3. Vom Prediger zum Kämpfer – das Leben Mohammeds
Für Historiker liegt die Person Mohammeds weitgehend im Dunkeln. Denn die Quellen zum Leben Mohammeds – der Koran, die Sammlungen seiner angeblichen Aussprüche und Handlungen (Hadith) sowie biografische Texte – sind ausnahmslos muslimisch und erst etwa 150 Jahre nach Mohammeds Tod als Literatur fassbar. Dennoch gehen die meisten Islamwissenschaftler auch im Westen bisher davon aus, dass Mohammed eine historische Person war.
Zwischen den genannten Quellen besteht ein eigenartiges Verhältnis. Im Koran redet Allah durchgängig eine nicht mit Namen genannte Person an. Sie soll die Rede Allahs öffentlich verkündigen. Aus dem Koran lässt sich aber keine Biografie dieses Verkündigers gewinnen. In der Frühgeschichte des Islams hat man diesen anonymen Prediger mit Mohammed gleichgesetzt. Eine richtige Biografie Mohammeds entstand erst im Laufe des 8. und 9. Jahrhunderts aus vielen Legenden. Mithilfe dieser biografischen Details legen Muslime die vagen Andeutungen des Korans aus, während dieser die ideologische Basis für die Biografie liefert – ein Zirkel, der schwer aufzubrechen ist.
Religiöse Situation zur Zeit Mohammeds
Auf der Arabischen Halbinsel gab es lange nur am Nordrand und im Süden (Jemen) staatliche Strukturen. In der Mitte des 7. Jahrhunderts n. Chr. drängten die arabischen Stämme aus dem Zentrum der Halbinsel heraus, setzten sich im syrischen Raum und im Zweistromland fest und übernahmen hier die Herrschaft. Auslöser waren sowohl die starke Zunahme der Bevölkerung als auch eine religiöse Revolution, die mit dem Namen Mohammeds verbunden wird.
In vielen Oasen lebten jüdische Stämme und im Norden und Süden der Halbinsel gab es zahlreiche Christen. Unter ihrem Einfluss hatte das arabische Heidentum seine religiöse Kraft verloren. Der Glaube an einen einzigen, höchsten Schöpfergott (arabisch: Allah) war attraktiv. Es war eine offene Frage, ob die heidnischen Stämme sich dem Judentum oder dem Christentum anschließen würden. Es kam anders. Unter dem Einfluss Mohammeds wählte die Masse der Araber den Islam (Hingabe an Allah, Unterwerfung unter seine Gebote) als eine „typisch arabische“ Variante des Eingottglaubens.
Die Araber wussten, dass die „Eingottreligionen“ sich jeweils auf einen bestimmten „Gesandten“ (zum Beispiel Mose und Jesus) berufen, der ihnen eine göttliche Schrift mit Anweisungen für Glaube, Kultus und Leben vermittelt hatte. Wann brachte endlich ein „arabischer Gesandter“ den Arabern eine göttliche Schrift in ihrer Sprache? Diese Frage bewegte offensichtlich viele Araber. Mohammed gab darauf die Antwort.
Zu Mohammeds Lebensweg
Der Koran lässt erkennen, dass die Durchsetzung des Islams und d