: Alexandre Dumas
: Die Gräfin Charny
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: 9783958705241
: 1
: CHF 0.90
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 644
: kein Kopierschutz
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: ePUB
Dumas schildert packend und dramatisch das tragische Schicksal von Marie Antoinette, den Fall der Monarchie und das mit Liebe, Intrige und Verrat verwobene Schicksal der Adelsfamilie Charny inmitten der turbulenten Zeit der Französischen Revolution. »Die Gräfin von Charny« ist der Abschluss der vierbändigen Romanreihe »Memoiren eines Arztes«, zu der auch »Joseph Balsamo«, »Das Halsband der Königin« und »Ange Pitou« gehören, die Dumas zwischen 1846 und 1855 in den Feuilletons der Pariser Zeitung »La Presse« veröffentlichte.

Alexandre Dumas der Ältere (1802-1870) wächst als Sohn eines napoleonischen Generals in der nordfranzösischen Provinz auf. Früh verwaist und arm, begibt er sich als Neunzehnjähriger nach Paris, wo er zum Theater will. Weltbekannt wurde er durch »Der Graf von Monte Christo« und »Die drei Musketiere«.

Erstes Kapitel


 

Auf dem Weg von Versailles nach Paris machte vor dem Gasthaus an der Brücke zu Sèvres ein etwa fünfundvierzig- bis achtundvierzigjähriger Mann halt, der wie ein Schmied oder Schlosser gekleidet war. Ohne groß zu sein, war er ungemein schön gewachsen; er hatte einen kleinen Fuß; und auch seine Hand hätte für schön und zart gelten können, wenn sie nicht die Bronzefarbe der Eisenarbeiter gehabt hätte. Aber wenn man seinen Arm bis zu dem aufgerollten Hemdärmel betrachtet hätte, so würde man gesehen haben, dass die starken Muskeln mit einer feinen, fast aristokratischen Haut bedeckt waren.

 

Dieser Mann trug ein reich mit Gold eingelegtes Doppelgewehr, auf dessen Lauf der Name des Büchsenmachers Leclerc zu lesen war.

 

Der Mann war von Versailles gekommen und über alle Ereignisse genau unterrichtet; dem Wirt erzählte er, die Königin komme mit dem König und dem Dauphin; sie habe sich endlich entschlossen, dem Drängen des Volkes nachzugeben und in die Tuilerien überzusiedeln.

 

Während er dies sagte, schaute er mehrfach und aufmerksam in die Richtung nach Paris, aus der jetzt ein Wanderer kam, der ebenfalls dem Handwerkerstande anzugehören schien.

 

»He, Kamerad!« sagte der wartende Gast, »das Wetter ist kalt und der Weg lang; nehmen wir nicht ein Glas Wein zur Stärkung und Erwärmung?«

 

Der Wanderer sah sich um.

 

»Meint Ihr mich?« fragte er.

 

»Wen denn sonst? Ihr seid ja allein.«

 

»Und Ihr bietet mir ein Glas Wein an?«

 

»Warum denn nicht? Wir sind ja von dem gleichen Geschäft ...«

 

»Meinetwegen«, sagte der Handwerker, in das Wirtshaus eintretend.

 

Der Unbekannte deutete auf den Tisch und reichte ihm das Glas ...

 

»Die Nation soll leben!«

 

Die grauen Augen des Arbeiters hefteten sich einen Augenblick auf den andern. Dann sagte er:

 

»Das war wohl gesprochen: Die Nation soll leben! Was macht Ihr denn hier?«

 

»Wie Ihr seht, ich komme von Versailles, ich erwarte den Zug, um ihn nach Paris zu begleiten.«

 

»Was für einen Zug?«

 

»Wisst Ihr denn nicht, dass der König mit der Königin und dem Dauphin in Begleitung der Marktweiber und mit zweihundert Mitgliedern der Nationalversammlung, unter dem Schutz der Nationalgarde und Lafayettes, nach Paris zurückkehren?«

 

»Ich dachte es wohl, als ich mich heute früh um drei Uhr auf den Weg nach Paris machte.«

 

»So! Ihr habt heute früh um drei Uhr Versailles verlassen? Wart Ihr denn nicht neugierig, was dort vorgehen wird?«

 

»Jawohl, ich hätte gern gewusst, was aus dem Bourgeois wird, zumal da er, ohne mich zu rühmen, ein alter Bekannter ist; aber Ihr wisst ja, die Arbeit geht vor; man hat Weib und Kind, und die wollen leben, und das ist jetzt nicht so leicht, da die königliche Schlosserwerkstätte eingeht.«

 

Der Unbekannte ließ die beiden letzten An