: Didier Cauwelaert
: Jules Roman
: C.Bertelsmann Verlag
: 9783641184544
: 1
: CHF 5.40
:
: Erzählende Literatur
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
DIE romantische Sommerkomödie

Zibal de Frèges ist ein genialer Wissenschaftler, dem die Scheidung den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Im Alter von 42 Jahren muss er deshalb am Pariser Flughafen Gebäck verkaufen. Eines Tages kommt Alice, eine schöne, blinde Frau, mit ihrem Hund Jules zu seinem Stand, um Macarons für sich und ihren Hund zu kaufen. Zibal verliebt sich Hals über Kopf in sie und will sie unbedingt wiedersehen. Er weiß allerdings nicht mehr von ihr, als dass sie nach Nizza fliegt. Dort hat sie eine Augenoperation – die gelingt. Was für sie ein großes Glück ist, macht ihren Hund depressiv, weil er nun nutzlos ist. Also gibt Alice ihn schweren Herzens weg. Doch Jules reißt aus und sucht bei Zibal Zuflucht. Das kostet Zibal Job und Wohnung. Mann und Hund sind abgebrannt und nun nur noch von einem Ziel getrieben: die junge Frau zu finden, die ihnen beiden das Herz gebrochen hat …

Didier van Cauwelaert, Dramatiker, Drehbuchautor, Regisseur und Bestsellerautor, wurde 1960 in Nizza geboren und schreibt seit seiner frühen Jugend. Seine Romane, von denen bisher acht auf Deutsch erschienen sind, wurden mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet. FürFindelkind erhielt er 1994 den begehrtesten französischen Literaturpreis, den Prix Goncourt. Einige seiner Romane wurden verfilmt, darunter 2011Unknown Identitymit Diane Kruger, Liam Neeson und Bruno Ganz. Seine Werke wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

Aus Erfahrung weiß ich, dass man sich vor der Liebe auf d en ersten Blick in Acht nehmen muss, aber als ich die junge Frau mitten in der Menge erspähte, litt ich plötzlich an Gedächtnisschwund. In kanariengelben Stöckelschuhen, knallroten Hotpants und türkisfarbenem Oberteil lief sie keineswegs Gefahr, von niemandem wahrgenommen zu werden. Wäre da nicht der Labrador gewesen, der sie am Geschirr führte, hätte allein schon ihre große schwarze Brille als Accessoire eines Stars gelten können, sorgsam darauf bedacht, dass sein Inkognito allseits Aufsehen erregt. Mit ihrem rotblonden, zu einem buschigen Nackenknoten zusammengebundenen Haar, der fast durchsichtigen Seidenbluse und dem wie bei einem amourösen Rendezvous strahlenden Lächeln, das die leicht verschmierten Spuren des Lippenstifts noch betonte, war sie eine besonders auffällige Blinde, die eher Neid als Mitleid erweckte.

Vor meinem Stand hielt sie inne, die Nasenflügel bebten leicht, als wäre sie in Alarmbereitschaft. Sofort erstarrte ihr Hund und wandte sich mir zu. Gleich einem Dolmetscher, der seinen Gesprächspartner auf die zu übersetzenden Äußerungen vorbereitet, sah er mir tief in die Augen, während sie in die Leere hinein das Wort an mich richtete.

»Guten Tag, ich hätte gerne Karamell Fleur de Sel, Lakritze und Erdbeere Primavera. Eins von jedem bitte.«

Sie hatte die Stimme eines frühreifen Mädchens in einem Körper von etwa dreißig Jahren. Fröhlich, gut erzogen, unglaublich sexy, kannte sie meine Spezialitäten auswendig. Wider Willen war ich in diesem Augenblick dankbar für die gesellschaftliche Talfahrt, die mich auf ihren Weg befördert hatte. Ungeachtet meiner beiden Diplome in Biochemie und Astrophysik bin ich mit zweiundvierzig Jahren Macarons-Verkäufer geworden in Orly-West, Abflugbereich, Halle 2.

Man kann mich nicht verfehlen. Ich trage eine schokoladen- und kaffeebraun gestreifte Weste, ein pistazienfarbenes Käppi und leite den Stand, einer Postkutsche ähnlich und ebenfalls in zartem Grünton. Meine Mutter ärgerte sich schwarz, als sie mich auf der Rückreise von ihren Ferien in der Ardèche zufällig in dieser neuen Funktion entdeckte. Ihr Kommentar beschränkte sich auf eineSMS, die sie mir aus dem Taxi schickte:Meine Freundinnen werden entsetzt sein. Du hättest mir wenigstens einen Wink geben können. Meine Antwort lautete:Normalerweise fährst du mit dem Zug. Sie erwiderte:Ja, ja, natürlich ist auch das wieder meineSchuld. Keine weitere Reaktion von mir. Als Erfinder eines Verfahrens zur Minderung der Schadstoffbelastung, das mir Millionen hätte einbringen können, gehe ich unter ihren fassungslosen Blicken allmählich zugrunde, seit mich meine Lebensgefährtin aus ihrer Firma geworfen hat, um von meinem Patent zu profitieren. Ich habe mich nicht verteidigt: Meine Vorstellung von der Liebe ist zu erhaben, als dass ich damit Rechtsanwälte und Notare beschäftigen würde. Lieber bewahre ich die angenehmen Erinnerungen und schiebe das Übrige beiseite. Obwohl meine Mutter davon spricht, dass man michmit Füßen tritt, schwebe ich doch über alles hinweg. Aber ich verstehe sie: Bevor sie mich in flagranti mit einem befristeten Arbeitsvertrag bei Ladurée, dem Nobelkonditor, erwischt hat, kannte sie mich zunächst als Leiter der Entwicklungsab