»Ich werde wahrscheinlich die nächste Nacht in Bremen bleiben«, teilte Michael Abeling seiner Mutter mit.
Sie saßen in der Küche seines Hauses beim Abendessen. Er schmunzelte unwillkürlich, als er sah, was für ein Gesicht seine Mutter machte.
»Ja, ich bleibe bei Liesbeth«, bestätigte er, was Rosemarie Abeling sich nicht zu fragen traute.
»So«, äußerte die schlanke, elegant gekleidete Frau trocken.
Sie versorgte ihren Sohn, so gut es ging, denn er hatte es abgelehnt, bei ihr wohnen zu bleiben. In gewisser Weise konnte sie das verstehen, andererseits war sie großzügig und würde ihm keine guten Ratschläge geben, jedenfalls nicht ungefragt.
»Du magst Liesbeth nicht.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Rosemarie blickte an ihrem Sohn vorbei, und sie ließ sich Zeit mit ihrer Antwort.
»Ich kenne sie zu wenig, um mir ein fundiertes Urteil bilden zu können«, sagte sie schließlich. »Liebst du sie?«
Michael verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
»Ich finde, wir passen ausgezeichnet zusammen. Liesbeth ist rundherum vernünftig, eine gute Hausfrau, außerdem kann sie sich sehen lassen, gesund ist sie auch … Und immer kann ich dir schließlich nicht zumuten, für mich die Wäsche zu waschen und mich durchzufüttern.«
»Das ist doch nur abends und an den Wochenenden. Außerdem, habe ich mich jemals darüber beklagt, Micha?«
»Du bist eben die beste Mutter der Welt. Es wundert mich, dass du nach Vaters Tod nicht wieder geheiratet hast.«
»Willst du Liesbeth heiraten?«
Es war eigentlich nicht Rosemaries Art, solche direkten Fragen zu stellen, aber schließlich war Michael ihr einziger Sohn, mit dem sie sich sehr gut verstand, und das gab ihr gewisse Rechte, fand sie.
»Ich glaube, ja. Es spricht alles dafür. Das richtige Alter zum Heiraten habe ich, ich feiere in absehbarer Zeit meinen dreißigsten Geburtstag, Kinder wünsche ich mir auch … Und dazu gehört, wenn ich richtig informiert bin, eine Frau.«
Rosemarie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie konnte gegen Liesbeth Dittmann nichts vorbringen. Was Michael gesagt hatte, stimmte.
Vielleicht bin ich unheilbar romantisch veranlagt, überlegte sie, denn sie hatte einmal aus Liebe geheiratet und das nie bereut. Heutzutage