Oder fragen wir erst einmal vorweg: Was muss ich machen, um eine Reise nach Kappadokien genießen zu können? Zuerst darf man kein Faulenzer sein. Stundenlanges Sonnenbaden am Strand verbietet sich schon allein durch die geografische Lage. Aber auch die Flanier- und Shoppingmöglichkeiten halten sich in Grenzen und ein Nachtleben existiert nur vereinzelt. Kappadokien ist ein Dorado für den aktiven Urlauber, der etwas erleben und entdecken will und kulturell interessiert ist. Fußkrank darf man hier nicht sein. Nicht nur aufgrund des manchmal unwegsamen Geländes ist es von Vorteil gut auf den Beinen zu sein. Nein, auch türkische Bordsteinkanten haben es in sich.
Beweglichkeit ist auch im geistigen Sinne gefordert. Besonders individuell Reisende werden sehr schnell merken, dass die Uhren hier etwas anders ticken. Letztendlich bereist man ein islamisches Land, was dem Badetouristen von der Küste oft nicht bewusst ist. Diese kulturellen Unterschiede ziehen sich dann fort bis zu ganz banalen Dingen, wie dem für uns etwas fremden Bussystem hier vor Ort. Kontaktscheue Menschen werden ihre Schwierigkeiten haben, sich in diesem fremden Land zurechtzufinden. Wie immer im Leben heißt es auch hier: Wer fragt, gewinnt und ihm wird geholfen. Scheuen sie sich nicht, offen auf die Menschen zuzugehen! Wer offen und ohne Ängste den Leuten begegnet, hat schon die wichtigste Vorraussetzung erfüllt, um unvergessliche Tage in Kappadokien zu verbringen.
Aber was ist es nun, was den Reiz dieser Landschaft ausmacht? Zwei Faktoren spielen hier eine wichtige Rolle. Zuerst ist es diese urtümliche Naturkulisse. Wer sie das erste Mal erblickt, ist sofort überwältigt. Aber richtig belohnt wird derjenige, der sich Rucksack und Wanderschuhe schnappt und die vielen Seitentäler durchwandert. Die irrsinnigsten Felsformationen gilt es auf diesen Wanderungen zu entdecken, begleitet von dieser für Europäer so ungewöhnlichen Stille, nur unterbrochen vom Gesang der Vögel und dem Summen der Insekten. Dabei wandert man stetig durch einen fruchtbaren Talgrund, in dem sich die Obstgärten einander ablösen. Hier kommt der Naturfreund voll auf seine Kosten und kann sich vom Stress des Alltags erholen.
Der zweite Faktor heißt Kultur! Nirgends sonst auf der Welt trifft man eine solch einmalige Landschaft an, die gleichzeitig so voll von den Spuren großer Kulturen ist. Besonders das frühe Christentum hat sich hier hundertfach verewigt. Auf beiden Seiten der Täler findet man eine Unmenge von alten Höhlenkirchen und Klöstern. Geschmückt mit zum Teil hervorragend erhaltenen Malereien verleiten sie immer wieder zum Abweichen vom Weg und lassen manche Wanderung doppelt so lange dauern. Nicht ohne Grund hat die UNESCO Kappadokien zum Weltkultur- und Naturerbe der Menschheit erklärt. Und diese Kombination aus Geschichte, Kunst, Kultur und grandioser Naturlandschaft birgt das Geheimnis von Kappadokien. Überall gibt es geheime Gänge und Winkel zu entdecken, die einem vorgaukeln, man hätte sie als Erster erblickt. Gar ganze Siedlungen lassen sich erforschen, ob bienenkorbartig in gewaltigen Felstürmen, oder bis zu 50 m tief im Erdreich. Stets haben die Menschen den Vorteil des weichen Vulkangesteins von Kappadokien genutzt, um sich ihren Wohnraum auf diese Art und Weise zu schaffen.
Aber wo liegt Kappadokien denn jetzt genau? Schaut man sich die Türkeikarte an, so sucht man am besten den exakt südlichsten Punkt des größten Flusses der Türkei mit Namen „Kızılırmak“ (Roter Fluss), der in der Antike als Halys berühmt wurde, und entdeckt dort den Ort Avanos, ca. 8 km nördlich von Göreme. Kappadokien liegt also fast genau im Zentrum des anatolischen Hochplateaus im asiatischen Bereich der Türkei mit einer Entfernung (Luftlinie) von ca. 420 km nach Antalya, 560 km nach Istanbul, 600 km nach Damaskus und 1000 km nach Sofia in Bulgarien, also ein wahrer Schnittpunkt der Kulturen. Das Zentrum Kappadokiens ist der Ort Göreme mit einem Umkreis von ca.30 km, in dem sich die meisten touristischen Highlights konzentrieren. Dieses bedeutet außerdem, dass wir uns dort auf einer Höhe von 900m bis 1400m