: Honoré de Balzac
: Gesammelte Werke 65 Titel in einem Buch: Romane, Erzählungen und Essays: Vater Goriot, Glanz und Elend der Kurtisanen, Verlorene Illusionen, Vendetta, Eugénie Grandet, Katharina von Medici, Facino Cane, Adieu...
: e-artnow
: 9788026851103
: 1
: CHF 1.70
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: Anthologien
: German
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Dieses eBook: 'Gesammelte Werke' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Inhalt: Romane Das Chagrinleder Louis Lambert Der Landarzt Eugénie Grandet Vater Goriot Die Lilie im Tal Die alte Jungfer Verlorene Illusionen Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang Glanz und Elend der Kurtisanen Der Dorfpfarrer Die Frau von dreißig Jahren Junggesellenwirtschaft Kehrseite der Geschichte unserer Zeit Lebensbilder: Band 1&2 Erzählungen Der Ball von Sceaux Sarrasine Vendetta El Verdugo Die Börse Die Grenadiere Oberst Chabert Ein Drama am Ufer des Meeres Seraphita Facino Cane Die Messe der Gottlosen Die Entmündigung Katharina von Medici Das Haus Nucingen Die Geheimnisse der Fürstin von Cadignan Eine Evatochter Die falsche Geliebte Eine Episode aus der Zeit der Schreckensherrschaft Tante Lisbeth Die Kleinbürger Die dreißig tolldreisten Geschichten: Band 1 bis 3 Tolldreiste Geschichten (Freie verkürzte Nachdichtung von Bierbaum/Riba) Der Diamant Die Königstreuen Der Auftrag Eine dunkle Geschichte Szenen aus dem Landleben: band 1&2 Ein heimtückischer Streich Die Enthüllungen Die Gefälligkeiten einer jungen Frau Sticheleien Der Beschluß Die Logik der Frauen Weiblicher Jesuitismus Erinnerungen und Klagen Auf Beobachtung Die Ehetarantel Die Zwangsarbeiten Sauersüßes Lächeln Leidensgeschichte des Landhauses Das Leid im Leid Der achtzehnte Brumaire der Ehen Die Kunst, Opfer zu sein Der französische Feldzug Das Trauersolo Novellen Adieu Lebewohl Essays Physiologie der Ehe Physiologie des Alltagslebens Honoré de Balzac (1799-1850) war ein französischer Schriftsteller. Sein Hauptwerk ist der rund 88 Titel umfassende, aber unvollendete Romanzyklus La Comédie humaine - Die menschliche Komödie, dessen Romane und Erzählungen ein Gesamtbild der Gesellschaft im Frankreich seiner Zeit zu zeichnen versuchen.

Dieses Meer von Hausrat, Erfindungen, Moden, Kunstwerken und Bruchstücken bildete für ihn ein endloses Poem. Formen, Farben, Gedanken, alles lebte wieder auf, doch kein Ganzes bot sich der Seele dar. Der Dichter mußte die Skizzen des großen Malers ergänzen, auf dessen ungeheurer Palette die zahllosen Erzeugnisse menschlichen Lebens in verschwenderischer Fülle achtlos zusammengeworfen waren. Nachdem der junge Mann die Welt geschaut, Länder, Zeitalter, Herrscherepochen an sich hatte vorüberziehen lassen, wandte er sich einzelnen Schicksalen zu. Er versetzte sich in neue Gestalten, wobei er sich an Einzelheiten orientierte und das Leben der Völker, als zu niederdrückend für einen einzelnen Menschen, beiseite ließ.

Dort schlief ein Kind aus Wachs, aus dem Kabinett von Ruysch gerettet, und dieses liebliche Geschöpf rief die Freuden seiner eigenen Kindheit in ihm wach. Bei dem zauberhaften Anblick des Bastschurzes eines jungen Mädchens aus Tahiti malte seine glühende Phantasie ihm das einfache Leben in der Natur aus, die keusche Nacktheit echter Scham, die Wonnen des dem Menschen eigenen Müßigganges, ein ganzes Leben der Ruhe am Rande eines klaren verträumten Baches, unter einem Bananenbaum, der auch ohne Pflege sein wohlschmeckendes Manna spendet. Doch dann plötzlich wurde er Korsar und hüllte sich in die schreckliche Poesie des Lara, die ihm aus dem perlmuttfarbenen Glanz tausenderlei Muscheln und Sternkorallen entgegenströmte, die ihm den Duft von Tang, Algen und atlantischen Stürmen zutrugen. Doch gleich vergaß er die tosenden Fluten, da ein kostbares handgeschriebenes Meßbuch mit zarten Miniaturen, azurnen und goldenen Arabesken seine Bewunderung erregte.

