»Asche macht alle gleich. Ungleich werden wir geboren, gleich sterben wir.«
Seneca,Epistulae morales 91,16
Kapitel 1
Schattenspiele
Der Berg Snowdon in Wales
Gegenwart
Mit jeder Minute, die verging, wuchs in Professor Zamorra das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Es lag nicht in seiner Natur, einfach aufzugeben. Doch hier oben in der Einsamkeit der Höhle auf dem Berg fiel es ihm schwer, seine übliche Entschlossenheit aufrechtzuerhalten.
Seit ihre Freunde, der Silbermonddruide Gryf und seine junge Schülerin Branwen Jones, spurlos verschwunden waren, suchten er und seine Partnerin Nicole Duval nach Hinweisen. Bislang waren sie dabei allerdings keinen Schritt weitergekommen. Das geheimnisvolle Artefakt, das offenbar mit dem Verschwinden der beiden zusammenhing, stand stumm auf seinem steinernen Sockel und schien sie regelrecht zu verhöhnen.
Per Zeitschau hatte Zamorra gesehen, dass die beiden Vermissten das goldene Gebilde, das einer Sonnenuhr ähnelte, berührt hatten. Dann hatte Gryf zu einemzeitlosen Sprung angesetzt, um nach Château Montagne zu reisen. Dort waren er und Branwen jedoch nie angekommen. Wo sie sich nun befanden, blieb ein Rätsel.
»William hat etwas gefunden, das in die richtige Richtung gehen könnte«, sagte Nicole und hielt Zamorra ihr Handy hin. Auf dem Display befand sich ein Text, den der treue Butler des Châteaus an Nicole geschickt hatte.
Diese Recherche aus der Ferne war ein wenig aufwändig. Aber Zamorra wollte auf jeden Fall vor Ort bleiben, falls das Artefakt irgendwelche Veränderungen zeigte. Und auf William war Verlass. Er bearbeitete die Anfragen seiner Arbeitgeber unermüdlich und lieferte ihnen das Material, das sie brauchten. Und dank modernster Technik konnten sie alle Informationen auch hier auf dem Berg empfangen.
»Es ist allerdings recht vage«, fuhr Nicole fort. »Wenn ich das richtig verstehe, geht es um einen uralten Blutkult, eine Gruppierung, die mächtige Wesen verehrt hat, die halb Mensch und halb Dämon waren. Sie brachten ihnen Menschenopfer dar.«
»Das würde zumindest zu den Höhlenmalereien hier passen«, me