: Jürgen Schaefer
: Gebrauchsanweisung für Kuba 3. aktualisierte Auflage 2019
: Piper Verlag
: 9783492973687
: 1
: CHF 11.80
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: Nord- und Mittelamerika
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jahrzehntelang herrschte Stillstand auf der Insel der Revolution, doch mit den neuesten politischen Entwicklungen kommt Schwung in die Heimat Fidel Castros. Kenntnisreich zeichnet Jürgen Schaefer ein lebhaftes Bild des Karibikinselstaats. Er führt durch die Innenstadt Havannas, stellt die touristischen Highlights und die Einzigartigkeit des Naturparadieses vor. Er verrät, warum kubanische Zigarren so gut sind, wo es den besten Mojito gibt, was ein Rikimbili ist und wie Blogger auf Kuba für ihre Freiheit kämpfen. Bei diesem Streifzug lernt man die Insel intensiv kennen, erfährt mehr über die Ansichten der Menschen, das Leben im Sozialismus und die faszinierende Atmosphäre, die Besucher nie wieder loslässt.

Jürgen Schaefer, Jahrgang 1965, berichtet als Reporter seit 1998 über Kuba. Er hat vier Jahre in Havanna gelebt und war von 2001 bis 2004 permanent als Korrespondent auf Kuba akkreditiert. Seitdem reist er mindestens einmal jährlich auf die Insel. Er ist mit einer Kubanerin verheiratet. Seit 2005 ist er Redakteur beim Magazin GEO in Hamburg und hat dort unter anderem als Heftredakteur das 'GEO Special Kuba' konzipiert und betreut.

Geschichte: Kubanische Heldensagen


Viel Blut floss, seit Kolumbus seinen Fuß auf die Insel setzte. Am Ende hatten alle Kämpfe ein gemeinsames Ziel: Freiheit und Unabhängigkeit.

Wer die Geschichte Kubas zu ihren Anfängen zurückverfolgt, findet, natürlich, eine Heldensage. Sie nimmt am 2. Februar 1512 ihren Lauf, in einem Örtchen im Osten Kubas. Ein mutiger Mann mit bronzefarbener Haut, mit breitem Gesicht, schmalen Augen und einer scharfen Nase steht, angebunden an einen Baum, auf dem Scheiterhaufen. Er heißt Hatuey, Indianerhäuptling; er ist besiegt, aber nicht gebrochen. Den Scheiterhaufen haben die Eroberer aus Spanien für ihn aufgerichtet, und während die Soldaten Feuer an das Holz legen, bietet der spanische Priester dem ungezähmten Wilden eine letzte Chance. Ob er nicht zum Christentum konvertieren wolle? Dann hätte er die Chance, nach seinem Feuertod in den Himmel zu kommen.

Und wenn er kein Christ werden wolle?, fragt Hatuey.

Dann komme er in die Hölle, antwortet der Priester.

Hatuey überlegt. Was passiere mit den Spaniern, wenn sie sterben, will er vom Priester wissen.

Die kämen in den Himmel, schließlich seien es gute Christen, erklärt dieser.

Dann wolle er lieber zur Hölle fahren, antwortet Hatuey, ohne zu zögern, um diese grausamen Menschen nie mehr sehen zu müssen.

Hatuey hatte allen Grund, den Himmel der Spanier zu fürchten. Er stammte aus Hispaniola (der Insel, die heute in Haiti und die Dominikanische Republik aufgeteilt ist), wo die spanischen Eroberer alle Ureinwohner versklavt hatten. Von 300 000 Indianern waren nach gut zehn Jahren nur noch 60 000 übrig, und ihre Zahl schwand rasch weiter. Hatuey war nach Kuba geflohen, um die kubanischen Ureinwohner zu warnen: »Dies hier ist der Gott, den die Spanier anbeten!«, hatte er den Urkubanern zugerufen und ihnen einen Korb mit Gold und Schmuck gezeigt. »Für dieses hier kämpfen und töten sie, für dieses hier verfolgen sie uns, und deswegen müssen wir sie zurück ins Meer werfen. Uns sagen diese Tyrannen, dass sie einen friedlichen und gerechten Gott anbeten, aber sie rauben unser Land und versklaven uns. Und weil ihr Mut nicht an unseren heranreicht, verbergen diese Feiglinge ihre Körper in Eisen, das unsere Waffen nicht durchdringen können.«

Hatueys Reden sind überliefert durch Bartolomé de Las Casas, einen Dominikanermönch, der mit den ersten spanischen Eroberern auf Kuba angelandet war. Er wird zum wichtigsten Zeitzeugen des Völkermords der spanischen Eroberer an den Ureinwohnern, dokumentiert akribisch die Gräueltaten der Soldaten an den oft wehrlosen Indianern, denen erst bewusst wird, welches Unheil über sie gekommen war, als es zu spät ist, die Spanier »zurück ins Meer« zu werfen.

Dabei dürften die allerersten Begegnungen zwischen Europäern und den Ureinwohnern auf dem amerikanischen Kontinent eher harmlos verlaufen sein. Am 27. Oktober 1492 landet Christoph Kolumbus im Osten Kubas, staunt über die üppige Natur und wundert sich über die spärlich gekleideten Menschen, die Rauch durch ein Pflanzenblatt saugen und durch die Nasenlöcher wieder ausstoßen.

Die Insel, die heute Kuba heißt, ist damals eine Welt im Umbruch. Die eigentlichen Ureinwohner, die Siboneyes, leben in steinzeitlicher Primitivität, 10&nbs