: Annie West
: Geheimnis einer Wüstennacht
: Cora Verlag
: 9783733700362
: Julia
: 1
: CHF 1.30
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 144
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Das haben ihr die Sterne über der Wüste, die Annalisa Nacht für Nacht beobachtet, nicht verraten: Sie findet einen verdurstenden, schwer verletzten Mann. Wie lange mag er schon durch den Sand geirrt sein, fragt sie sich alarmiert. Tag und Nacht wacht sie an seinem Lager, kühlt seine heiße Stirn, bringt ihn behutsam ins Leben zurück - und ahnt nicht: Der Mann mit der olivfarbenen Haut und den wie gemeißelt wirkenden Zügen ist Scheich Tahir! Der nächste König von Qusay, der ihr seine Geheimnisse zuflüstert, sie mit verzehrendem Verlangen küsst und zu seiner Geliebten macht.



Annie verbrachte ihre prägenden Jahre an der Küste von Australien und wuchs in einer nach Büchern verrückten Familie auf. Eine ihrer frühesten Kindheitserinnerungen besteht darin, nach einem Mittagsabenteuer im bewaldeten Hinterhof schläfrig ins Bett gekuschelt ihrem Vater zu lauschen, wie er The Wind in the Willows vorlas. So bald sie lesen konnte, entdeckte sie die Welt der Romane für sich. Sie verschlang Abenteuerromane und bestaunte die Märchen Illustrationen. In ihren Gedanken, war sie eine der tanzenden Prinzessinen, Rapunzel, eine schlafende Schönheit und natürlich Cinderella. Ausflüge in die Bücherei wurden zu einem regelmäßigen Vergnügen, bei dem sie ferne Welten entdecken und sich in tagträumen verlieren konnte, in denen sie die Heldin in einer der Geschichten spielt. Durch ihre Familie wurde Annie nicht nur ermutigt eine Leidenschaft für Bücher zu entwickeln, sondern sie brachten ihr auch bei das Reisen und den australischen Busch zu lieben. Oft schaffte sie es alle drei Dinge zu kombinieren. Auf ihren Wanderungen und beim Zelten hatte sie immer einen Roman mit im Gepäck. Schon früh wurde sie verrückt nach Liebesromanen. In ihrer Jugend verbrachte sie viele lange Nachmittage damit mit ihrem besten Freund Tennis zu spielen. Zwischen den schier endlosen Sätzen auf kochend heißem Kies, wankten sie zu dem Haus ihres Freundes, um sich wieder zu erholen. Dieses Haus war vollgestopft mit Büchern. Alle mit der markanten Rose auf dem Cover. So geschah es, dass Annie Liebesromane für sich entdeckte und seitdem nicht mehr davon loskam. Glücklicherweise fand sie ihren eigenen romantischen Helden, während sie auf der Universität studierte. Trotz dieser schönen Ablenkung vollendete sie ihr Studium mit Auszeichnung. Außerdem hatte sie weiterhin das Glück viel reisen zu können. Als Rucksacktourist durchstreifte sie Ägypten und Griechenland, trampte durch Neuseeland, bestaunte Sehenswürdigkeiten in Europa und lebte eine Zeit lang in Deutschland. Annie verließ die Universität ohne konkreten Karriereplan in der Tasche zu haben und nahm eine Stelle im öffentlichen Dienst an. Die beste Vorbereitung für einen Autor! In ihrem ersten dauerhaften Job, verbrachte sie sechs Wochen damit den Regierungs Beschaffungsleitfaden Korrektur zu lesen. Jedes. Einzelne. Wort. Davon. Den Text eines Romans zu kontrollieren macht eindeutig mehr Spaß. Für mehrere Jahre schrieb, berichtigte, änderte und verbesserte Annie Regierungspläne, Kabinettentwürfe und Berichte für das ...

1. KAPITEL

„Ihre Einsätze bitte,Mesdames et Messieurs.“

Scheich Tahir Al’Ramiz schaute ausdruckslos in die Runde am Spieltisch, während die Umstehenden ihm atemlose Aufmerksamkeit zollten, begierig, seine nächste Aktion zu sehen. Sein Blick blieb an dem Stapel von Jetons hängen, die er innerhalb der letzten Stunde gewonnen hatte.

Ein Kellner bot ihm eine frische Flasche eisgekühlten Champagners an. Tahir nickte und wandte sich der Frau zu, die wie hingegossen neben ihm saß. Blond, attraktiv und willig. Jeder der anwesenden Gäste hatte sich ihr zugewandt, als sie das traditionsreiche, opulent ausgestattete Casino von Monte Carlo betrat.

