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Sie verabscheute Tequila. Mit zusammengekniffenen Augen starrte Maggie Jameson die Flasche in der Hand des Barmanns an. Der kleine, rote Teufel auf dem Etikett blitzte sie böse an. Kein Wunder. Denn schließlich war Tequila auch ein echtes Teufelszeug. Was passte, weil ihr eigenes Leben urplötzlich die Hölle war.
Sie hob ihr Schnapsglas an den Mund, kippte sich das Zeug hinter die Binde, und während es ihr den Hals verbrannte, schob sie sich verzweifelt die Zitronenscheibe, die dazugehörte, in den Mund. Denn Tequila war so ungefähr das ekligste Getränk, das sie sich vorstellen konnte, doch sie musste sich einfach betrinken, und mit Wein oder mit Bier hätte sie eine halbe Ewigkeit dafür gebraucht.
Noch ein Glas, und danach würde sie ein Taxi nehmen und nach Hause fahren. Wo sie hoffentlich ins Koma fallen und am nächsten Tag erwachen und erkennen würde, dass das alles nur ein fürchterlicher Traum gewesen war.
Denn eine andere Erklärung gab es nicht dafür, dass sie am Morgen bester Dinge aufgestanden war und jetzt in einer Kneipe vor dem mittlerweile siebten leeren Schnapsglas saß.
Sie bedeutete dem Barmann, ihr noch einmal nachzuschenken. Ja, natürlich würde sie den Frustsuff morgen früh bereuen, aber da sie ziemlich sicher wusste, dass dies nicht einfach ein böser Traum war und sie anders als im Kino diesen Tag nicht einfach noch einmal von vorn beginnen könnte, würde der Tequila auf der Liste all der Dinge, die ihr leidtun würden, ganz, ganz unten stehen.
»Ms Jameson, Sie sehen aus, als könnten Sie Gesellschaft brauchen.«
Großer Gott. Was machte der denn hier? Das Universum konnte sie doch wohl nicht derart hassen, dass es den Verursacher ihres geballten Elends in dieselbe Kneipe schickte, in der sie nur seinetwegen vor dem mittlerweile achten Glas Tequila saß.
Vorsichtig sah sie sich um.
Alex Winters.
Lächelte sie an.
In genau derselben Jeans, demselben teuren Hemd und demselben grauen Jackett hatte er am Nachmittag ihr Leben ruiniert. Es war eine Verkleidung, dachte sie. Die er nur deshalb trug, damit niemand erkannte, dass der Kerl im Grunde seines Herzens ein unverbesserlicher Anzugträger war. Und jetzt stand dieser unverbesserliche Anzugträger direkt neben ihr. Falls das Universum eine schwarze Liste führte, stand sie darauf offenbar inzwischen ganz oben.
Obwohl sie hörbar mit den Zähnen knirschte und infolge des Tequilas Mühe hatte, klar zu denken, sagte sie in möglichst würdevollem Ton: »Das täuscht. Ich bin sehr gern allein.«
Sein Lächeln wurde tatsächlich noch breiter. »Trotzdem sollte man Tequila nie alleine trinken. Weil das böse enden kann.« Damit nickte er dem Barmann zu, und wie durch Zauberhand stand urplötzlich ein zweites Schnapsglas auf dem Tisch. Wenn Alex Winters mit den Fingern schnippte, sprangen einfach alle. Und zwar meterhoch.
»Mr Winters.« Maggie fuhr zusammen, denn sie lispelte sonst nie. »Wie ich heute erfahren h