: Gioacchino Criaco
: Schwarze Seelen
: Folio Verlag
: 9783990370544
: 1
: CHF 8.70
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 233
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Armut, archaische Riten, organisiertes Verbrechen - eine Geschichte aus dem gottverlassenen Süden Italiens: Drei Freunde aus dem Bergdorf Africo in Kalabrien wollen sich weder dem Schicksal noch den lokalen Paten ergeben. Die Söhne armer Ziegenhirten, die bereits als Kinder reiche entführte Industrielle aus dem Norden in den dichten Wäldern des Aspromonte-Gebirges bewachten, wollen dem Kreislauf von Tradition und Not entkommen. Beginnend mit kleinen Diebstählen steigen sie in das internationale Drogengeschäft Mailands ein - und werden zum Spielball undurchdringlicher Mächte.

Gioacchino Criaco, geboren 1965 in Africo/Kalabrien als Sohn einer Hirtenfamilie. Nach dem Abitur studiert er mit Hilfe eines Begabtenstipendiums an der Universität Bologna Jus. Nach 20 Jahren Rechtsanwaltstätigkeit in Mailand kehrt er in seinen Geburtsort Africo am Aspromonte in Kalabrien zurück. Er setzt sich für die Aufwertung des Aspromonte und des verlassenen Weilers Africo antico ein. Der Vater Domenico wurde 1993 in einer Blutfehde umgebracht. Der Bruder Pietro Criaco war bis zu seiner Verhaftung einer der 30 meistgesuchten Kriminellen Italiens. 2008 erscheint sein Romanerstling Schwarze Seelen, der 2014 mit großem Erfolg von Francesco Munzi verfilmt wurde. Weitere Publikationen: Zefira (2009); American Taste ( 2011), Il Saltozoppo (2015).

Wir gingen schnell, kämpften uns durch feuchtes Farn- und Heidekraut. Er voran, ich folgte wie ein von Hunden gezogener Schlitten. Wir hatten die Tiere gemolken, sie im Stall eingeschlossen und die Milch abgestellt, dann waren wir in der Dämmerung aufgebrochen, wir mussten das Gebirge überqueren, das eine Meer hinter uns lassen und so lange gehen, bis wir ein anderes sahen. Das Schwein sollte uns viele Kilometer entfernt übergeben werden.

Es regnete seit Tagen. Doch die Regenjacke des schweren Tarnanzugs desEjército español war wasserdicht, Hemd und Hose blieben trocken. Die Körperwärme entwich schubweise, und durch die offene Innentasche überprüfte ich immer wieder, ob das AK-47 nass wurde. Bei der Berührung des kalten Metalls bekam ich einen zusätzlichen Adrenalinstoß. Ich berührte den plumpen Abzug, versicherte mich, dass er auf U und nicht auf R oder J stand. Wir durchquerten dichte, niedrige Eichenwälder, streiften immer wieder dornige Ginsterbüsche, die den Stoff einrissen und die Haut zerkratzten; wir brachen durch enge Pinienreihen, ihre niedrigen, dürren Äste suchten zielsicher das Gesicht; wir mussten den Kopf senken und uns mit dem Schild der Kappe gegen den Angriff wehren; wir gingen