: Wendy Warren
: Endlich wieder Liebe Digital Edition
: Cora Verlag
: 9783733787196
: Digital Edition
: 1
: CHF 2.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 128
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Schon beim ersten Blick des berühmten Reporters Chase Reynolds verspürt Nettie ein wundervolles Kribbeln! Überraschend hält er gleich um ihre Hand an. Aber will er die Ehe vielleicht nur, um die Vormundschaft für seinen Sohn zu behalten? Nettie jedenfalls lehnt ab …



Wendy lebt mit ihrem Ehemann in der Nähe der Pazifikküste. Ihr Haus liegt nordwestlich des schönen Willamette-Flusses inmitten einer Idylle aus gigantischen Ulmen, alten Buchläden mit einladenden Sesseln und einem großartigen Theater. Ursprünglich gehörte das Haus einer Frau namens Cinderella, die einen wunderbaren Garten mit Tausenden Blumen hinterließ. Wendy und ihr Mann bewirtschaften diesen eifrig, allerdings mit wechselndem Erfolg ... Wendy Warren ist Mitglied bei den 'Romance Writers of America' und war bereits Finalistin für den RITA®-Award. Wenn sie nicht schreibt, unternimmt sie gern lange Spaziergänge mit ihrem Hund, chattet mit guten Freunden und kocht für sich und ihren Ehemann.

1. KAPITEL

Nettie Owens blickte trotzig zum Himmel, der sich grau in grau über der Prärie von North Dakota erstreckte. Gleich geht es los, dachte sie. Und da frischte auch schon der Wind auf und blies ihr die dunklen Locken aus dem Gesicht.

„Eins zu null für mich“, freute sie sich und atmete tief die frische Luft ein.

In letzter Zeit glich ihre Stimmung nicht selten diesem trostlosen Grau des Himmels, obgleich es auch Zeiten gab, da der Wunsch, etwas zu verändern, sich zu befreien, unermesslich groß wurde. Nettie runzelte die Stirn. Was würde passieren, wenn sie jemandem, den sie gut kannte, von dieser tiefen Ruhelosigkeit erzählte?

Ein verschmitztes Lächeln umspielte ihren Mund. Sie würden Dr. Brody rufen, der daraufhin so viele Beruhigungstabletten verschrieb, dass man damit eine ganze Stadt ruhigstellen konnte.

Eine Frau, die solche Schicksalsschläge wie Nettie verkraften musste, sollte damit rechnen, dass die Nachbarn sofort zum Telefonhörer griffen, wenn sie verrückt spielte. Jedenfalls in Kalamoose, North Dakota.

Was zu verstehen war. Während der letzten zwei Jahre hatte Nettie keinen einzigen Schritt über die Grenzen ihrer kleinen Stadt hinaus getan. Und noch ein Jahr zuvor hatte sie sich kaum aus ihrem Haus gewagt. Das mit Schindeln gedeckte Gebäude bedeutete für sie die feste Burg, der sichere Hafen.

Agoraphobie nach traumatischem Stress war die Diagnose für ihren Zustand. Der Laie würde sagen, sie wäre überängstlich. Alles flöße ihr Furcht ein.

Voller Angst erinnerte sie sich an Ereignisse in der Vergangenheit und lebte in der Erwartung, sie könnten sich wiederholen. Sie fürchtete sich vor Geschehnissen, die nie passiert waren und wahrscheinlich nie eintreten würden. Sie machte sich Sorgen um ihre Schwestern und Freunde, und was passieren konnte, falls der Weizenpreis fiel. Und seit Kurzem machte sie sich auch wegen ihrer großen Ängste Sorgen.

Früher war das anders gewesen. Früher ähnelte Nettie mehr ihren Schwestern, war mutig wie Sara und keck wie Lilah. Damals war sie überaus neugierig auf die Welt außerhalb von Kalamoose.

Der Wind wirkte belebend. Nettie stand still und breitete die Arme aus. Als die ersten Tropfen fielen, begann sie zu laufen.

Sie war barfuß, das Gras fühlte sich kühl und weich an, ihr Sommerrock umspielte ihre Beine. Allmählich steigerte sie die Geschwindigkeit, spürte, wie ihr der Wind um die Ohren pfiff. Als es stärker zu regnen begann, lief sie noch schneller und verlangsamte erst ihre Schritte, als sie den ungepflasterten Weg erreichte, der ihr Grundstück begrenzte.

Keuchend beugte sie sich vornüber und stützte die Hände auf die Knie. Ihr Herz klopfte so wild wie während jener Zustände, die ihre Ärzte in Chicago Panikattacken nannten.

Hätte man Nettie während der letzten drei Jahre nach ihrem größten Wunsch gefragt, so hätte sie zu