2. KAPITEL
Was packt eine Frau ein, die so tut, als wäre sie eine Nonne, die so tut, als wäre sie eine ledige Mutter?
Als Alison dieses Problem endlich gelöst und so ganz nebenbei von Ross Templeton geträumt hatte, klingelte es an der Tür.
Schwester Joan mit Felicity im Kinderwagen stand vor Alison und betrachtete sie missbilligend. „Noch im Bademantel? Bin ich zu früh dran?“
„Nein, nein“, wehrte Alison verlegen ab. „Ich bin fast fertig.“
Schwester Joan kam herein. „Dann nehme ich mir eine Tasse Kaffee oder vielleicht eine Cola. Haben Sie Cola im Kühlschrank?“
Alison nickte und folgte der Nonne, die instinktiv den Weg zur Küche fand.
„Vergessen Sie Felicity nicht!“, rief die Schwester.
Alison drehte sich zu der Kleinen um, die noch im Kinderwagen saß und sich sichtlich nicht darüber freute, nicht beachtet zu werden. Alison fürchtete schon, ihr gemeinsames Wochenende könnte schlecht beginnen, und wartete auf empörtes Geschrei. Alles blieb jedoch friedlich.
Alison blickte von Felicity zur Küche, in der sie Schwester Joan rumoren hörte. „Ich weiß nicht, welcher von euch beiden ich mehr Misstrauen sollte“, murmelte sie.
Felicity gurgelte.
„Was haben Sie gesagt, meine Liebe?“, rief Schwester Joan.
Alison schob den Kinderwagen in die Küche. „Ich habe Felicity erklärt, dass ich mich rasch anziehen sollte.“
„Ja, beeilen Sie sich.“ Die Laufschuhe quietschten auf dem Küchenboden, während Schwester Joan den Inhalt der Küchenschränke inspizierte. „Ich komme gut mit ihr zurecht. Ach, Schokoknusperflocken!“ Sie klatschte begeistert in die Hände. „So etwas bekommen wir im Kloster nie, aber das wissen Sie vermutlich.“
Alison musste nicht extra an den klumpigen Haferbrei erinnert werden, den sie an fünf Morgen hinuntergewürgt hatte.
„Bedienen Sie sich“, bot sie überflüssigerweise an. Schwester Joan hatte bereits Schalen und Löffel gefunden. Barfuß verschwand Alison im Schlafzimmer und zog sich rasch an.
Kurz darauf erschien Schwester Joan in der offenen Tür und starrte sie so entsetzt an, dass Alison schon fürchtete, sie könnte die Schale mit den Flocken fallen lassen. „Sie wollen doch nicht so gehen!“
Alison betrachtete Kostüm, Strumpfhose und Pumps in gedeckten Farben. „Das ziehe ich immer an.“
„Genau das ist ja Ihr Fehler.“ Schwester Joan stürzte sich auf die Kleidertasche, öffnete den Reißverschluss und betrachtete die anderen Kostüme, die Alison eingepackt hatte. „Grundgütiger Himmel, nicht noch mehr von der Sorte! Schlafen Sie vielleicht auch in diesem Aufzug?“
„Wenn Sie genauer hinsehen, wird Ihnen ein Nachthemd auffallen.“
Prompt zerrte die Schwester das hochgeschlossene baumwollene Kleidungsstück aus der Tasche. „Das soll ein Nachthemd sein?“, rief sie abfällig.
„Falls Sie es schon vergessen haben – ich stelle eine Nonne dar.“
Die Schwester hielt das Ding auf Armeslänge von sich. „Solche Abscheulichkeiten sind schuld daran, wenn wir Nonnen in Verruf geraten.