Am Puls der Stadt
Das Antlitz der Metropole
Abu-Dhabi-Stadt ist die Hauptstadt des Emirats Abu Dhabi und auch die der Vereinigten Arabischen Emirate. Die V.A.E. setzen sich aus den sieben Emiraten Abu Dhabi, Dubai, Sharjah, Ajman, Umm al Quwain, Ras al Khaimah und Fujairah zusammen. Das Gebiet der V.A.E. erstreckt sich im Nordosten der Arabischen Halbinsel entlang der Südwestküste des Golfs. Mit ca. 83.600 km² entspricht die Landesgröße etwa der Ausdehnung Österreichs.
Abu Dhabis Innenstadt liegt an der Nordwestküste der Hauptinsel (021ad Abb.: kk)
►Extrainfo: Die Stadt in Zahlen
Städtische Besiedlung: seit ca. 1790
Einwohner: ca. 1,3 Millionen
Bevölkerungsdichte: ca. 120 pro km²
Fläche Hauptinsel: ca. 60 km²
Höhe ü.M.: bis ca. 310 m
Mit ca. 67.340 km² ist das Emirat Abu Dhabi das flächenmäßig größte Emirat der V.A.E., rund 2,3 Millionen Einwohner leben hier, davon ca. 1,3 Millionen in Abu-Dhabi-Stadt (www.abudhabi.ae). Den größten Teil des Binnenlands bedecken unfruchtbareSalzebenen und Wüstenflächen. Im Süden dehnen sich die Dünen der Großen Arabischen WüsteRub al Khali („Leeres Viertel“) aus. Da Flüsse, Seen oder größere unterirdische Wasservorkommen fehlen, sichern Trockenpflanzen durch Maßnahmen zum Wassersparen und große Saugfähigkeit ihr Überleben.
In den Wüsten lagert der größte Schatz des Emirats –Erdöl. 1958 auf dem Wüstenfeld Bab 3 erstmals entdeckt, wurde schon vier Jahre später mit dem Export begonnen. Abu Dhabi besitzt rund 90 % des emiratischen Öls und 9 % der Welterdölreserven. Die Einnahmen daraus haben das Emirat zu einem der weltweit wohlhabensten Länder gemacht. Neben Öl gibt es in Abu Dhabi auch gewaltigeErdgasvorräte. Hinter Russland, dem Iran, Katar u. a. steht das Emirat derzeit an siebter Stelle bei den weltweit geschätzten Vorräten. Die Staatseinnahmen stammen zu knapp 60 % aus dem Öl- und Gassektor. Abu Dhabi möchte aber seine Abhängigkeit von diesen endlichen Rohstoffen verringern: Handel, Industrie und Tourismus sollen in Zukunft eine bedeutsamere Rolle spielen.
Im Osten verläuft dieGebirgskette (arab.jebel) des Hajar, ein im Tertiär entstandenes Faltengebirge, das auf dem Territorium der V.A.E. Höhen von bis zu 2000 m erreicht. Die Bergketten stauen die vom Golf von Oman kommenden Regenwolken, weshalb dort höhere Niederschlagsmengen als im Rest des Landes erreicht werden.
Über 400 km derKüstenlinie der V.A.E. verlaufen auf dem Gebiet Abu Dhabis, zum Emirat gehören auch zahlreiche Inseln im Golf. Weite Uferareale sind von Mangroven und Seegrasfeldern durchzogen.
Abu-Dhabi-Stadt liegt größtenteils auf einer ca. 60 km² großenGolfinsel. Über mehrere Brücken, drei davon allein an der schmalen Südostseite, ist diese Hauptinsel mit dem nahen Festland verbunden. Drumherum liegen rund 200 kleinere Inseln, beispielsweise Saadiyat (–>), Yas (–>), Al Reem und Lulu. Bei fast allen handelt es sich um natürliche Inseln und nicht um künstlich aufgeschüttete wie im Nachbaremirat Dubai.
Etliche der Eilande sind unbewohnt, sie werden am Ufer von Mangroven gesäumt und das Landesinnere ist von öden Sandflächen geprägt. Doch immer mehr von ihnen werden städtebaulich erschlossen.
Jenseits des schmalen Maqtaa-Kanals dehnt sich die Stadt auch auf dasFestland aus, beispielsweise mit der Industriezone Mussafah, dem internationalen Flughafen und diversen Vororten wie Mohammed bin Zayed City, Shakbout City oder Khalifa City. Auch die großangelegten Neubauareale New Khalifa City, Al Raha Beach und Masdar City (–>) befinden sich auf dem Festland.
