1. KAPITEL
„Die eine Brautjungfer guckt ständig her. Kennst du sie?“
„Wen?“ Matthew Cooper kehrte dem riesigen Panoramafenster mit der überwältigenden Aussicht auf die Skyline von Surfers Paradise, dem berühmten Viertel der Stadt Gold Coast in Queensland, den Rücken zu. Fragend sah er seine Schwester Paige an. Die grinste vielsagend, und er warf einen raschen Blick auf die aufsehenerregend herausgeputzten Freundinnen der Braut. Die sechs Frauen machten langsam ihre Begrüßungsrunde, während ein wundervoller Sonnenuntergang den treffend bezeichneten „Skylight Room“ erleuchtete. Der erstklassige Festsaal befand sich in der 78. Etage des Q1-Towers.
„Die Rothaarige“, meinte Paige.
Matthew zuckte mit den Schultern, schnappte sich ein Glas Champagner vom Tablett eines vorbeikommenden Kellners und wandte sich wieder der spektakulären Aussicht zu. „Ich kenne hier niemanden. Das glückliche Paar gehört zu deinen Kunden.“
„Du bist deprimierend, Matt. Es ist eine Hochzeit. Ein Fest der Liebe. Mach dich ein bisschen locker. Amüsier dich.“ Eingehend betrachtete sie die Menge. „Geh und flirte mit einer Brautjungfer.“
Er zog eine Augenbraue hoch, steckte eine Hand in die Hosentasche und nippte bedachtsam an seinem Champagner. „Mit der Rothaarigen?“
„Sie ist auf jeden Fall interessiert.“
Leise gab Matt einen unverbindlichen Kommentar ab.
Paige seufzte. „Es ist zum Heulen mit dir. Du bist sechsunddreißig, auf dem Höhepunkt deines Lebens, attraktiv, Single, unerträglich reich …“
„Verantwortungsbewusst. Erfolgreich …“
„Und ein totales Arbeitstier“, schloss sie, als sie bemerkte, dass er zum dritten Mal in einer halben Stunde auf sein Handy sah. „Ich dachte, du hättest das St. Catherine verlassen, damit das endlich aufhört.“
Er runzelte die Stirn. „Die Organisation zu leiten ist etwas völlig anderes.“
„Hmm …“ In Paiges braunen Augen blitzte es. Sie schob sich ein Appetithäppchen in den Mund und streckte ihre Hände wie zwei Waagschalen vor sich aus. „Auf der einen Seite die Hirnchirurgie. Auf der anderen eine internationale Hilfsorganisation.“ Sie hob die eine Hand und senkte die andere. „Leben retten für das Familiengeschäft – Eltern überglücklich. Medizinische Notfallteams in Entwicklungsländer schicken – Eltern wütend.“
„Ich rette immer noch Leben, Paige. Geh du mir nicht auch noch auf den Wecker.“
„Böse, verlogene Exfrau alle paar Wochen treffen.“ Paige ließ eine Hand nach unten fallen. „An exotische Orte mit noch exotischeren Frauen fliehen.“ Sie ließ die andere Hand nach oben schnellen und lächelte. „Aber trotzdem bist du nicht glücklich.“
„Doch, ich bin …“
„Bist du nicht.“ Sie berührte seinen Arm. „Ich kenne dich immer noch gu