, ganz in Schwarz gekleidet, lächelnd. Ein Traummann. Sein Haarschnitt war kurz genug, um zivilisiert genannt werden zu können, und trotzdem so lang, dass er ihm ein wildes Aussehen verlieh. Das Gefährlichste waren jedoch seine schwarzen Augen. Ein Blick in diese Augen, und eine Frau träumte von Dingen, von denen sie besser nicht träumte.
Jill holte tief Luft, als sie seine breiten Schultern und die muskulöse Brust betrachtete. Zu der schwarzen Lederjacke trug er ein schwarzes, eng anliegendes T-Shirt und schwarze Jeans.
Sie riss sich von seinem Anblick los und steuerte auf die Küche zu. Rick Covelli war anders als alle Männer, die sie bisher kennengelernt hatte. Und sie hatte nicht damit gerechnet, ihn jemals wieder zu sehen.
„Jill“, rief Maria aus der Küche. Ihre Augen strahlten vor Glück.
Jill eilte zu ihr. „Ja, Maria?“
„Würdest du Rick bitte das Essen bringen und ihm sagen, dass ich sofort wieder bei ihm bin?“
„Natürlich.“ Jill lächelte, obwohl ihr nicht danach zumute war. Innerlich bebend nahm sie den Teller und verließ die Küche.
Rick trank einen Schluck von seinem Chianti. Langsam wich die Spannung von ihm, die er verspürte, seit er die Grenze nach