Vorwort
Am südöstlichen Rand des deutschen Sprachgebietes – von den wild zerklüfteten Karawanken Kärntens bis zur Wein- und Thermenregion von Bad Radkersburg in der Steiermark – grenzen die Germanen und die Slawen aneinander. Seit dem 6. Jahrhundert hat sich diese Sprachund Völkergrenze wie Ebbe und Flut von Süd nach Nord und umgekehrt verschoben. Eigentlich aber gab es über viele Jahrhunderte keine wirklich trennende Grenze: Germanen (Bajuwaren) und Slawen (Slowenen) haben das Land zwischen Adria und Donau gemeinsam gestaltet. Die Stadt Graz ist ein gutes Beispiel dafür, ein Ort, der von Slawen und Germanen gleicher-maßen geprägt wurde. Der Name Graz selbst leitet sich vom Slawischen ab und heißt soviel wie „kleine Burg“(Gradec).
Erst dem vergangenen 20. Jahrhundert blieb es vorbehalten, eine unselige Grenze zu ziehen, die Deutschsprachige und Slowe-nischsprachige durch einen tiefen und breiten Graben von Hass trennte. Relikte dieses Hasses keimen in dieser Region leider immer wieder auf, obwohl die Menschen nunmehr wieder einander die Hand reichen und in guter Nachbarschaft zu leben entschlossen sind.
Was uns wieder zueinander bringt, ist der menschliche Dialog, durch den die Menschen sich mit ihren Sorgen, Nöten und Bedürfnissen verstehen. Es ist das Bemühen, mit dem Nachbarn reden zu lernen und ihn zu verstehen, jene Wertschätzung, die der Nachbar erfährt, wenn wir seine Sprache lernen.
Dieses Sprachlernbüchlein soll dieses Be-mühen unterstützen und so dazu beitragen, die gute Nachbarschaft und Freundschaft zwischen Steirern und Kärntnern einerseits und Slowenen andererseits zu verstärken. Für jene, die als Urlauber aus deutschen Landen den vielfältigen und wunderschönen Lebensraum der Slowenen erschließen wollen, sei dieses Büchlein eine Hilfe, mit den slowenischen Gastgebern in engeren Kontakt zu treten.
Bekanntlich sprechen viele Slowenen ganz ausgezeichnet Deutsch. Jedoch die erste große Belohnung für unsere Mühe, in die slowenische Sprache einzudringen, erfahren wir mit den freudestrahlend überraschten Gesichtern unserer slowenischen Gastgeber.
Zugegeben, Slowenisch ist nicht gerade einfach, aber niemand wird verlangen, dass man die Sprache gleich perfekt spricht. Dieses Büchlein will jene Kenntnisse vermitteln, die es ermöglichen, den Menschen näher zu kommen und ihnen unsere Wertschätzung zu zeigen, indem wir uns bemühen, ihre Sprache zu sprechen.
Alois Wiesler
Hinweise zur Benutzung
Der Sprachführer „Slowenisch“ ist in drei wichtige Abschnitte gegliedert:
DieGrammatik beschränkt sich auf das Wesentliche und ist so einfach gehalten wie möglich. Viele grammatikalische Erscheinungen, zumal Ausnahmen und sprachliche Feinheiten, müssen bei dieser knappen Darstellung naturgemäß unberücksichtigt bleiben. Aber auch so bietet dieser Abschnitt ge-nügend Stoff, der sicher nicht bei einmaligem Durchgang zu bewältigen, sondern wohl eher Schritt für Schritt unter ständiger Bezugnahme auf den Konversationsteil zu erarbeiten ist.
ImKonversationsteil finden Sie Sätze aus dem Alltagsgespräch, die Ihnen einen ersten Eindruck davon vermitteln sollen, wie die slowenische Sprache „funktioniert“, und die Sie auf das vorbereiten sollen, was Sie später in Slowenien hören werden.
Um die sich vom Deutschen unterscheidende Wortfolge slowenischer Sätze besser durchschauen zu können, ist dieWort-für-Wort-Übersetzung inkursiver Schrift ergänzt. Jedem slowenischen Wort entspricht ein Wort in der Wort-für-Wort-Übersetzung. Wird ein slowenisches Wort im Deutschen durch zwei Wörter wiedergegeben, werden diese zwei Wörter in der Wort-für-Wort-Übersetzung mit einem Bindestrich verbunden:
Imate sobo s tušem?
ihr-habt Zimmer mit Dusche
Haben Sie ein Zimmer mit Dusche?
Rad (Rada) bi