: Lena Avanzini
: Nie wieder sollst du lügen Carla Bukowskis erster Fall
: Haymon
: 9783709937013
: Carla-Bukowski-Krimi
: 1
: CHF 11.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 344
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
NIEMAND KENNT IHR GEHEIMNIS - BIS ZUM ERSTEN MORD! TOTE HASEN. GRÜNE BLITZE. KLARER FALL FÜR CARLA BUKOWSKI. Zwei tödliche Autounfälle innerhalb weniger Tage. Und in beiden Fällen fehlen die Bremsspuren. Erweiterter Selbstmord, tragischer Unfall? Glauben zumindest die zuständigen Polizeibeamten. Eindeutig Mord!, ist sich Gruppeninspektorin Carla Bukowski sicher. Nur: Sie darf nicht ermitteln. Beurlaubt. Wegen einer blöden Kurzschlussreaktion. Also zieht sie im Alleingang los. Und stößt auf immer mehr Ungereimtheiten: Eine verwirrte Alte erzählt vom grünen Finger Gottes. Im Garten einer jungen Mutter liegen die Hasen tot im Stall. Und die zwei Verunglückten sind ehemalige Klassenkameraden. LÜGE. IRRSINN. WETTLAUF. MORD. Die Indizien verdichten sich. Und Carla Bukowski gerät immer tiefer hinein in einen packenden Strudel aus Lügen und Geheimnissen im Schatten der Vergangenheit. Was hat es mit dem Kleeblatt auf sich, dem Vierergespann, von dem zwei sterben mussten? Ist das nächste Opfer schon vorprogrammiert? Aber: Der einzige denkbare Mörder ist doch selbst schon lange tot! Die Ermittlungen werden immer zäher. Und Bukowski muss sich wohl oder übel fragen, ob sie sich den Fall nicht doch nur zusammengesponnen hat ... 'Dieser Krimi macht süchtig! Carla Bukowski ist eine geniale Ermittlerfigur, auch wenn man im echten Leben nicht unbedingt mir ihr befreundet sein möchte.' 'Ein äußerst packender Krimi, fast schon ein bisschen wie ein Thriller.' 'Virtuos bis zum Schluss, mit einem mehr als spannenden Finale. Mich hat der Krimi nicht mehr losgelassen.'

Wenn Lena Avanzini nicht gerade mit Musik beschäftigt ist, mordet sie. Im heimischen Keller in Innsbruck, im Zug oder in einem gemütlichen Café. Natürlich nur auf Papier. Am liebsten sind ihr dabei zwischen drei und sieben Leichen. Und selbst gebackener Marillenkuchen. Für ihren Erstling 'Tod in Innsbruck' wurde sie 2012 mit dem Friedrich-Glauser-Preis der Sparte Debüt ausgezeichnet. Ab sofort ermittelt Carla Bukowski, Avanzinis neueste Schöpfung, in einer mehrbändingen Serie bei Haymon.

2


7. August


Nowak starrte auf den Bildschirm. Ameisen, nichts als Straßen verschwommener Ameisen. Es ärgerte ihn, dass er es wieder nicht geschafft hatte, eine neue Lesebrille zu besorgen. Er rückte an seiner alten, schob den Laptop eine Handbreit von sich weg und kniff die Augen zusammen. Endlich verwandelte sich die Insektenschar in scharfe Buchstaben. Während er Mannis Bericht über den Unfall in der Höhenstraße überflog, rieb sein Zeigefinger über den Rand des Kaffeebechers, als könnte er ihn zum Klingen bringen.

