: Kurt Lanthaler
: Napule Ein Tschonnie Tschenett-Roman
: Haymon
: 9783709976852
: 1
: CHF 15.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der gewesene Matrose und Lastwagenfahrer Tschonnie Tschenett trifft seinen alten Freund Totò, Polizist mit Sonderstatus, in Napoli, wo ein gespenstisch sinnloser Kongress der europäischen Polizeien stattfindet. Mit von der Partie ist auch Ciro, genannt 'o professore; in Totòs Polizeischuljahren Aushilfslehrer, seither Inspektor in Napoli, in der Vergangenheit mit einigen der großen italienischen Verschwörungen und Verbrechen befasst. In 'o professores Büro findet sich ein geköpfter Hahn: Warnung wovor? Welcher Fall aus seiner Vergangenheit holt ihn ein? Während nach altem Brauch in den Straßen Napolis Berge von Weihnachtsbäumen brennen und die Jugend sich Straßenschlachten mit der Polizei liefert, verschwindet die Tochter von Ciros langjähriger Geliebter Nietta. Und 'o professore bekommt geheimnisvolle Botschaften. Ist es wahr, dass Do Nascimiento, der Magier, der auf italienischen TV-Kanälen Lottozahlen und Glücksbringer an Hunderttausende verkauft hat, gar nicht nach Brasilien geflüchtet ist, sondern sich samt seinen Millionen in Neapel versteckt? Und wieso lässt sich Tschenett ein Liebeselexier brauen? Eines ist gewiss: Es gilt auch für den neuen Tschonnie-Tschenett, was die Zeitschrift 'Buchkultur' den ersten vier Romanen von Kurt Lanthaler attestierte: 'Genaue Milieuschilderungen, feine Gedankenspiele, sauber durchgestaltete Dramaturgie...'

Kurt Lanthaler, geboren 1960 in Bozen, lebt als Schriftsteller in Berlin. Schreibt Romane, Erzählungen, Lyrik, Drehbücher und Theaterstücke. Installationen. Libretto und Video zu der Oper 'Rasura' von M. Kerer. Übersetzer aus dem Italienischen, darunter Romane von Peppe Lanzetta und Roberto Alajmo. Bei Haymon: Fünf Romane um Tschonnie Tschenett: Der Tote im Fels, Grobes Foul (beide 1993), Herzsprung (1995), Azzurro (1998) und Napule (2002). Außerdem: Heiße Hunde. Hirnrissige Geschichten und ein Stück Karibik (1997). Offene Rechnungen. Anoichtoi Logariasmoi. Zwölf Gedichte und vier Geschichten (deutsch/italienisch/neugriec isch, 2000). Südtiroler Wein Lesen. Beschreibungen, Fotografien, Literatur (gem. mit Wolfgang Maier und Jochen Wermann, 2003). himmel& hoell. 84 strofen& 84 bilder fuer 84 stufen (gem. mit Peter Kaser, 2003). Das Delta. Roman (2007). Goldfishs reisen um die halbe welt. Gedichte (2012). Bei HAYMONtb: Grobes Foul. Ein Tschonnie-Tschenett-Roman (2010) und Der Tote im Fels. Ein Tschonnie-Tschenett-Roman (2011). Als E-Book bei Haymon erhältlich: Azzurro, Herzsprung, Grobes Foul, Napule, Der Tote im Fels, Heisse Hunde, Das Delta.

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Dünner, weicher Teig, knuspriger Rand, golden mit Brandflecken, Mozzarella, Tomaten, ein Schuß Olivenöl, fruchtig, und schließlich Basilikumblätter; nichts als eine ganze Welt auf einem Teller, dampfend, und ausnahmsweise in runder Harmonie.

»Ich denke«, sage ich, »die Fröste der letzten Wochen und die Trockenheit der letzten Monate haben den italienischen Gemüsemarkt leergefegt oder ihn zumindest so unerschwinglich gemacht für unsereinen wie es sonst nur die Amsterdamer Diamantenbörsen sind.«

»Deswegen sind wir hier«, sagt Totò, »Luccio weiß, wie’s geht.«

»Nicht daß mir die Tomaten aus diesen Nährlösungstöpfen der freudlosen holländischen Zuchtanstalten kommen …«

»Tschenett, mach dich nicht unglücklich und laß das den Patron nicht hören: Er würde dich direkt zur Hölle schicken. Eigenhändig. Du kämst nicht einmal in den Genuß eines Auftragskillers. Und was das heißt, weißt du: Sauerei.«

»Allora«, sagt Ciro und hebt sein Glas, »auf uns.Tutt’ ’o lassato è perduto. Was man liegen läßt, ist verloren.«

»Schönes Sprichwort«, sage ich.

»Man kann«, sagt Ciro, »sein Leben mit diesen Sprichwörtern verbringen. Man kann es sich manchmal sogar erklären damit. In Napoletanisch, in der Sprache dieser Stadt, läßt sich die Welt beschreiben, wenn überhaupt. Napule, wie wir sagen, Napule ist unsere Stadt. Das andere, dieses andere Napoli, ist eine entschlackte Leichtausgabe für den Reisenden.«

Dann prosten wir uns zu. Ein Aglianico aus dem Umland. Dunkel, erdig, würzig.

Länger als fünf Minuten hatte unsere Fahrt in demAlfa Romeo nicht gedauert, hinter dessen Steuer ein älterer Mann saß, für napoletanische Verhältnisse völlig gelassen, den mir Totò als Ciro vorstellte. C