1. KAPITEL
Jedes Mädchen träumt von einer Märchenhochzeit. Die lange weiße Schleppe, die von Pferden gezogene Kutsche, der große schöne Prinz mit der ordensgeschmückten Brust und der blauen Schärpe, die genau zu seiner Augenfarbe passt.
Victoria Dane lebte dieses Märchen zwar nicht, doch sie hatte den ehrenvollen Auftrag, das königliche Brautkleid zu entwerfen. Millionen würden dieses Kleid sehen, wenn die künftige Königin von Galini Isle es trug.
Zugegeben, das Kleid zu entwerfen, konnte nicht annähernd damit konkurrieren, Königin zu werden.
„Victoria.“
Als sie die vertraute Stimme ihres Freundes hörte, wandte sie sich vom atemberaubenden Blick auf das smaragdfarbene Meer ab. Wie es in diesem Land Brauch war, begrüßte sie den Prinzen mit einer leichten Verbeugung.
Er hatte sein enges schwarzes T-Shirt in die Designerjeans gesteckt. Viele Menschen hätten sich nur schwer vorstellen können, dass Prinz Stefan Alexander – Besitzer eines auffällig blauen Augenpaares und eines neuen Tattoos, das unter einem Ärmel auf einem beeindruckenden Bizeps hervorlugte – als Nächster dieses schöne Land regieren würde.
Seine Muskeln schienen zwischen jeder ihrer Begegnungen zu wachsen. Kein Wunder, Stefan kletterte leidenschaftlich gern. Ja, das würde ein tolles Bild abgeben. Ein starker griechischer Gott, der mit freiem Oberkörper hoch über dem Boden an einem Fels hing …
Die Frau, die ihn heiraten würde, konnte sich glücklich schätzen. Victoria hätte gelogen, wenn sie abgestritten hätte, in ihrer Fantasie schon einmal jene Frau gewesen zu sein, die Prinz Alexander endlich zähmte. Doch im wirklichen Leben hatte sie seine unschätzbare Freundschaft nicht aufs Spiel setzen wollen.
Mit den starken Armen, die sie während der letzten paar Jahre vermisst hatte, zog er sie an sich. Die warme einladende Umarmung war ein Band, das Telefonate und E-Mails nicht ersetzen konnten.
„Prinz Alexander“, sagte sie, während sie seine Umarmung erwiderte.
„Nenn mich nicht so.“ Sein Lachen machte sie noch aufgeregter, als sie nach der langen Trennung ohnehin war. „Und um Himmels willen verbeuge dich nicht. Unser letztes Treffen liegt eine Weile zurück, aber das heißt nicht, dass ich ein königlicher Snob geworden bin.“
„Es ist so schön, dich zu sehen.“ Sie trat zurück und blickte ihm in die Augen. „Als du mir am Telefon von deiner Hochzeit erzählt hast, bin ich aus allen Wolken gefallen. Deine Braut muss außergewöhnlich sein.“
„Die wichtigste Frau in meinem Leben.“ Er hob ihre Hand zu seinen Lippen.
Ein Märchenprinz konnte Stefan nicht das Wasser reichen. Eifersucht keimte in Victoria auf, weil eine andere Frau in sein Leben treten würde … Nicht nur kommen und gehen, wie all die anderen weiblichen Wesen.
Er deutete auf die Sitzecke mit den orangefarbenen Kissen. „Wollen wir über meine schöne Braut reden?“
Mit einem Nicken entließ er seine Assistenten. Ein Mann in seiner Position und mit seiner Macht brauchte dafür keine Worte. Für Victoria war er allerdings noch immer jener verwegene Teenager, der sie zum Nacktbaden im königlichen Pool überreden wollte – während eine Dinnerparty im großen Ballsaal stattfand.
„Ich habe einige Entwürfe mitgebracht, damit deine V