Drei Tote, eine Schwerverletzte; so schwer verletzt, dass die Opferbilanz vermutlich bald auf vier erhöht werden musste. Die Kriminaltechniker hatten keinerlei Mängel oder Manipulationen am Fahrzeug feststellen können. Der Autolenker, ein gewisser Fritz Hirmer, Besitzer einer alteingesessenen Antiquitätenhandlung in der Hernalser Hauptstraße, wohnhaft im Eigenheimweg der Siedlung Hügelwiese in Neuwaldegg, keine dreihundert Meter vom Unfallort entfernt, war zum Zeitpunkt des Crashs weder alkoholisiert gewesen noch unter dem Einfluss von Drogen gestanden. Der gerichtsmedizinische Schlussbericht bescheinigte ihm vollkommene Gesundheit – bis er mit 64 km/h ungebremst gegen einen Betonpoller und schließlich in eine Gruppe von Bäumen gekracht war und in Folge mehrfache Rippenbrüche mit Lungenanspießung und einen Aortenriss davongetragen hatte. Zum Glück verblutete er, bevor der Wagen in Flammen aufging.

Bei seiner Frau Lisa ging es noch schneller. Aufgrund einer falsch eingestellten Kopfstütze erlitt sie einen Genickbruch. Schnipp und aus, Ende, keine Schmerzen, kein Kampf, vermutlich nicht einmal Todesangst.

Die beiden Kinder hatten es weniger gut getroffen: Die achtjährige Emilia war nicht angeschnallt gewesen. Bereits bei der Kollision des Wagens mit dem Betonpoller flog sie durch die Windschutzscheibe, wurde über die Böschung geschleudert und landete in einem Dickicht aus Brombeerbüschen und Haselnussstauden. Dadurch entging sie zwar dem Feuer, erlitt aber eine Schädelfraktur – neben unzähligen Schnitt-, Schürf- und Rissquetschwunden, mehreren Wirbelbrüchen, einem Trümmerbruch des linken Oberschenkels und zahlreichen kleineren Knochenbrüchen. Noch kämpfte sie in der Intensivstation einen wenig aussichtsreichen Kampf um ihr Leben, wenigstens bekam sie vom Ausmaß der Tragödie nichts mit, weil die Ärzte sie in künstlichen Tiefschlaf versetzt hatten.

Der Einzige, der den Aufprall mit heilen Knochen überstanden hatte, war Emilias kleiner Bruder. Jonas war noch am Leben gewesen, als seine Kleidung Feuer gefangen hatte, das folgerten die Gerichtsmediziner aus den Rußablagerungen in den Atemwegen und aus der im Blut befindlichen Menge an Kohlenmonoxid-Hämoglobin. Ob der Sechsjährige bei Bewusstsein gewesen war, konnte die Obduktion nicht klären.

Zum Glück nicht, dachte Nowak. Bestimmte Details nicht zu kennen, war manchmal eine Gnade. Das Wissen, dass es sich beim Verbrennen um die schmerzhafteste aller Todesarten handelte und dass Niki, der jüngste Sohn von Nowaks Schwester und sein Patenkind, nur um ein halbes Jahr älter war als Jonas, reichte ihm vollkommen.

Er scrollte weiter zum letzten Absatz, zur Beurteilung des Unfallgeschehens durch Revierinspektor Manfred Pribil. Die gestelzten Formulierungen entlockten ihm ein Grinsen. An seinem Stil musste der gute Manni noch feilen, aber in der Sache hatte er zweifellos recht: Nach Pribils Einschätzung handelte es sich nicht um einen Unfall, sondern um erweiterten Suizid durch den Lenker Fritz Hirmer, der in der Höhenstraße und in unmittelbarer Nähe seines Wohnsitzes mit 64 km/h – und damit immerhin um 34 km/h zu schnell – das Lenkrad verrissen hatte, als hätte er sich extra die Stelle mit den vielversprechendsten Hindernissen ausgesucht. Pribil untermauerte seine These mit den hohen Schulden Hirmers und der Flaute, in der der Antiquitätenhandel im Allgemeinen und Hirmers Geschäft im Besonderen steckte. Gemäß einer Aussage von Hirmers Schwiegervater hatte es zuletzt auch in der Ehe heftig gekriselt.

Klarer Fall, dachte Nowak, auch wenn ein Abschiedsbrief fehlt und wir es nicht beweisen können. Er überlegte, der wi