: Annie West
: Zwischen Schuld und Verlangen
: Cora Verlag
: 9783733701420
: Julia
: 1
: CHF 2.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 144
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Er ist eiskalt, unerbittlich und unfassbar attraktiv ... Mit rasendem Puls steht Ravenna vor Jonas Deveson, dem Milliardär, der ihre Mutter hasst. Weil sie seine Familie entzweite - und weil sie sein Geld gestohlen hat. Jonas ahnt nicht, dass Ravenna ohne dieses Geld nicht mehr am Leben wäre. Es gibt nur einen Weg, Jonas' Rache abzuwenden: Sie muss die Schuld Penny für Penny abarbeiten. Als seine Haushälterin! Auf Deveson Hall entdeckt Ravenna unerwartete Seiten an Jonas - und plötzlich ist die härteste aller Strafen, dass sie ihrem brennenden Verlangen nicht nachgeben darf ...



Annie verbrachte ihre prägenden Jahre an der Küste von Australien und wuchs in einer nach Büchern verrückten Familie auf. Eine ihrer frühesten Kindheitserinnerungen besteht darin, nach einem Mittagsabenteuer im bewaldeten Hinterhof schläfrig ins Bett gekuschelt ihrem Vater zu lauschen, wie er The Wind in the Willows vorlas. So bald sie lesen konnte, entdeckte sie die Welt der Romane für sich. Sie verschlang Abenteuerromane und bestaunte die Märchen Illustrationen. In ihren Gedanken, war sie eine der tanzenden Prinzessinen, Rapunzel, eine schlafende Schönheit und natürlich Cinderella. Ausflüge in die Bücherei wurden zu einem regelmäßigen Vergnügen, bei dem sie ferne Welten entdecken und sich in tagträumen verlieren konnte, in denen sie die Heldin in einer der Geschichten spielt. Durch ihre Familie wurde Annie nicht nur ermutigt eine Leidenschaft für Bücher zu entwickeln, sondern sie brachten ihr auch bei das Reisen und den australischen Busch zu lieben. Oft schaffte sie es alle drei Dinge zu kombinieren. Auf ihren Wanderungen und beim Zelten hatte sie immer einen Roman mit im Gepäck. Schon früh wurde sie verrückt nach Liebesromanen. In ihrer Jugend verbrachte sie viele lange Nachmittage damit mit ihrem besten Freund Tennis zu spielen. Zwischen den schier endlosen Sätzen auf kochend heißem Kies, wankten sie zu dem Haus ihres Freundes, um sich wieder zu erholen. Dieses Haus war vollgestopft mit Büchern. Alle mit der markanten Rose auf dem Cover. So geschah es, dass Annie Liebesromane für sich entdeckte und seitdem nicht mehr davon loskam. Glücklicherweise fand sie ihren eigenen romantischen Helden, während sie auf der Universität studierte. Trotz dieser schönen Ablenkung vollendete sie ihr Studium mit Auszeichnung. Außerdem hatte sie weiterhin das Glück viel reisen zu können. Als Rucksacktourist durchstreifte sie Ägypten und Griechenland, trampte durch Neuseeland, bestaunte Sehenswürdigkeiten in Europa und lebte eine Zeit lang in Deutschland. Annie verließ die Universität ohne konkreten Karriereplan in der Tasche zu haben und nahm eine Stelle im öffentlichen Dienst an. Die beste Vorbereitung für einen Autor! In ihrem ersten dauerhaften Job, verbrachte sie sechs Wochen damit den Regierungs Beschaffungsleitfaden Korrektur zu lesen. Jedes. Einzelne. Wort. Davon. Den Text eines Romans zu kontrollieren macht eindeutig mehr Spaß. Für mehrere Jahre schrieb, berichtigte, änderte und verbesserte Annie Regierungspläne, Kabinettentwürfe und Berichte für das ...

1. KAPITEL

„Die letzte Buchprüfung ergab leider gewisse Unstimmigkeiten.“

Stirnrunzelnd musterte Jonas den Chef seiner Finanzbuchhaltung über den blankpolierten Schreibtisch hinweg.

Was brachte einen Mann wie Charles Barker dazu, unruhig auf seinem Stuhl herumzurutschen? Er war der Beste seines Fachs. Jonas hatte es sich zur Regel gemacht, nur Spitzenkräfte einzustellen. Versager hatten bei ihm keine Chance. Unter Barker funktionierte das Rechnungswesen so reibungslos wie eine gut geölte Maschine.

