1. KAPITEL
„Du warst ein böser Junge. Komm sofort auf mein Zimmer.“
Unter dem Sweatshirt mit frechem Aufdruck zeichnete sich ein wohlgeformter weiblicher Oberkörper ab. Brent Bramwell schlenderte durch die neue Einkaufsstraße und begutachtete die bunte Ansammlung kleiner Boutiquen. Die Sache schien sich gut zu entwickeln, nun, da fast alle Geschäftsräume vermietet waren.
Aus den Augenwinkeln hatte er in einem der Schaufenster eine Bewegung wahrgenommen, war neugierig geworden und hatte trotz des eisigen Novemberwindes seinen Schritt verlangsamt. Von der Gestalt im Sweatshirt konnte er nicht mehr als die mittlere Körperpartie sehen. Die Frau war gerade dabei, neue Jalousien aufzuhängen. Offenbar stand sie auf einer Leiter. Ihr Kopf wurde von der halb herabhängenden Jalousie verdeckt, ihre Beine vom Fenstersims, zumindest von den Knien abwärts.
Doch der Teil von ihr, der sichtbar war, war gar nicht schlecht. Die Hüften waren rund und fest, die Schenkel schlank, die Brüste nicht zu klein und nicht zu groß.
Langsam trat Brent an das Schaufenster heran. Der eisige Wind blies ihm ins Gesicht und fuhr ihm durchs Haar. Noch einmal las er die Worte auf dem Sweatshirt und fragte sich, was für eine Frau das sein mochte, die mit einem solchen Spruch auf sich aufmerksam machte. Kurz vor dem Fenster blieb er stehen und betrachtete genüsslich den Streifen nackter Haut, der sich zeigte, als die Frau sich nun reckte. Er konnte sogar ihren Nabel sehen, eine kleine Vertiefung in einem festen flachen Bauch.
Sehr sexy.
In diesem Augenblick stieg sie von der Leiter. Ihre Blicke trafen sich. Ihre großen, glänzenden Augen waren braun mit einem dichten Kranz langer Wimpern. Schelmisch blitzten sie ihn an.
Brent verlor buchstäblich das Gleichgewicht.
Der Gehweg war eisbedeckt. Brent war ausgeglitten und fand sich plötzlich auf dem Rücken liegend wieder, über sich den grauen Novemberhimmel.
Die Tür der Boutique öffnete sich, und die Frau kam heraus. Sie geriet auf dem spiegelglatten Gehweg ebenfalls ins Schlittern, hielt sich jedoch im Gegensatz zu Brent auf den Beinen.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt und kniete sich neben ihn.
Er starrte in ihre Augen – die schönsten Augen, die er je erblickt hatte, strahlend und ausdrucksvoll, und suchte nach Worten. Doch ihm fiel nichts ein. Also nickte er nur. Die Sache war ja so peinlich, und schmerzhaft dazu. Außerdem klapperten ihm wegen der Kälte die Zähne.
„Können Sie aufstehen?“
„Ich fürchte, nein“, log er und wartete ab,