: Hans Dominik
: Das stählerne Geheimnis Zukunftsroman
: Abenteuerverlag Pockau
: 9783842330481
: 1
: CHF 2.70
:
: Spannung
: German
: 324
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Misstrauisch beobachtet die Konkurrenz den jungen James William Roddington. In seinem amerikanischen Stahlwerk stellt dieser eine Vielzahl 100 Meter lange Rohre mit einem Innendurchmesser von einem Meter her. Man munkelt von Riesenkanonen, die er in Auftrag hat. Roddington jedoch lässt die Rohre mit Schiffen zu einer Stelle des Pazifiks transportieren, an der der Meeresgrund durch ein Seebeben bei sagenhaften 15.000 Meter Tiefe liegt. Mithilfe schwimmender Plattformen und Riesenkräne formt er nun aus diesen Rohren eine gigantische Röhre, die vom Wasserspiegel bis zum Grund des Pazifiks ja sogar noch Hunderte Meter unter diesen reicht. Er selbst und seine Mitstreiter fahren nun per in der Röhre eingebautem Aufzug hinab zum Meersgrund. Was sie dort treiben, gefällt vor allem den Japanern nicht ... Ungekürzt, Korrektur gelesen und in neuer deutscher Rechtschreibung. Der Inhalt des E-Books entspricht der 1. Auflage von 1934.

Hans Dominik wurde 1872 in Zwickau geboren und starb 1945 in Berlin. Er war Ingenieur und Wissenschaftsjournalist, Dramaturg für Kurzfilme und arbeitete später als freier Schriftsteller. Schon bald wurde er durch seine vielgelesenen Zukunftsromane zum gefeierten Erfolgsautor.

4. KAPITEL


Dr. Wegener erfreute sich bei den Wachoffizieren der «Blue Star» keiner besonderen Beliebtheit. Sie hatten ihn zuerst als eine komische Figur, als einen überstudierten Dutchman, betrachtet und versucht, ihn zur Zielscheibe für bisweilen etwas derbe seemännische Scherze zu machen, aber die Lust dazu war ihnen schnell vergangen. Der deutsche Doktor hatte eine Art, den Betreffenden so merkwürdig durchdringend anzusehen und so sarkastisch zu antworten, dass er sich die Achtung erzwang, die man ihm anfangs verweigern wollte.

Jetzt hatte man an Bord der «Blue Star» Respekt vor ihm, aber man sah es jedes Mal mit stillem Verdruss, wenn er mit seinen Instrumenten auf die Brücke der Jacht kam und etwa den Schiffsort überraschend schnell und genau feststellte. Am liebsten hätte man ihn dort überhaupt nicht geduldet, aber leider stand auch noch eine andere Autorität hinter dem Dutchman. James William Roddington hatte einen schriftlichen Befehl erlassen, dass alle Anordnungen seines Freundes ebenso auszuführen seien wie seine eigenen. Bisher hatte Dr. Wegener von dieser Vollmacht nur selten Gebrauch gemacht, dann aber auch durch die eigenartige zwingende Gewalt, die von seiner Person ausging, die Erfüllung seiner Anweisungen schnell und restlos durchgesetzt.

***

Nach dem Dinner erschien Dr. Wegener wieder auf der Brücke der «Blue Star», bepackt mit allerlei merkwürdigen blinkenden Instrumenten. Mit einem kurzen Gruß an den Zweiten Offizier, MacClure, der gerade die Wache hatte, ging er zu seinem gewohnten Platz an Steuerbord. Auf einem Tischchen baute er dort die Apparate auf und machte es sich in einem Sessel davor bequem.

Gleichmütig schritt MacClure auf der Brücke hin und her. Nur bisweilen warf er einen schiefen Blick auf Dr. Wegener und beobachtete, wie der mit seinen Instrumenten hantierte und dazu Notizen auf einem Schreibblock machte. Was für einen neuen wissenschaftlichen Humbug mochte der Deutsche da wieder vorhaben! Schon seit geraumer Zeit lag der Bleistift unbenutzt neben dem Block. Wie fasziniert starrte Dr. Wegener auf die Skalen seiner Instrumente. Jetzt sprang er auf, griff nach einem Fernglas und begann den Horizont nach allen Seiten abzusuchen.

«Verrückter Dutchman», murmelte MacClure durch die Zähne, «weit und breit kein Schiff in Sicht. Was sucht der mit seinem ...?» Er schrak zusammen. Das letzte Wort blieb ihm im Hals stecken.

Mit einem jähen Sprung war der Doktor an seiner Seite und schrie ihm einen Befehl ins Gesicht. «Ruder hart backbord!»

Ohne erst das Kommando des Wachoffiziers abzuwarten, führte der Rudergast das Manöver aus. Derweil lag die Hand Dr. Wegeners schon an dem Griff des Maschinentelegrafen. Rasselnd dröhnte der Befehl «Volldampf voraus!» nach unten.

In kurzem scharfem Bogen stellte die «Blue Star» sich auf den neuen Kurs, stärker schlugen ihre Schrauben unter dem vollen Druck das Wasser.

Erst jetzt kam MacClure zur vollen Besinnung. Er wollte etwas sagen, in dem neuen Befehl, den Dr. Wegener ihm entgegenrief, ging es unter. «Die Besatzung und die Passagiere alarmieren! Alle Mann unter Deck!»

Zwei-, dreimal musste er es hinausschreien, bevor MacClure es begriff und den Befehl durch den Telegrafen unter Deck gab. Der wollte etwas sagen, wollte fragen.

Dr. Wegener hatte keine Zeit, ihm zu antworten. Nur mit der Hand deutete er nach vorn, schob jetzt den Rudergänger beiseite, griff in die Speiche