Ich erwartete den Schmerz, aber die Faust traf mich nicht. Stattdessen grunzte der laufende Meter wütend auf, so dass ich es riskierte, kurz zu blinzeln. Eine junge, atemberaubend hübsche Frau stand neben ihm. Sie war in ein blau schillerndes Kleid gehüllt, mit tiefem Ausschnitt und langen, weiten Ärmeln, das mich an Maid Marian aus dem Disney–Film Robin Hood erinnerte. Dazu passten auch die fuchsroten Haare. Ihre Figur, um die sie jede Sanduhr beneidet hätte, erinnerte dagegen eher an Filme mit einer höheren Altersfreigabe.
Ihre Finger umfassten das Handgelenk des Mannes knapp hinter der Faust, die nur wenige Zentimeter vor meinem Bauch schwebte. Der Mann grunzte nochmal, aber es schien, als sei sein Arm wie versteinert. Die Frau beugte sich zu dem Kleinen herunter, was mir einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté erlaubte, in dem sich makellose, glatte Haut und die Wölbung ihrer Brüste offenbarten, und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Es dauerte einen kurzen Augenblick, dann wurden die Augen des Mannes glasig, er lächelte dümmlich und ließ die Hand sinken.
»Ja, das machen wir«, sagte er wie in Trance, nahm seine verwunderte Freundin bei der Hand und schob die Glasnudelblonde vor sich her zum Ausgang. »Kennste die Schlampe?«, fragte sein Anhang schrill, aber der Schläger schien es gar nicht zu registrieren.
Während ich dem Geschehen noch nachsah, kam meine Retterin einen Schritt näher, streckte mir eine schlanke Hand hin und sagte mit voller, warmer Stimme: »Veronique!«
Nachdem einige Sekunden vergangen waren, in denen ich sie stumpfsinnig angestarrt hatte, wiederholte sie: »Veronique! Das ist der Moment, wo du meine Hand nimmst und dich vorstellst.«
»Oh, sicher«, sagte ich und ergriff ihre Hand. Das Adrenalin der jüngsten Nahtoterfahrung ließ meine eigene so stark zittern, dass ich ihren Unterarm in Schwingung versetzte. »Klaus«, sagte ich. »Klaus Holger.«
»Klaus–Holger?«, fragte sie.
»Äh, ja. Holger ist der Nachname«, sagte ich und musste einen Großteil meiner Konzentration darauf verwenden, nicht in ihren Ausschnitt zu starren.
»Aha«, sagte sie und löste mit der anderen Hand meine klammernden Finger, um das Händeschütteln zu beenden. Ich zog meine Hand eilig zurück, bemerkte, wie ich rot wurde und erklärte überflüssigerweise: »Klaus ist der Vorname.«
Sie sah mich einen Augenblick mit gerunzelter Stirn an, dann entblößte ein neuerliches Lächeln zwei Reihen makelloser, weißer Zähne. »Ich trinke Gin–Tonic«, sagte sie und legte eine Hand auf meine Schulter.
»Aha«, sagte ich. »Und, schmeckt gut?«
Sie löste die Hand von meiner Schulter, um sich damit die Schläfen zu massieren. »Das wird eine lange Nacht«, murmelte sie und atmete tief durch, was spannende Bewegungen unter dem Kleid auslöste. Dann hob sie den Kopf wieder und sagte, mit einem mittlerw