Dünner, weicher Teig, knuspriger Rand, golden mit Brandflecken, Mozzarella, Tomaten, ein Schuß Olivenöl, fruchtig, und schließlich Basilikumblätter; nichts als eine ganze Welt auf einem Teller, dampfend, und ausnahmsweise in runder Harmonie.
»Ich denke«, sage ich, »die Fröste der letzten Wochen und die Trockenheit der letzten Monate haben den italienischen Gemüsemarkt leergefegt oder ihn zumindest so unerschwinglich gemacht für unsereinen wie es sonst nur die Amsterdamer Diamantenbörsen sind.«
»Deswegen sind wir hier«, sagt Totò, »Luccio weiß, wie’s geht.«
»Nicht daß mir die Tomaten aus diesen Nährlösungstöpfen der freudlosen holländischen Zuchtanstalten kommen …«
»Tschenett, mach dich nicht unglücklich und laß das den Patron nicht hören: Er würde dich direkt zur Hölle schicken. Eigenhändig. Du kämst nicht einmal in den Genuß eines Auftragskillers. Und was das heißt, weißt du: Sauerei.«
»Allora«, sagt Ciro und hebt sein Glas, »auf uns.Tutt’ ’o lassato è perduto. Was man liegen läßt, ist verloren.«
»Schönes Sprichwort«, sage ich.
»Man kann«, sagt Ciro, »sein Leben mit diesen Sprichwörtern verbringen. Man kann es sich manchmal sogar erklären damit. In Napoletanisch, in der Sprache dieser Stadt, läßt sich die Welt beschreiben, wenn überhaupt. Napule, wie wir sagen, Napule ist unsere Stadt. Das andere, dieses andere Napoli, ist eine entschlackte Leichtausgabe für den Reisenden.«
Dann prosten wir uns zu. Ein Aglianico aus dem Umland. Dunkel, erdig, würzig.
Länger als fünf Minuten hatte unsere Fahrt in demAlfa Romeo nicht gedauert, hinter dessen Steuer ein älterer Mann saß, für napoletanische Verhältnisse völlig gelassen, den mir Totò als Ciro vorstellte. C