Von friedlichen Gedanken sanft gewiegt, gab er sich aufs neue dem Studium und den Wissenschaften hin, wünschte sich das fette Leben der Mönche, frei von Leid und frei von Lust, legte sich in einer Zelle schlafen und blickte von seinem Spitzbogenfenster aus über die Wiesen, Wälder und Weinberge seines Klosters hin. Vor einigen Teniers zog er den Soldatenrock an oder teilte das harte Leben des Handwerksmannes; wünschte die schmierige, rauchgeschwärzte Mütze der Flamen aufzusetzen, spielte Karten mit ihnen, soff Bier und schäkerte mit einer drallen Bäuerin. Er zitterte vor Kälte beim Anblick eines Schneefalls von Mieris und kämpfte in einer Schlacht von Salvator Rosa. Er strich mit der Hand über einen Tomahawk aus Illinois und fühlte das Skalpiermesser eines Cherokee auf seinem Schädel. Eine Rubebe, die ihn entzückte, legte er in die Hand eines Burgfräuleins, lauschte der melodischen Romanze und abends am gotischen Kamin, im Halbdunkel, das ihm ihre gewährenden Blicke entzog, gestand er ihr seine Liebe. In vollen Zügen leerte er den Kelch der Freuden und der Schmerzen, versuchte sich in allen Daseinsformen und verausgabte sein Leben und seine Gefühle so verschwenderisch in den Trugbildern dieser plastischen und doch öden Welt, daß er den Hall seiner Schritte in sich wahrnahm wie den fernen Klang aus einer anderen Welt, wie das Brausen von Paris auf den Türmen von Notre-Dame.

Als er die Treppe zu den Räumen im ersten Stockwerk hinaufstieg, sah er Votivschilde, Rüstungen, geschnitzte Tabernakel, Holzfiguren, die auf den Stufen standen oder an die Wände gehängt waren. Verfolgt von den seltsamsten Formen, umgaukelt von wunderbaren Schöpfungen aus dem Grenzbereich von Tod und Leben, schritt er im Zauberbann eines Traums dahin. Zuletzt schien ihm seine eigene Existenz fraglich; er war wie diese Kuriositäten weder ganz tot noch ganz lebendig. Als er die neuen Lager betrat, fing es an zu dunkeln; doch Licht schien für die dort angehäuften gold- und silberfunkelnden Schätze überflüssig. Die kostspieligsten Liebhaberstücke von Verschwendern, die in Dachstuben geendet hatten, nachdem Millionen durch ihre Finger geglitten waren, befanden sich in diesem ungeheuren Bazar menschlicher Torheiten. Ein Schreibzeug, einst mit 100000 Francs bezahlt und für 100 Sous aufgekauft, lag neben einem Geheimschloß, dessen Preis dazumal genügt hätte, einen König loszukaufen. Hier zeigte sich der menschliche Geist im ganzen Gepränge seiner Jämmerlichkeit, im vollen Glanz seiner gigantischen Beschränktheit. Ein Tisch aus Ebenholz, ein vollendetes Kunstwerk, nach Zeichnungen von Jean Goujon geschnitzt, das jahrelange Arbeit gekostet hatte, war vielleicht zum Brennholzpreis gekauft worden. Kostbare Kästchen, Geräte, die von Feenhänden gefertigt schienen, waren gleichgültig übereinandergehäuft.

»Sie haben hier Millionen!« rief der junge Mann, als er im letzten Raum einer ungeheuren Zimmerflucht angelangt war, die von Künstlern des vorigen Jahrhunderts vergoldet und mit reicher Schnitzarbeit versehen waren.

»Sagen Sie lieber Milliarden«, erwiderte der pausbäckige junge Mann. »Aber dies hier ist noch gar nichts; kommen Sie erst in das dritte Stockwerk, dann werden Sie sehen.«

Der Unbekannte folgte seinem Führer und gelangte in eine vierte Galerie, wo an