1. KAPITEL
Alan Parish kickte die leere Getränkedose in die Luft, ohne auf seine sorgfältig polierten Schuhe zu achten. Er hatte die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und beobachtete, wie die Dose scheppernd aufs regennasse Pflaster des Bürgersteigs fiel.
Schön, wenn es John Sterlings Kopf wäre, dachte er und gab der Dose erneut einen Tritt.
Er suchte nach passenden Schimpfwörtern, doch keines, das ihm einfiel, schien auf jenen eigentlich sehr netten Kerl zu passen, der ihm gerade die Frau vor der Nase weggeschnappt hatte. Und zwar direkt vor dem Traualtar. Das einzige Adjektiv, das Alan für diesen Mann einfiel, war clever.
Er nahm an, dass es sinnvoller gewesen wäre, Josephine schon vor Monaten oder Jahren zu heiraten. Stattdessen hatte er ihre Beziehung als etwas Naturgegebenes betrachtet und nicht mitbekommen, wie sie sich in einen ihrer Auftraggeber verliebte. Heute hatte sie ihn, Alan, einfach vor dem Altar stehen lassen, ehe ihre Mutter, die in der ersten Reihe saß, dazu kam, in Ohnmacht zu fallen.
Und nun waren seine Freunde und Kollegen wohl gerade dabei, das neue Brautpaar hochleben zu lassen – auf seine Kosten, und das nicht nur im übertragenen Sinn. Alan zuckte zusammen, als er an die Kiste mit seinem Lieblingschampagner dachte, die er an der Bar der Empfangshalle zurückgelassen hatte.
Ein Auto näherte sich mit hoher Geschwindigkeit und fuhr hupend an ihm vorbei durch eine tiefe Pfütze. Alan bekam die kalte Dusche direkt ab. Er fühlte, wie das schmutzige Wasser seine Kleidung bis auf die Haut durchnässte. Der weiße Volvo, der schuld an seiner Misere war, bremste scharf und hielt, wobei ein Vorderrad auf den Bürgersteig geriet.
Alan wunderte sich nur mäßig, denn er kannte Pamela Kaminskis Fahrkünste zur Genüge.
„Tut mir leid“, rief sie und raffte ihre Röcke, um auszusteigen, was ihr nur mit Mühe gelang. „Der Saum dieses verdammten Kleids hat sich im Pedal verheddert.“ Sie schlug die Wagentür zu und humpelte zu Alan hinüber. „Einer meiner Absätze ist übrigens abgebrochen“, berichtete sie.
Alan wischte mit einem Finger über seine wasserbespritzten Brillengläser. Eigentlich hätte Pamela in ihrem pfirsichfarbenen Tüllkleid höchst lächerlich wirken müssen, doch das war nicht der Fall. Sie war nicht im Geringsten eitel und sah außerdem grundsätzlich so umwerfend aus, dass selbst dieses scheußliche Brautjungfernkleid daran nichts ändern konnte.
Aus ihrem tiefen Dekolleté förderte sie nun eine Handvoll Taschentücher zutage. Dann schob sie eine dunkelblonde Haarsträhne, die ihrer Hochfrisur entschlüpft war, hinters Ohr und begann Alans Gesicht trockenzutupfen. „Es tut mir so leid“, sagte sie noch einmal.
„Schon gut“, gab er zurück. „Ich brauchte sowieso eine Abkühlung.“
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