: Monika Specht-Tomann
: Trauernden Kindern Halt geben Was Eltern tun können
: Patmos Verlag
: 9783843607513
: 1
: CHF 8.90
:
: Familie
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Manche Kinder verkriechen sich und verstummen, wenn sie trauern. Andere sind kaum zu beruhigen und lassen ihren Tränen immer wieder freien Lauf. Nicht selten können trauernde Kinder auch aggressiv sein. Und wieder andere stellen die erstaunlichsten Fragen. Doch oft werden sie nicht wahrgenommen, sondern übergangen oder allein gelassen, weil auch die Eltern und Erzieher überfordert sind. Ihnen will Monika Specht-Tomann helfen, sensible Trauerbegleiter zu sein. Der empathische Ansatz ihres Buches eröffnet neue Blickwinkel und ermöglicht Erwachsenen wie Kindern, wieder Halt und Orientierung zu finden.

Dr. Monika Specht-Tomann, Psychologin und Physiotherapeutin, ist Autorin erfolgreicher Bücher zu den Themen Sterben, Tod, Trauer sowie Kinderängste. Sie hat vier erwachsene Kinder und lebt in Graz/Österreich.

Teil I
Kindern Halt geben


1. Mit kleinen Schritten in die Welt der Großen – Bausteine gelingender Erziehungsarbeit


Das Erleben von Verlusten, von Abschied, Sterben und Tod begleitet den Menschen sein ganzes Leben lang. Es handelt sich dabei gleichsam um Urerfahrungen menschlicher Existenz. Sie sind weder an einen bestimmten Wissens- oder Entwicklungsstand noch an ein bestimmtes Alter gebunden. Immer wieder berühren Abschied und Tod den menschlichen Lebensweg, legen sich für eine gewisse Zeit wie ein schwarzer Schatten über eine bestimmte Wegstrecke und lösen Gefühle der Trauer aus. Es ist und bleibt eine große Herausforderung, mit diesen Erfahrungen und Gefühlen gut umzugehen und gestärkt die nächsten Lebensschritte gehen zu können. Wichtige Bausteine, die helfen, die Schattenstrecken gut zu bewältigen und dabei die Sonnenseiten nicht aus den Augen zu verlieren, sind die Fä­higkeiten, die Gefühle der Trauer zuzulassen, sich einer Gemeinschaft anzuvertrauen und sich begleiten zu lassen. Doch dies ist oft leichter gesagt als getan. Die Bereiche Abschied, Verlust, Sterben und Trauer gehören nach wie vor zu den großen Tabu-Themen unserer Zeit. Unsicherheit, ängstliche Zurückhaltung, Beiseiteschauen und ein Verschieben »auf später« sind nur einige der üblichen Reaktionsweisen, die Trauernde einsam und hilflos zurück­lassen.

Wir leben in einer Gesellschaft, die für die belasteten und »dunklen« Wegabschnitte des Lebens wenig Hilfestellungen und rituell abgesicherte Verhaltensweisen bereithält. Doch auch auf der individuellen Seite gibt es eine Reihe von Hürden, die im Zusammenhang mit schwerwiegenden Verlusten sichtbar werden. Sich selbst auf positive Weise mit belastenden Situationen rund um einen schweren Verlust, einen Todesfall, auseinandersetzen zu können, hängt mit Fähigkeiten zusammen, deren Ansätze im Laufe der Kindheit erworben werden müssen. Es geht dabei um ein tief im Inneren verankertes Wissen, dass »alles gut werden kann«, und das Gefühl, in dieser Welt gut verwurzelt zu sein. Es geht um ein Vertrauen in sich selbst, in die Menschen der näheren und weiteren Umgebung – um ein Vertrauen »in Gott und die Welt«. Doch nicht jedem ist es vergönnt, in Geborgenheit groß zu werden und im geschützten Raum der Familie Schritt für Schritt in die Welt der Großen hineinwachsen zu können. Nicht jeder hat verständnisvolle Menschen um sich gehabt, die zur rechten Zeit die richtige Information, das richtige Wort oder die richtige Geste gefunden haben. Und nicht jeder hat das Glück, in einem Umfeld groß geworden zu sein, in dem die Erwachsenen selbst bereit und in der Lage sind, sich den existenziellen Fragen um Leben und Sterben, Abschied und Verlust zu stellen und das Kind bei der Suche nach Antworten auf diese Fra