: Dr. Roland Steidl, Gerhard Gäbler
: Soziale Strategien für morgen Ein Plädoyer für die Menschenwürde
: Otto Müller Verlag
: 9783701362363
: 1
: CHF 18.70
:
: Soziologie
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein tiefgreifender Wandel kennzeichnet unsere Gesellschaft. Ökonomisierung und Technisierung praktisch aller Lebensbereiche verändern das Leben bis tief in den Privatbereich hinein. Dabei schreiten die Veränderungen so rasant voran, dass es kaum mehr möglich scheint, Folgen rechtzeitig abzuschätzen, die Entwicklungen zu steuern oder sie angemessen zu reflektieren. Die genannte Dynamik hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch die Arbeitsfelder der sozialen Begleitung und Betreuung erfasst: Krankenpflege, Altenbetreuung und die Begleitung beeinträchtigter Menschen unterliegen zunehmend behördlichen Vorgaben. Begründet werden diese Vorgaben damit, dass die 'Sozialkosten' ein inakzeptables Ausmaß erreicht hätten. Sparmaßnahmen sind die Folge. Für nicht wenige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bedeutet diese Entwicklung eine immer größere körperliche und psychische Belastung und zugleich immer weniger Zeit für die jeweiligen Klienten und Klientinnen. Mit dem Buch Soziale Strategien für morgen soll die beschriebene Entwicklung reflektieret werden. Ziel des Projektes ist es, vielen Menschen in unserer Gesellschaft ein kritisches Bewusstsein im Blick auf Lebens- und Arbeitswelten zu ermöglichen. Die Beiträge dieses Buches wollen inspirierende Impulse zu wirksamer und dringend notwendiger Veränderung geben.

Dr. Roland Steidl geboren 1956, Studium der Philosophie; Erwachsenenbildner, Autor, Geistlicher Begleiter, Trainer für Körpersprache und Kommunikation; jahrzehntelanges Engagement im ökosozialen Bereich; seit 25 Jahren im Diakoniewerk Gallneukirchen im Bereich Aus- und Fortbildung tätig; Dozent an der FH Linz; Radioreihe '30 Minuten Philosophie' seit 6 Jahren. Mag. Dr. Gerhard Gäbler geboren 1943; Studium der Evangelischen Theologie, 1970 Ordination zum Pfarrer, 1990 Promotion zum Dr.phil. in Sonderpädagogik; langjährige Tätigkeit in diakonischen Einrichtungen in Österreich und Deutschland, seit 1974 im Diakoniewerk Gallneukirchen; von 1981 bis 2008 als Rektor, Vorsitzender des Vorstandes des Diakoniewerkes; derzeit u.a. Lehrtätigkeit an der Schule für Sozialbetreuungsberufe des Diakoniewerkes.

DANIELA PALK

Hat das Alter Zukunft?

Demografische Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung Österreichs, aber auch weltweite entsprechende Voraussagen, sind mittlerweile Allgemeingut. Die Inhalte dieser Voraussagen sind grundsätzlich bekannt1:

•Die Lebenserwartung in Österreich steigt konstant an, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Lag die Lebenserwartung bei Geburt 1970 für Männer noch bei 66,46 Jahren, ist sie bis 2013 auf 73,38 Jahre gestiegen. Für Frauen stieg dieser Wert im selben Zeitraum von 78,45 auf 83,56 Jahre.

•Aktuell beträgt die Lebenserwartung für beide Geschlechter zusammen 80,7 Jahre, jene der Männer liegt bei 78, jene der Frauen bei 83,3 Jahren. Die männliche Lebenserwartung ist im vergangenen Jahrzehnt um 2,4 Jahre, jene der Frauen um 1,8 Jahre gestiegen.

•Verbunden mit dieser Zunahme an Lebensjahren ist auch die Zunahme an Hochaltrigkeit. Die Wahrscheinlichkeit 100 Jahre alt zu werden, beträgt für Frauen aktuell 1,9 und für Männer 0,7%.

•Die Lebenserwartung wird noch weiter ansteigen. So wird sie für Männer nach aktuellen Berechnungen 2020 bei 81 und für Frauen bei 85,7 Jahren liegen. 2030 ist die Wahrscheinlichkeit für neugeborene Jungen 83,7 Jahre, für neugeborene Mädchen 87,8 Jahre alt zu werden sehr hoch. 2050 werden männliche Säuglinge bereits eine Lebenserwartung von 88 Jahren und weibliche Säuglinge eine Lebenserwartung von 91,7 Jahren haben. Zugleich wird aufgrund gesunkener Geburtenzahlen der Anteil jüngerer Menschen in der Gesellschaft sinken. Während der Anteil der Personen, die 65 Jahre und älter sind, 2013 bei 18,2% lag, wird dieser Wert 2030 bei 23,6% liegen und bis 2075 auf 28,6% steigen.

Wir werden also älter und leben damit länger. Vor allem die Baby-Boomer-Generation mit ihren geburtenstarken Jahrgängen von Mitte der 1950er bis zum Ende der 1960er Jahre tritt demografisch in doppeltem Sinn in Erscheinung: Viele Personen werden ein hohes Alter erreichen und zugleich hat diese Alterskohorte niedrigere Geburtenraten. Während eine große Zahl an Personen ab 2035 das hohe Alter erreichen wird, steht dem eine geringere Anzahl an jüngeren Personen gegenüber.

Dieser demografische Wandel verbunden mit dem Anstieg der Lebenserwartung und der Lebensdauer für breite Teile der Bevölkerung ist menschheitsgeschichtlich gesehen erstmalig und findet im Übrigen auch weltweit statt, wenn auch mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und auf unterschiedlichen Niveaus. Daraus ließe sich die Eingangsfrage nach der Zukunft des Alters aus prognostischer Sicht einfach beantworten – es ist sozusagen demografischbelegt, dass das Alter Zukunft hat. Und doch lohnt sich ein genauerer Blick auf das Alter(n), denn einiges deutet darauf hin, dass die Zukunft des Alter(n)s noch nicht so klar ausgestaltet sein dürfte – weniger im demografischen oder medizinisch-biologischen Sinn, sondern in seinen sozialen, qualitativen und ethischen Dimensionen. Zudem lohnt sich die Erörterung der Frage, wie denn eine offenbar offenkundige Zukunf