Charlotte Camp
Titel: Am Rande der Zeit - Fantasy Roman Band:3 Kapitel:1 Irrwege
Kapitel 1: Irrwege
Er war einfach gegangen, hatte mir vom Hoftor noch einmal lachend zugewunken und mich allein gelassen. Nun saß ich am Küchentisch und weinte um unsere Zeit, die vielen Jahre. Was hatten wir alles erlebt, durchlitten und überstanden, sollte nun alles zu Ende sein?
Warum müssen wir so weit zurückgehen, so tief eintauchen in die Vergangenheit.
„Wir treffen uns heute auf dem Dorfplatz am frühen Abend gegen 18 Uhr mein Schätzchen“, hatte er mir noch zu gerufen ehe er sich auf den Weg den Hang hinaufbegeben hatte.
„Ich kann es schon jetzt nicht erwarten dich dort wieder zu sehen“. Werde ich ihn wiedersehen, wird er mich erkennen? Es wird Zeit, dachte ich und machte mich voller Zweifel ebenfalls auf den Weg zur Höhle. Hundert Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, was werde ich tun, wenn unser Plan misslingt. Ich zögerte kurz ehe ich die Höhle betrat. Warum hatte ich gerade vor dieser Zeitreise solche Angst, 1871 dachte ich, welch ein Wahnsinn. Ich tastete nach meinem Büchlein und zog es aus meiner Tasche, warum bin ich hierhergekommen, überlegte ich als ich aus der Höhle wieder ins Freie trat. Ich muss in dem Büchlein lesen, wusste ich. Ich befinde mich jetzt im Jahr 1871 aber warum, was will ich hier in dieser frühen Zeit. Ich schlug das Buch auf und begann zu lesen, bald wusste ich genug. Ich wusste vorher das ich nach der Zeitreise alles erlebte, alles Gelebte vergessen hatte. Ich wusste auch das all die Jahre dazwischen jetzt nicht mehr existent waren als hätte es sie niemals gegeben und dennoch bin ich freiwillig in diese Zeit gegangen für einenfragwürdigen Neuanfang!
Unser altes gewohntes Leben konnten wir nicht mehr weiterführen, wir mussten die Zeit freiwillig verlassen. Nun bin ich hier, mein Partner heißt Günter hatte ich soeben in meinem Buch gelesen, wir waren uns sehr zugetan. Kann ich mich noch an ihn erinnern? Oh ja, seine Augen, seine Blicke die mein Herz erwärmten, wie könnte ich diese Augen vergessen. Ich werde ihn immer wieder erkennen unter Tausend Anderen, dachte ich und begann den Hang hinab zu steigen. Mit zittrigen Knien trat ich den Weg in das Dorf an.
>Günter<Auf dem Marktplatz sollte unser Treffpunkt sein, ich wollte dort warten, am frühen Abend gegen 18 Uhr. Dort aber traf sich der Pöbel zu dieser Zeit, Arbeitslose, Handlanger, Feldarbeiter aber auch Jugendliche und einsame Witwer, gemischtes Publikum also.
Der Getränkestand war noch nicht abgebaut, das Bier floss in Strömen, jeden Freitag dasselbe Bild. Mir war längst klar, dieser Ort war nicht gut gewählt das war nicht der richtige Ort für ein Treffen mit einem Mädchen. Ich hatte mich nie zuvor unter das Bauernvolk begeben, mir war unbehaglich zu Mute. Die meisten saßen auf der Mauer mit einem Becher voll Bier oder Fusel. Man kannte mich gut, ich hatte schon oft Krankenbesuche gemacht, doch ich blieb stets distanziert, habe mich nie unter das gemeine Volk gemischt. Man empfing mich grölend „Doktorchen“, unser Doktor lässt sich herab zu den normalen Sterblichen“, spöttelten Einige. Ich holte mir ebenfalls einen Becher Bier um kein Spielverderber zu sein oder als Spießer zu erscheinen. Sie rückten zusammen und machten mir Platz auf der Mauer. Es war durchaus nicht nur Pöbel auf dem Platz. Neben mir erhob sich ein Kaufmannssohn, er war wohl Mitte dreißig und schon lange Witwer. Er hatte nur ein kurzes Eheglück, ein hübsches junges Ding, eine von mir abgelegte Geliebte. Möglicherweise hatte sie schon eine Frucht von mir im Leibe denn keine acht Monate nach der eiligen Hochzeit wurde schon ein Sohn geboren. Der arme Trottel neben mir hatte keine Ahnung, ich musterte ihn aus der Nähe, ein sogenannter Schönling, zu Schön fast, für einen Mann!
Trotzdem wollte das junge Ding lieber mich haben aber ich brauchte sie nicht, ich konnte mit ihr nichts weiter anfangen außerhalb der Bettlaken. Er hat sie mit offenen Armen empfangen, welch ein Segen für eine geschändete Frau. „Was macht der Sohn“? Fragte ich. „Er besucht schon eine Knabenschule in der Stadt“, antwortete Hermann. „Und, ist er gut?“
„Oh ja, ich bin sehr stolz auf ihn!“ „Gut so“, sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter. Er fühlte sich offensichtlich unbehaglich neben mir und verabschiedete sich bald. Er war gerade aus meinem Blickfeld verschwunden als der Blitz mich traf. Sie haute mich um, plötzlich stand>Sie< da. Das ist sie dachte ich, ein Vollweib, ihr Anblick traf mich wie ein Pfeil ins Herz, es dauerte nur wenige Sekunden, unsere Blicke trafen sich, sie schaute nur>Mich< an obwohl viel Jüngere als ich hier saßen. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre süßen Lippen, ich sah es deutlich, sie meinte mich. Alle grölten, einige sprangen auf, es war ein Tumult entstanden, ich sah mich um, notfalls würde ich die Sc