„Handelt es sich um etwas Gravierendes?“

Barker schüttelte den Kopf. „Gesamtwirtschaftlich gesehen nicht.“

Angesichts eines Firmenkapitals in Milliardenhöhe war dies eine beruhigende Auskunft. Dennoch beschlich Jonas ein ungutes Gefühl, als er sah, wie sein Finanzchef nervös seine Krawatte lockerte.

„Spucken Sie’s aus, Charles.“

Verkrampft lächelnd schob Barker seinen Laptop über den Schreibtisch.

„Hier, sehen Sie selbst. Die oberen beiden Zeilen.“

Jonas las. Eine Barauszahlung über mehrere tausend Pfund. Darunter eine weitere, diesmal über einen noch höheren Betrag. Nähere Angaben fehlten.

„Was hat das zu bedeuten?“

„Jemand hat Geld von Ihrem Anlagekonto abgehoben.“

Jonas’ Miene verdüsterte sich. Er benutzte dieses Konto nicht für Firmengeschäfte, sondern nur für private Investitionen größeren Umfangs.

„Wir sind der Sache nachgegangen.“ Natürlich. Auf Barker war Verlass.

„Und?“, fragte Jonas gespannt.

„Wie Sie wissen, war das Konto früher ein Gemeinschaftskonto.“

Wie hätte Jonas das jemals vergessen können? Sein Vater, Piers, hatte sich immer als der große Seniorchef der Firma aufgespielt. Dabei hatten sie beide gewusst, dass es allein Jonas’ Geschäftssinn und Ehrgeiz zu verdanken war, dass sich die schwer angeschlagene Investmentfirma wieder am Markt etabliert hatte. Piers war lediglich auf der Erfolgswelle mitgeschwommen. Bis sich die Wege von Vater und Sohn getrennt hatten.

„Ja, ich weiß.“ Bitterkeit schwang in Jonas’ Stimme mit.

Barker wand sich vor Unbehagen. „Es wurde ein altes Scheckheft Ihres Vaters benutzt. Eigentlich hätten alle gesperrt sein müssen, aber dieses eine …“

„Schon gut, verstehe.“ Jonas ließ den Blick über das Londoner Geschäftsviertel schweifen, das er von seinem Büro aus überblicken konnte.

Vater. Er hatte vor langer Zeit aufgehört, ihn so zu nennen. Seit er herausgefunden hatte, dass Piers Deveson trotz seines scheinheiligen Geredes von Anstand und Familientradition alles andere als ein Ehrenmann war. Es überraschte Jonas nicht weiter zu erfahren, dass der alte Mann zu guter Letzt noch einen Weg gefunden hatte, sich am Geld seines Sohnes zu vergreifen. Ein Wunder, dass er es nicht schon früher getan hatte.

„Dann hat Piers …“

„Nein!“ Charles Barker setzte sich kerzengerade auf. „Wir haben Grund zu der Annahme, dass nicht Ihr Vater das Geld abgehoben hat. Hier, bitte.“

Beide Schecks trugen die Unterschrift von Piers Deveson. Nur dass es sich dabei um Fälschungen handelte. Gut genug, um einen Fremden zu täuschen, aber nicht Jonas.

„Beachten Sie das Ausstellungsdatum.“

Als Jonas es las, war er wie vor den Kopf geschlagen. Die Vorstellung, sein Vater hätte sein Konto geplündert, war schlimm genug, aber dies …

„Wie Sie sehen, wurde der zweite Scheck einen Tag nach dem Tod Ihres Vaters ausgestellt.“

Fassungslos schüttelte Jonas den Kopf. Das Datum hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt, und das nicht nur, weil es noch nicht weit zurücklag.

Jahrelang war ihm sein Vater ein Dorn im Auge gewesen. Er hatte es als Schande empfunden, wie Piers Deveson und seine hinterhältige Geliebte in Saus und Braus zusammenlebten. Wie sie sich ungeniert in der Glitzerwelt der Reichen und Schönen tummelten, ohne sich darum zu kümmern, wen sie damit verletzten.

Die Nachricht vom Tod seines Vaters hatte keinerlei Regung in ihm ausgelöst. Keine Trauer. Keine Erleichterung. Nur Leere. Doch nun, Wochen später …

„Es war also nicht mein Vater?“

„Nein, aber wir haben die Betrügerin identifiziert. Sie hat sich ja nicht allzu schlau angestellt.“ Barker schien die peinliche Angelegenheit schnell hinter sich bringen zu wollen. „Es ist eine Ms Ruggiero, gemeldet unter der Adresse Ihres Vaters in Paris.“ Er reichte Jonas einen Zettel mit der Anschrift des Luxusapartments, in dem Piers sich mit seiner Geliebten vor sechs Jahren eingenistet hatte.

„Diese raffgierige