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»Bringt uns unsere Toten.«
Im selben Moment, als er hinter sich die Stimme hörte, spürte Richard den Griff einer eiskalten Hand auf seiner Schulter.
Er zog sein Schwert und wirbelte herum.
Das unverwechselbare stählerne Klirren zerriss die gedämpfte frühmorgendliche Stille. Die seiner Klinge innewohnende Kraft folgte dem Ruf und erfüllte Richard in Vorbereitung auf den Kampf mit Zorn.
Im Dunkel, unmittelbar hinter der Stelle, wo er auf Wache gewesen war, standen drei Männer und zwei Frauen. Das verglimmende Lagerfeuer, das ein Stück weit hinter ihm brannte, warf ein schwaches, rötlich flackerndes Licht auf die fünf versteinerten Mienen. Untätig standen die ausgezehrten Gestalten da, mit hängenden Schultern, die Arme kraftlos an den Seiten.
Neben einer ersten Andeutung auf den bevorstehenden Regen trug die Luft den Geruch von Holzrauch von dem Feuer hinten beim Lager heran, den Duft von Balsamtannen und des ganz in der Nähe wachsenden Zimtfarns, ihrer Pferde sowie den muffigen Geruch des feuchten, den Boden bedeckenden Laubs. Richard meinte plötzlich auch einen Hauch von Schwefel wahrzunehmen.
Obwohl keiner der fünf bedrohlich wirkte oder so auftrat, ließ die knisternde Energie der uralten Waffe, die er in Händen hielt, sein Herz wild pochen. Ihre passive Haltung war nicht dazu angetan, sein Gefühl von Gefahr zu zerstreuen, seine Kampfbereitschaft zu vermindern, sollten sie plötzlich zum Angriff übergehen.
Mehr als alles andere beunruhigte ihn allerdings der Umstand, dass er in der frühmorgendlichen Stille zwar auf jedes Geräusch gelauscht, auf jede Bewegung geachtet hatte – schließlich bestand darin der Sinn des Wachestehens –, aber er hatte die fünf Fremden von hinten weder kommen gehört noch sie gesehen.
Für Richard war der Aufenthalt im Wald eigentlich nichts Ungewöhnliches. Es war praktisch undenkbar, dass sich auch nur ein Eichhörnchen unbemerkt an ihn heranschlich, von fünf Personen ganz zu schweigen.
Und doch hatten es diese fünf getan.
Richard war nur ein falsches Wort, eine plötzliche Bewegung davon entfernt, seine Zurückhaltung aufzugeben, seinem Zorn freien Lauf zu lassen. Gedanklich hatte er diesen Schritt bereits vollzogen, jede Bewegung vorausberechnet und entschieden. Sollte auch nur einer der fünf irgendetwas Falsches tun, würde er nicht zögern, sich selbst und seine Begleiter im Lager hinter ihm zu verteidigen.
»Wer seid ihr?«, fragte er. »Was wollt ihr hier?«
»Wir s