: Anne Bezzel
: Caritas Pirckheimer Äbtissin und Humanistin
: Verlag Friedrich Pustet
: 9783791760773
: kleine bayerische biografien
: 1
: CHF 11.00
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 128
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Von zahlreichen Gelehrten und Geistesgrößen ihrer Zeit wurde die hochgebildete Caritas Pirckheimer, Äbtissin des Nürnberger Klaraklosters, als Gesprächs-partnerin geschätzt. Vielen galt sie als weibliches Idealbild des humanistischen Menschen. Als die Reformation in Nürnberg Einzug hielt, geriet sie durch ihr unerschütterliches Festhalten an der klösterlichen Lebensform in ungewollte Gegnerschaft mit den Stadtvätern. Ihr unerschrockenes Eintreten für die eigene Position und ihre Gabe zum Dialog mit Andersdenkenden machen Caritas Pirckheimer zu einer bis heute faszinierenden Persönlichkeit. Die Biografie bietet interessante und spannende Einblicke in die Zeit des religiösen und gesellschaftlichen Umbruchs des 16. Jahrhunderts.

Anne Bezzel, Diplomtheologin, geb. 1976, promoviert in evangelischer Kirchengeschichte. Sie ist als Vikarin und freiberufliche Autorin tätig.

2   Aus Barbara wird Caritas: Der Eintritt ins Klarakloster


Ein Abschied für immer


Als Barbara in der Pfingstwoche 1479 im Alter von zwölf Jahren in den Konvent der heiligen Klara in Nürnberg eintritt, ist dies angesichts ihres Lerneifers und ihrer Begabung ein aus damaliger Perspektive folgerichtiger Schritt.

Was dem jungen Mädchen im Schutzraum ihrer Familie ermöglicht worden war – Zugang zu einem fundierten klassischen Bildungskanon –, kann allein im Rahmen einer klösterlichen Schulbildung fortgesetzt werden. Die vier Lateinschulen der Stadt stehen nur den Patriziersöhnen offen.

Wenn ihr das »falsche« Geschlecht die Möglichkeit einerstädtischen Bildung versagt hatte, so wird ihr nun beinahe auch der Weg derklösterlichen Bildung versperrt. Ursache dafür ist Barbaras Geburtsort: Wenngleich sich die Pirckheimer als Nürnberger verstehen, wenngleich Barbara seit einigen Jahren beim Nürnberger Großvater am Hauptmarkt lebt – ihr Geburtsort ist Eichstätt. Von Rechts wegen, nach dem Willen des Rates und der von Papst Sixtus IV. 1476 erlassenen Bulle dürfen jedoch nur Nürnberger Bürgerinnen als Chorschwestern aufgenommen werden.

Was aber ist eine Nürnberger Bürgerin? Im Zuge einer Streitigkeit aus dem Jahr 1482 wird festgesetzt, dass dieser Status zwingend und ausschließlich an die Geburt(indigene) gekoppelt ist. Eine spätere Einbürgerung wird als Option ausgeschlossen. Noch im März des Jahres 1479, wenige Wochen vor Barbaras Aufnahme, wird der gesamte Konvent von einer Delegation des Rates an das Gesichtsfenster des Klosters beordert. Dort verliest man die päpstliche Bulle. Jede einzelne Schwester wird unter Anwesenheit eines Notars namentlich aufgerufen und muss durch Kopfnicken zu verstehen geben, dass sie die Weisung des Papstes zur Kenntnis genommen hat: Nicht-Nürnbergerinnen ist der Eintritt zu verwehren!

 

 

Abb. 3: Stadtansicht Nürnbergs nach Hartmann Schedels Weltchronik von 1493

 

Erst sieben Jahre später, im Jahr 1486, kann der Konvent bei Innozenz VIII. eine Aufhebung der Aufnahmebeschränkung erwirken – nicht nur in Nürnberg geborene, sondern auch in der Stadt ansässige Frauen dürfen nun aufgenommen werden. Was im Fall der »Eichstätterin« Barbara Pirckheimer geholfen haben mag, die strenge päpstliche Bestimmung zu umgehen, ist nicht bekannt. Ob die Nürnberger Wurzeln der Familie, ihr Ansehen oder der Einfluss des Großvaters eine Rolle gespielt haben?

Bald schon zeigt sich, dass die Äbtissin Margarete Grundherr mit Barbara eine Schülerin gewonnen hat, die in hervorragender Weise auf das vorbereitet ist, was das Leben im vom Geist des Frühhumanismus geprägten Klarakloster ausmacht: die Einübung in eine ernsthaft gelebte Frömmigkeit, der Unterricht in der Heiligen Schrift, den Schriften der Kirchenväter, der antiken Autoren und nicht zuletzt – als Voraussetzung und Handwerkszeug – das Erlernen der lateinischen Sprache.

Caritas als Novizin und junge Nonne


Der Lerneifer und die Wissbegierde der jungen Klosterschülerin müssen beeindruckend gewesen sein. Die in ihr seit Kindertagen geweckte Liebe zum Wissenserwerb und der fundierte Unterricht durch die gelehrte Großtante machen es ihr offenbar leicht, sich den Anforderungen der Klosterschule zu stellen. Vor allem auf