1. KAPITEL
Alli Pierce band noch eine Frangipaniblüte in den Kranz. Nachdem sie an der herrlich duftenden Blüte gerochen hatte, sagte sie: „Ich bin fest entschlossen, nach Neuseeland zu fahren, aber ich werde mich nicht verkaufen, um die Überfahrt und den Flug bezahlen zu können.“
„Das ist mir klar“, antwortete ihre Freundin Sisilu freundlich. „Es war doch nur ein Vorschlag. Fili hat es nicht so ernst gemeint.“
„Was hat sie eigentlich neuerdings? Sie ist in der letzten Zeit ziemlich gehässig.“
Sisilu lächelte. „Du bist wirklich naiv. Sie ist in Tama verliebt und wütend auf dich, weil er nur Augen für dich hat. Außerdem findet sie es ungerecht, dass Barry dir ein wesentlich höheres Gehalt bezahlt als allen anderen, nur weil du Neuseeländerin bist. Immerhin hast du beinah dein ganzes bisheriges Leben hier auf der Insel verbracht und bist praktisch eine Einheimische.“
Alli strich sich eine Locke ihres feuchten rotbraunen Haares aus dem Gesicht. „Du hast natürlich recht“, stimmte sie zu. „Ich habe ein schlechtes Gewissen deswegen und mit Barry darüber geredet. Doch er hat behauptet, es sei ganz normal und völlig in Ordnung.“
„Er wird wissen, was er tut. Hast du schon den neuen Besitzer gesehen?“
„Den neuen Besitzer?“ Alli blickte die Freundin verblüfft an. „Sea Winds hat einen neuen Besitzer? Und er ist schon hier?“
In Sisilus dunklen Augen blitzte es belustigt auf. „Ja, stell dir vor, er ist hier, in der Ferienanlage von Valanu.“
„Ich habe ihn noch nicht gesehen. Wann ist er angekommen?“
„Gestern Abend, völlig überraschend und mit einem Privatflieger.“
Alli zog die Augenbrauen zusammen. „Ich habe gedacht, Sea Winds sollte an einen großen internationalen Konzern verkauft werden. Der Mann ist vermutlich nur ein Manager. Wie sieht er denn aus?“
„Fantastisch.“ Sisilu seufzte. „Er ist sehr groß, hat eine faszinierende Ausstrahlung und ist kein Manager, sondern der Besitzer höchstpersönlich. Er sitzt schon stundenlang mit Barry zusammen. Während unserer Probe heute Morgen hat er einen Rundgang durch die Ferienanlage gemacht.“
„Wenn er der Besitzer ist, ist er bestimmt nicht mehr ganz jung, hat einen Bauch und nur noch wenig Haare auf dem Kopf“, meinte Alli.
Sisilu verdrehte die Augen. „Wir können ja wetten. Das wäre für mich leicht verdientes Geld. Du irrst dich. Er hat breite Schultern und lange, kräftige Beine. Sein Bauch ist so flach wie deiner und meiner, vielleicht sogar noch flacher“, berichtete sie begeistert. „Slade Hawkings wirkt in jeder Hinsicht wie ein sehr erfolgreicher Unternehmer, er benimmt sich auch so. Alle weiblichen Angestellten schwärmen schon für ihn.“
Hawkings? überlegte Alli überrascht. Es überlief sie kalt. Nein, das musste ein Zufall sein. Ich darf nicht sogleich das Schlimmste annehmen, Hawkings ist ein häufiger Name, mahnte sie sich dann.
„Als Besitzer oder leitender Mitarbeiter eines großen Konzerns würde er sich sicher nicht für die Mitarbeiter einer Ferienanlage auf dieser Insel interessieren“, wandte sie ein. Und wie um ihre Unruhe und die nagenden Zweifel zu verdrängen, fügte sie hinzu: „Die Frauen und Mädchen können aufhören, für ihn zu schwärmen. Männer wie er leben in Amerika, England oder in der Schweiz und interessieren sich nur für weltgewandte, elegante und gebildete Frauen.“
„Wenn er älter als achtundzwanzig ist, esse ich diesen Blütenkranz“, scherzte Sisilu. Dann wurde sie wieder ernst. „Übrigens, ich wollte dich warnen. Du solltest dich vor Barry in acht nehmen.“
„Vor Barry?“ Alli blickte sie erstaunt an. Als Sisilu nickte, fragte Alli ironisch: „Du meinst unseren Barry Simcox, den Manager der Anlage?“
„Ja, genau diesen Barry meine ich.“ Sisilu warf das lange dunkle Haar mi