: Martha Grimes
: Karneval der Toten Roman
: Goldmann
: 9783641191894
: Die Inspektor-Jury-Romane
: 1
: CHF 8.00
:
: Spannung
: German
: 448
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein wunderbar britischer Spannungsroman zwischen London und Cornwall.
Als Inspektor Jury an einem kühlen Märztag an den Ort eines Verbrechens in London gerufen wird, ist er fassungslos. Denn das Opfer, das durch einen heimtückischen Schuss in den Rücken getötet wurde, trägt ein geblümtes Kleidchen - und ist fünf Jahre alt. Eine erste Spur führt Jury nach Cornwall auf den stattlichen Landsitz Angel's Gate. Dort hatte sich kurz darauf in dem weitläufigen Park ein weiterer Mord ereignet. Ist die unbekannte Tote der Schlüssel zu der Ermordung des kleinen Mädchens?

Martha Grimes zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen unserer Zeit. Lange Zeit unterrichtete sie kreatives Schreiben an der Johns-Hopkins-University. Durch ihre Serien um Inspektor Richard Jury und die 12-jährige Ermittlerin Emma Graham wurde sie weltbekannt. Die 'Mystery Writers of America' kürten sie 2012 für ihr Lebenswerk zum 'Grand Master', und ihre Inspektor-Jury-Reihe wurde nun auch fürs deutsche Fernsehen entdeckt und erfolgreich verfilmt. Martha Grimes lebt heute in Bethesda, Maryland.

2


Wiggins kochte Tee, was an sich nichts Ungewöhnliches war, außer dass er dabei ziemlich geräuschvoll vorging: Die Teebüchse klapperte auf dem Regal, der Löffel klinkte gegen die Tasse, die Halbliterflasche Milch wurde auf den Schreibtisch geknallt, eine neue Packung Kekse aufgerissen. Wiggins wirkte bekümmert. Es war, als veranstaltete er diesen leichten Aufruhr, um seinen Kummer zu überspielen oder aber ihn deutlich kundzutun.

Jury war soeben zur Tür hereingekommen und deutete den leichten Aufruhr als Warnsignal. »Was ist los, Wiggins? Sie sehen ja aus, als wären Sie einem Gespenst begegnet. Oder aber Chief Superintendent Racer.«

»Ich habe eine schlimme Nachricht, Sir.« Er ließ zwei Teebeutel in die braune Kanne fallen, ohne Jury dabei anzusehen.

Die schlimme Nachricht betraf ganz klar Jury. Er musste sofort an Mrs. Wasserman denken, die mittlerweile in den Achtzigern und die einzige potentielle Kandidatin für schlimme Nachrichten war. »Was?«

Wiggins antwortete nicht gleich.

»Na los, Wiggins. Ich glaube, ich kann damit fertig werden.«

Wiggins schaltete den elektrischen Wasserkocher aus. »Ich fürchte … hmm, es geht um Ihre Cousine, Sir. Ihre Cousine – ist gestorben.«

Einen kurzen, irrwitzigen Augenblick lang wusste Jury nicht, wovon Wiggins überhaupt redete. Er stand noch an der Tür, als setzte ihn die Todesnachricht außerstande, sich zu bewegen, bis ihm plötzlich die Cousine einfiel und die Welt sich erneut zu drehen begann. Seine Cousine oben im Norden, in Newcastle-upon-Tyne.

»Mein Beileid, Sir. Ich mache Ihnen hier gerade eine schöne Tasse Tee.«

Als ob Wiggins das nicht sowieso täte, Todesfall hin oder her. Jury musste fast schmunzeln über diese Wiggins’sche Antwort auf alle Eventualitäten des Lebens. Noch im Mantel setzte er sich hin, machte den Mund auf, sagte jedoch nichts.

»Ihr Mann hat angerufen, wie heißt er –«

»Brendan.«

Wiggins goss Milch in die großen Henkeltassen. »Genau. Am Samstag sei die Beerdigung, sagte er.« Um sich eine nützliche Aufgabe zu verschaffen, überprüfte er seinen Schreibtischkalender. »Das wäre der sechste März.« Er reichte Jury seinen Tee.

»Danke.«

Vermutlich um eine Einschätzung des Ausmaßes von Jurys Trauer bemüht, erkundigte sich Wiggins: »Sie hatten nicht viel Kontakt, oder? Ich meine, so weit dort droben in Newcastle, das ging ja gar nicht. Ich hatte immer den Eindruck, sie war Ihnen irgendwie fremd.«

Jury hatte beide Hände wärmesuchend um den Henkelbecher gelegt. »Stimmt.« Er überlegte. »Ihr Vater, also mein Onkel, nahm mich damals zu sich, als meine Mutter starb. Er war ein großartiger Mensch. Sie ist seine Tochter. Sie war nie so wie er, sie k