2. kapitel
Maria war sehr angetan von den beeindruckenden Tonwaren aus Sizilien, Taormina und Grottaglie. Die strahlenden Farben erinnerten sie an die wunderschöne Landschaft am Mittelmeer. Allein der Anblick erfreute sie.
Antonio kaufte eine schöne glasierte Schüssel und ein kleines schwarzes Pferd. Er ließ alles für die Reise einpacken. Es wirkte etwas seltsam, dass er Dinge kaufte, die aus seinem eigenen Land stammten. Aber vielleicht ließ ihm die Arbeit einfach keine Zeit, zu Hause einkaufen zu gehen.
Auch für Maria wollte er eine hübsche Vase kaufen, die ihr gefiel. Aber nachdem sie das Preisetikett gelesen hatte, lehnte sie höflich ab. „Ich spare dafür und komme eines Tages hierher zurück“, meinte sie. Doch sie wusste genau, dass sie sich die Vase niemals leisten konnte. Alles in diesem Geschäft war sündhaft teuer.
Bei Sonnenuntergang fuhren sie zurück nach Washington. Maria kuschelte sich in den bequemen Sitz. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so entspannt und zufrieden gewesen war. Falls ihre Kollegen sie erniedrigen wollten, war dieser Plan gründlich schief gegangen. Dieser Tag mit Antonio war ein wunderbares Geschenk.
Als die Limousine vor Marias Apartmentgebäude stehen blieb und sie sich zur Tür wenden wollte, umfasste Antonio Marias Nacken und presste sie näher an sich.
„Sei bellissima“, murmelte er und küsste sie ganz sanft auf die Lippen.
Das alles passierte so schnell, dass ihr keine Zeit blieb zu protestieren. Als er sich von ihr löste, war sie erst mal sprachlos.
„Sie glauben mir immer noch nicht“, meinte er. „Ich sehe es in Ihren Augen.“
Maria zuckte mit den Schultern und flüsterte: „Ich glaube Ihnen, dass Sie Antonio Boniface aus Italien sind. Nur das mit dem Prinzen erscheint mir etwas zu märchenhaft.“
„Schade, dass Sie so eine vorsichtige Frau sind.“ Mit einem Finger berührte er ihr Kinn und strich zuerst über ihre Wange und dann zu ihrem empfindlichen Ohrläppchen.
„Was ist falsch daran, vorsichtig zu sein?“ Sie war wie hypnotisiert von seiner Stimme und seinen Berührungen.
„Dadurch entgehen Ihnen viele Freuden des Lebens.“
Sie lachte nervös. Ihr Herz pochte wie wild in der Brust. „Ich nehme an, Sie reden nicht von einem Schokoladenkuchen oder einem guten Film?“
„Nein“, erwiderte er amüsiert.
„Hören Sie, ich weiß, worauf Sie anspielen. Ich schlafe eben nicht mit jedem.“
„Das ist mir klar.“ Er streichelte jetzt ihre Lippen.
Sie schluckte. „Ach, ja?“
Langsam nickte er. „Sie sind leicht zu durchschauen, Maria McPherson. Sie waren ein folgsames Kind und sind eine vorsichtige Frau. Sie verführen keine Männer – jedenfalls nicht absichtlich. Ich …“ Nachdenklich musterte er sie und fuhr mit den Fingern zu ihrem Nacken, wo er ihr das Haar zerzauste.
Maria war wie elektrisiert.
„Ich habe fast das Gefühl, dass Sie etwas zu vorsichtig sind“, beendete er den Satz.
„Wie … Wie meinen Sie das?“, fragte sie atemlos.
„Sie vermeiden jegliche Befriedigung, da Sie vor Männern wegrennen.“
Wollte er damit sagen, dass sie noch Jungfrau war? „Das Ganze wird mir langsam etwas zu persönlich“, stammelte sie.
Er lächelte entschuldigend, zog die Hand jedoch nicht zurück, sondern spielte weiter mit ihren blonden Locken.
„Ich bewundere Ihre Entscheidung“, sagte er. „Es ehrt Sie sehr, dass Sie auf den Richtigen warten möchten. Jeder Mann sollte das respektieren. Trotzdem frage ich mich, warum eine wunderschöne Frau wie Sie nicht etwas experimentieren möchte.“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht neugierig bin“, platzte sie heraus und bereute es sogleic