: Elizabeth Musser
: Ein anderes Leben
: Francke-Buch
: 9783868278170
: 1
: CHF 11.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 416
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Frankreich und Algerien, 1994. Die junge Studentin Rislène, Tochter algerischer Einwanderer, hat sich in den franko-amerikanischen Christen Eric Hoffmann verliebt. Doch ihre muslimischen Eltern sind alles andere als begeistert von ihrem neu gefundenen christlichen Glauben und ihrer Beziehung zu Eric. Als Rislène von ihrer Familie in das vom Bürgerkrieg zerrissene Algerien verschleppt wird, veranlasst Erics Familie eine gefährliche Rettungsmission. Dabei erhalten die Hoffmanns Hilfe von algerischen Christen, die im Untergrund leben, aber auch von gänzlich unerwarteter Seite ... Vormals erschienen unter dem Titel 'Der Preis der Treue'.

Elizabeth Musser wuchs in Atlanta auf. Seit dem Abschluss ihres Studiums englischer und französischer Literatur an der Vanderbilt Universität in Tennessee ist sie als Missionarin tätig. Heute lebt sie mit ihrem Mann Paul in der Nähe von Lyon in Frankreich. Die beiden haben zwei Söhne.

Kapitel 1

März 1962
Castelnau, Südfrankreich

Mohnblumen übersäten wie leuchtend rote Blutstropfen die Wiesen und Felder hinter Castelnau. Beim Anblick der zarten Blumen atmete Gabriella Madison tief ein. Lebensblut und ewige Hoffnung.

Sie schloss die Augen und ihr Herz schlug höher. Mohnblumen erinnerten sie an David. Mohnblumen erinnerten sie an ihre Liebe zu ihm. Aber er war jetzt in Algerien. Vielleicht hatte er sogar schon Ophélies Mutter, Anne-Marie, gefunden. Gabriella wünschte sich so sehr, dass er jetzt neben ihr stünde.

Ophélies Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Bribri, glaubst du, Papa und Mama kommen heute zurück?“

Gabriella schüttelte den Kopf und ihre roten Haare schimmerten wie die Farbe der Abendsonne auf einem Fluss. „Heute noch nicht, Ophélie. Aber sehr bald.“

Saßen sie in dieser Minute zusammen und lachten miteinander? Ließen sie alte Zeiten Revue passieren und erzählten sich, was sie in den letzten sieben Jahren, die sie getrennt gewesen waren, erlebt hatten? Erklärte David ihr, was hier im verschlafenen Castelnau passiert war? Hatte er Gabriellas Namen überhaupt erwähnt?

Sie unternahmen einen Spaziergang, Gabriella und eine ganze Kinderschar. Jetzt waren sie am Ortsrand von Castelnau angekommen und vor ihnen breiteten sich die Felder, Wiesen und Weinberge aus. Die Kinder folgten brav paarweise ihrer jungenMaîtresse, hielten sich an den Händen und plapperten aufgeregt. Gabriella warf einen Blick ans Ende der Gruppe und sah Schwester Rosaline, die etwas außer Atem war und mit rot glühendem Gesicht winkte.

„Es sind alle da“, rief die Nonne fröhlich in ihrem melodischen Französisch. „Alle dreiundvierzig.“

Gabriella winkte zurück und lächelte die Kinder an. „Wollt ihr noch ein wenig weiter gehen? Wir sind gleich am Park.“

Ein einstimmiges„Oui, Maîtresse“ war die Antwort. Und so gingen sie auf einem schmalen Feldweg weiter zu einer Wiese, die von großen Zypressen umgeben war. Am hintersten Ende der Wiese befanden sich mehrere Wippen, einige Klettergerüste und eine alte Schaukel.

Dieser Spaziergang vom Waisenhaus zum Spielplatz war – vorausgesetzt