Abu Dhabi ist einejunge Stadt, die moderne Stadtgeschichte begann mit der Entdeckung und Förderung des Erdöls in den 1960er-Jahren. Binnen nur einer Generation wurde das einstige Beduinen- und Fischerdorf zu einer Großstadt mit einem der höchsten Lebensstandards der Welt und zur Öl- und Finanzkapitale der Golfregion.
Als junge Stadt wurde Abu Dhabi städteplanerisch entwickelt. Die Straßen sind meist rechtwinklig im Gittersystem angeordnet. Zumindest das macht Ortsfremden dieOrientierung leichter, doch ansonsten kann die Suche nach einer bestimmten Adresse verwirrend sein: Für viele große Straßen sind mehrere Namen gebräuchlich – und diese sind durchaus anders als in den Stadtplänen geschrieben. Derzeit etabliert Abu Dhabi ein neues Geo-Adress- und Navigations-System (–>).
Anders als Abu Dhabi liegt die zweitgrößte Stadt des Emirats –Al Ain (–>) – etwa 160 km weit im Landesinneren. Landschaftlich prägen hier die Weiten der Sandwüste und die Bergausläufer des Hajar das Bild. Al Ain ist eine sehenswerte Oasenstadt mit langer Vergangenheit. Wasserreichtum ist der besondere „Schatz“ dieser Gegend.
WeitereWüstenoasen liegen ca. 260 km entfernt von Abu-Dhabi-Stadt und sind von der Sandwüste Rub al Khali umgeben. Rund fünfzig Einzelorte, die sich über 100 km weit von Ost nach West ausdehnen, bilden dasLiwa-Oasengebiet. Zwischen den kleinen Orten ragen immer wieder Sanddünen empor. Das Dorf Liwa ist die bekannteste Oase, das Geschäftszentrum ist Meziyrah.
Die wenigen weiteren Städte des Emirats befinden sich zumeist an derKüste, so etwa Ruwais und Jebel Dhanna (ca. 250 km westlich von Abu-Dhabi-Stadt), wo sich bedeutende Industriekomplexe und Raffinerien befinden.
Das Emirat dehnt sich im Westen ca. 360 km bis an die Grenze zuSaudi-Arabien aus. Im Nordosten schließt sichDubai an. Vom Stadtzentrum Abu Dhabis sind es ca. 160 km bis zum Zentrum von Dubai.
►Kurz& Knapp: Abu Dhabi – Vater der Gazelle
Einer altenGeschichte nach bedeutet der Name Abu Dhabi übersetzt „Vater der Gazelle“. Um 1760 soll eine Jagdgesellschaft der Al-Nahyan-Familie aus derBani-Yas-Stammeslinie aus Liwa eine Gazelle verfolgt haben, die sie zu einer Frischwasserquelle nahe dem heutigenFort {10} – damals nur ein Wachturm – führte. Rund drei Jahrzehnte später befahl der damalige Stammesführer seinem Sohn, auf die Insel zu ziehen und eine Siedlung anzulegen. So wurde die Stadt gegründet.
Von den Anfängen bis zur Gegenwart
Die Geschichte der V.A.E. und Abu Dhabis beschränkt sich nicht auf das heutige Staatsgebiet. Insbesondere die wechselvolle Historie des Oman prägte die Region. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dehnte sich das zum Seehandelsimperium aufgestiegene Sultanat über das gesamte ost- und südarabische Gebiet am Rand des Indischen Ozeans sowie über die südliche und nördliche Golfregion bis zum Roten Meer und zur ostafrikanischen Küste aus. Auch wenn das heutige Gebiet der V.A.E. bis in die 1950er-Jahre zum omanischen Territorium zählte, so herrschten die hiesigen Shaikhs meist unabhängig.
2500–2000 v.Chr: Zur Zeit der Umm-al-Nar-Periode (benannt nach einer Küstensiedlung nahe Abu Dhabi) führt die Region Handelskontakte mit Mesopotamien, Kupferfunde in den Hajar-Bergen.
Ab ca. 1500 v.Chr: Domestizierung des Kamels
7. Jahrhundert: Einwanderungswellen südarabischer Stämme an den unter persischem Einfluss stehenden südlichen Golf. In den Emiraten gibt es lediglich am Fuße der Hajar-Berge und an der Küste kleine Siedlungen, daher kaum Einflussnahme.
570–632: Lebenszeit des Propheten Mohammed
622: Beginn der islamischen Zeitrechnung
630: Vertreibung der Perser und Beginn der Ausbreitung des Islam in der Region
7.–16. Jahrhundert: Relative Selbstständigkeit der südlichen Golfregion gegenüber dem islamischen Kalifat und den islamischen Dynastien
Ende 15. Jahrhundert: Blütezeit des Königreichs von Hormuz, zu dem neben der Golfinsel Hormuz auch Teile des Oman und Julfars, einer bedeutenden Hafenstadt nahe Ras al Khaimah, gehören.