1805
„Gleich legen wir an!”
Kirk Horner sprang auf und stellte sich ans Bullauge seiner Kajüte, um einen Blick auf den Hafen von Port-au-Prince zu werfen. Keines der zahlreichen, vor Anker gegangenen Schiffe konnte sich mit dem amerikanischen Schoner messen, auf dem sie sich befanden.
„Das Abenteuer beginnt also”, sagte eine Stimme hinter ihm. Der Amerikaner wandte sich zu dem Sprechenden um. „Überleg es dir noch einmal, André. Komm mit mir nach Boston zurück! Du machst einen unverzeihlichen Fehler, den du bitter bereuen wirst, falls du überhaupt am Leben bleibst.”
„Ich weiß. Du hast es mir oft genug gesagt”, entgegnete André de Villaret. „Aber die Aussicht, mein Leben in Armut zu beschließen, ist auch nicht gerade erhebend.”
„Du bist verrückt. Absolut verrückt. Aber mir wird nichts übrig bleiben, als dir zu helfen. Auch wenn es gegen meine Überzeugung geschieht.”
„Du hast es mir versprochen, noch bevor wir dieses Schiff betraten, und ich werde dich beim Wort nehmen! – Was hast du jetzt vor?”
Kirk Horner trat erneut vor das Bullauge.
Jenseits des Hafens lag die Stadt Port-au-Prince, dahinter die blauen, sich purpurrot in der Ferne verlierenden Berge, die selbst an einem so strahlenden Tag wie diesem düster und bedrohlich wirkten. Alles andere war grün, ein so tiefes, sattes Grün, daß man den Eindruck haben konnte, die weißen Häuser am Rand der Stadt seien von einem phosphoreszierenden Leuchten umgeben, wie es nirgends sonst zu finden war.
„Ich möchte, daß du an Bord bleibst, bis ich den einzigen Menschen aufgetrieben habe, der in der Lage sein wird, dir bei deinem wahnwitzigen Vorhaben behilflich zu sein”, erklärte Kirk energisch.
„Wer ist das?” fragte André de Villaret.
„Er heißt Jacques Dejean und ist Mulatte.”
Also ein Mischling mit einem schwarzen und einem weißen Elternteil. André war schon in Amerika Mulatten begegnet. Auf Haiti, hatte Kirk ihm gesagt, verachteten Mulatten und Schwarze sich gegenseitig, und die Schwarzen haßten die Mulatten fast so sehr wie die Weißen.
Kirk hatte nicht unrecht, wenn er behauptete, es sei für einen Franzosen heller Wahnsinn, im Augenblick auf der Insel aufzukreuzen.
Vor einem Jahr hatte Jean-Jacques Dessalines, kommandierender General der haitischen Armee, die mit bestialischer Grausamkeit gegen die französischen Pflanzer und so gut wie jeden auf der Insel lebenden Weißen vorgegangen war, sich selbst zum Herrscher von Haiti ernannt.
Eine seiner ersten Amtshandlungen nach den Unabhängigkeitsfeiern war es gewesen, für seine Armee neue Uniformen zu entwerfen.
Eine Firma in Boston hatte zweitausend Stück angefertigt und sie