Sobald sie sich bewegte, funkelte das Vermögen an Diamanten, das sie in Form eines ausgefallenen Halsschmucks trug, im Schein der antiken Kristalllüster mit ihren bemerkenswerten Augen um die Wette. Und ihr extravagantes silbernes Abendkleid war ein Musterbeispiel dafür, was außerordentlicher Reichtum und ein Weltklasse-Designer zusammen bewerkstelligen konnten.

Ihr Lächeln war das gleiche, das ihm alle Frauen zukommen ließen, seit Tahir erwachsen war – sinnlich, intim und voller Versprechen.

Er schenkte ihr ein Glas Champagner ein, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verspürte das gleiche Gefühl wie bereits den ganzen Abend über.

Gähnende Langeweile.

Beim letzten Mal hatte es zwei Tage gedauert, bis er seines Aufenthaltes in Monte Carlo müde wurde. Diesmal war er gerade erst angekommen.

„Letzte Chance für Ihre Einsätze,Mesdames et Messieurs.“

Tahir unterdrückte einen tiefen Seufzer und suchte den Blick des Croupiers.„Quatorze …“, murmelte er träge.

Der Croupier nickte und platzierte seine Jetons. Nach einem kollektiven Atemholen beeilten sich die Spieler auf der anderen Tischseite, seinem Beispiel zu folgen, und in der letzten Sekunde ihre Einsätze zu machen.

„Vierzehn?“, staunte die Blondine mit aufgerissenen Augen. „Du setzt alles aufeine Zahl?“

Tahir hob achtlos die Schultern und griff nach seinem Glas. Gleichmütig beobachtete er, wie das leichte Zittern seiner Hand den Champagner zum Moussieren brachte.

Wie lange hatte er nicht geschlafen? Seit zwei Tagen? Oder drei? Er war zuerst in New York gewesen, wo er endlich diesen Mediendeal abschloss und zur anschließenden Party blieb, dann in Tunesien zum Cross-Over-Rennen, es folgten geschäftliche Meetings in Oslo und Moskau und schließlich die Kreuzfahrt nach Monaco …

Konnte es sein, dass sich sein exzessiver Lebensstil langsam an ihm rächte?

Tahir überlegte flüchtig, ob es sich lohne, ernsthaft darüber nachzudenken oder besorgt zu sein, doch dafür fehlte ihm die Energie.

Mit einer geschickten Drehung seiner Hand brachte der Croupier das Rad und die Roulettekugel zum Rotieren. Tahir spürte den Druck von schmalen Fingern durch den feinen Wollstoff auf seinem Schenkel. Die Atemfrequenz seiner Begleiterin steigerte sich von Sekunde zu Sekunde, und ihre Hand bewegte sich in Richtung seiner Hüfte.

Fühlte sie sich vielleicht durch den Nervenkitzel des Spielens sexuell erregt? Fast beneidete er sie darum. Selbst wenn sie sich hier und jetzt nackt auszöge und über ihn herfiele, würde er nichts empfinden. Sie schenkte ihm ein weiteres schwüles Lächeln, eine unmissverständliche Einladung, und lehnte sich so weit herüber, dass ihre Brüste sich gegen seinen Arm pressten.

Er sollte sich wenigstens an ihren Namen erinnern. Elsa? Erica? Es fiel ihm nicht ein … weil es ihm nicht wichtig genug war, oder ließ sein Gedächtnis vielleicht nach?

Tahirs Mund verzog sich zu einem zynischen Lächeln. Unglücklicherweise funktionierte sein Gedächtnis wie ein Präzisionsuhrwerk. Und es gab Dinge, die würde er nie vergessen.

Egal, wie sehr er es versuchte!

Das war’s … die Blondine hieß Elisabeth.Elisabeth Karolin Roswitha, Gräfin von Markburg …

Applaus brandete um ihn herum auf und riss ihn aus seinen Gedanken. Weiche Lippen streiften erst seine Wange, dann seinen Mund.

„Du hast schon wieder gewonnen, Tahir!“ Ihre Augen funkelten aufgeregt. „Es ist einfach fantastisch!“

Tahir verzog den Mund pflichtschuldigst zu einem Lächeln und hob sein Glas. Er beneidete sie wirklich. Wie lange war es her, dasser sich für