: Johannes Wilkes
: Strandkorb 513 Spiekeroog Krimi
: Prolibris Verlag
: 9783954751365
: 1
: CHF 6.10
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 252
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Stürmischer Wind peitscht den menschenleeren Strand von Spiekeroog. Nur ein einsamer Urlauber trotzt dem Wetter. Und entdeckt im Strandkorb 513 einen Mann, den Körper merkwürdig verrenkt. Der schläft doch nicht, der ist tot! Karl-Dieter holt seinen Freund, Kriminalkommissar Mütze. Und dann stehen sie gemeinsam vor dem Strandkorb - er ist leer und sorgfältig vergittert. Keine Leiche, kein Mord. Basta. Die beiden Freunde genießen ihre Inselferien. Bis eine Tote am Strand gefunden wird. Der Inselpolizist Ahsen, spezialisiert auf das Auffinden von gestohlenen Bollerwagen, gibt sich mit der Erklärung Selbstmord zufrieden. Aber es gibt eine Verbindung zwischen der toten Frau und dem mysteriösen Strandkorb 513. Nun nimmt Mütze, unterstützt von Ahsen und Karl-Dieter, die Ermittlungen auf. Noch ahnen sie nicht, in welche Abgründe sie schauen werden ...

Johannes Wilkes, in Dortmund geboren, als der Pott noch rauchte, entwickelte erste Mordfantasien beim Sezieren einer formalingetränkten Leiche während seines Medizinstudiums in München. Er arbeitet heute als Jugend­psychiater, ist Autor zahlreicher unblutiger Bücher (u. a. Der kleine Kindertherapeut, Ich singe dir mit Herz und Mund, Der Aldi-Äquator) und leidenschaftlicher Strandgänger auf Spiekeroog. Hier spielt sein erster Kriminalroman: Der Tod der Meerjungfrau. Danach widmete er sich einer Gauner­komödie (Ein Terrorist im Gepäck) und lässt nun erneut das Pärchen Karl-Dieter und Mütze auf Spiekeroog ermitteln.

Ein Sonntagnachmittag im August

Schlechtes Wetter? Nicht auf Spiekeroog. Stürmt und regnet es, ist’s erst richtig schön. Findet zumindest Karl-Dieter. Dann hat man den Strand ganz für sichund die tobende Nordsee noch dazu. Ein herrliches Naturspektakel! Schade nur, dass Mütze das anders sah. Saß lieber in »Sir George’s Pub« und guckte Fußball. Wie öde! Was für ein Erlebnis wäre es doch gewesen, zu zweit gegen den Sturm anzukämpfen und danach in der gemütlichen Ferienwohnung auf das geblümteKuschelsofa zu fallen, um gemeinsam einen heißen Teezu schlürfen. Wenn’s sein musste auch mit Schuss.

Auf ihre Ferienwohnung hätte Karl-Dieter niemals verzichtet. Mütze hatte zwar den Vorschlag gemacht, in die »Linde« zu gehen, ein äußerst verführerisches Angebot, denn das alte Inselhotel mit seinem herrlich nostalgischen Charme ist ein echter Hingucker. Aber eine Ferienwohnung ist eben eine Ferienwohnung. Nirgendwo kann man es sich so gemütlich machen. In der »Linde« brauchst du nicht zu kochen, hatte Mütze gemeint. Nicht zu kochen! Als wenn das ein Gegenargument gewesen wäre! Karl-Dieter liebte es, in der Küche zu stehen. Zuletzt hatte er einen Kochkurs beim Erlanger Hausfrauenbund besucht: »Gesunde Küche für die silberne Generation.« Lauter leckere Gerichte, die er nun ausprobieren wollte.

»Silberne Generation?«, hatte Mütze misstrauisch gefragt. Sie seien doch beide im besten Mannesalter.

»Schon, schon«, hatte sich Karl-Dieter beeilt zu antworten. Gesunde Küche aber könne auch echten Kerlen nicht schaden. Er hatte den Seniorenkurs doch nur deswegen belegt, weil er sich so gut mit alten Damen verstand, aber das brauchte Mütze nicht zu wissen.

Karl-Dieter, der als Kulissenbauer beim Theater Erlangen arbeitete, hatte die Macht des Windes unterschätzt. Ganz schön anstrengend, dagegen anzulaufen. In seinem gelben Ostfriesennerz kam er gewaltig ins Schwitzen. Vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte eine kleinere Runde gewählt, aber Karl-Dieter hatte denfesten Vorsatz gefasst, einen Aktivurlaub zu machen undein paar Kilos auf der Insel zu lassen. Da war etwas Schwitzen völlig okay.

Sie waren nun zum zweiten Mal auf Spiekeroog. Ihr erster Besuch hatte dienstliche Gründe gehabt, Mützehatte den Mord an derMeerjungfraulösen müssen. Damals hatten sie sich unsterblich in die bezaubernde kleine Insel verliebt und beschlossen, privat wiederzukommen. Gestern waren sie eingetroffen und hatten dieselbe Ferienwohnung bezogen wie vor zwei Jahren,»Nachtigall«, gleich gegenüber der alten Inselkirche. Pfeifend hatte Karl-Dieter ihre Wäsche in die Schubladen gelegt, ordentlich auf Kante, selbstverständlich. Zwei Wochen herrliche Zweisamkeit! Und – wer weiß? – vielleichtwürde sich Mütze endlich durchringen, ihm seinen größten Traum zu erfüllen.

Karl-Dieter atmete tief durch, legte sich schräg gegen die Böen und kämpfte sich tapfer weiter den Strand entlang, während der Sturm ihm weiße Schaumfetzen um die Ohren fegte. Nicht nur Mütze, die ganze Insel schien beschlossen zu haben, daheimzubleiben. Kein Mensch war zu sehen. Karl-Dieter hatte nun den Abschnitt erreicht, wo die Strandkörbe dem Wind trotzten. Einsam standen sie im Sturmgebraus, verl