1. KAPITEL
Noch vor einer Woche hatte Heather Hughes multiple Orgasmen als reine Fantasie abgetan, etwas, an das nur wenige Leute glaubten und das noch weniger Leute tatsächlich selbst erlebt hatten. So wie man an die Zahnfee glaubte, an Liebe auf den ersten Blick oder an eine fettfreie Salatsoße, die wirklich schmeckte.
Doch Heather hatte sich geirrt. Und wie sie sich geirrt hatte!
„Ich glaube, ich brauche einen Defibrillator“, stieß sie schweratmend hervor und sank mit schnell schlagendem Herzen in die seidigen Kissen und Laken. Sie hatte noch immer weiche Knie, und alle Kraft schien aus ihren Muskeln gewichen zu sein. Der Sex an der Wand war unglaublich lustvoll aber auch sehr anstrengend gewesen. Das Einzige, was sie im Moment noch bewegen konnte, waren ihre Lippen, die sich zu einem sattzufriedenen Lächeln verzogen. „Wirst du mich wiederbeleben?“
„Wie wäre es mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung?“, fragte Nathan, ließ sich neben sie fallen und suchte in den zerknitterten Laken ihre Hand.
„Ich glaube, die hatten wir schon. Und zwar mehr als einmal.“
„Beklagst du dich etwa?“, fragte er mit einem selbstbewussten, sehr männlichen Lachen. Er kannte bereits die Antwort.
„Auf gar keinen Fall.“
Um Himmels willen, nein! Nate Watson war der beste Küsser, dem sie je begegnet war. Der beste Liebhaber ebenfalls. Und der bestaussehende, der smarteste, der heißeste, der humorvollste. Er war – ohne Zweifel – der perfekte Mann.
Es war schwer zu glauben, dass sie ihn erst seit zweiundsiebzig Stunden kannte.
Als Heather für ein Mädels-Wochenende nach Las Vegas gefahren war, hätte sie sich nie erträumt, dass sie so einen tollen Mann kennenlernen würde. Und ganz sicher hatte sie nicht erwartet, dass er sie bitten würde, den Trip zu verlängern, damit sie mehr Zeit zusammen verbringen konnten.
Sie hatte zuerst abgelehnt, da zu Hause Verpflichtungen auf sie warteten. Sie besaß eine Kunstgalerie direkt im Zentrum von Santa Fe und nahm sich selten eine Auszeit. Aber ihre beiden besten Freundinnen hatten sie gedrängt zu bleiben. Sie hatten gemeint, jede Frau sollte sich einmal in ihrem Leben auf ein wildes Abenteuer einlassen. Besonders, wenn es sich um einen Mann handelte, von dem man sonst nur träumen konnte. Heather wusste, dass sie recht hatten. Und nachdem ihre Freundinnen ihr versprochen hatten, niemandem zu erzählen, dass sie heißen Sex mit einem Fremden hatte, dem sie am Spieltisch begegnet war, sagte sie Ja.
Heather hatte noch nie so etwas Wildes und Draufgängerisches getan. Sie war die sympathische, zuverlässige, viel zu gutherzige Besitzerin einer Kunstgalerie und man erwartete eher von ihr, dass sie der Heilsarmee beitreten würde, als sich auf eine kurze, heftige Affäre mit einem Fremden einzulassen. Doch sie war hier. Und ganz ehrlich – sie war noch nie glücklicher gewesen.
„Bist du sicher, dass du heute nicht mitkommen willst?“, fragte Nate. „Es gibt auch ein Buffet.“
„Nein, ich denke nicht“, erwiderte sie und schüttelte langsam den Kopf, die einzige Bewegung, zu der sie im Moment fähig war. „Ich muss mich am Pool erholen.“
„Wovon?“
„Von d