: Annie Burrows
: Die Lady und der Herzensbrecher
: Cora Verlag
: 9783733762278
: Historical MyLady
: 1
: CHF 3.50
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

So gedemütigt hat sich Henrietta noch nie gefühlt. Ausgerechnet der Mann, für den sie alles aufgegeben hat, lässt sie auf der Tanzfläche stehen. Unter Tränen flieht sie nach draußen - und wird Zeugin einer unerwarteten Szene: Kein anderer als der gefährliche Lord Deben wird von einer heiratswütigen Debütantin überlistet. Kann sie es wagen, ihm zu helfen? Und das in ihrem Aufzug? Zerzauste Haare, fleckiges Kleid - mutig tritt Henrietta aus den Schatten. Eine folgenschwere Tat. Denn jetzt sucht der Lord, den ganz London für seine amourösen Abenteuer kennt, verdächtig oft ihre Nähe ...



<p>Annie Burrows wurde in Suffolk, England, geboren als Tochter von Eltern, die viel lasen und das Haus voller Bücher hatten. Schon als Mädchen dachte sie sich auf ihrem langen Schulweg oder wenn sie krank im Bett lag, Geschichten aus. Ihre Liebe zu Historischem entdeckte sie in den Herrenhäusern, die sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester besichtigte. Weil sie so gern las und sich Geschichten ausdachte, beschloss sie, Literatur zu studieren. An der Universität lernte sie ihren Mann, einen Mathematikstudenten, kennen. Sie heirateten, und Annie zog mit ihm nach Manchester. Sie bekamen zwei Kinder, und so musste sie zunächst ihren Traum von einer Karriere als Schriftstellerin vergessen. Doch ihr Wunsch zu schreiben blieb, und nach mehreren gescheiterten Versuchen wurde ihr Roman"His Cinderella Bride" angenommen und veröffentlicht. Inzwischen sind weitere Regency-Romane von ihr erschienen.</p>

1. KAPITEL

Oh Gott! Er hatte zwar gewusst, dass es nicht einfach werden würde, aber dass sie sich alle so vorhersehbar verhalten würden, hätte er nicht gedacht.

Lord Deben trat nach draußen auf die Terrasse, auf der sich sonst niemand aufhielt, da sie ganz feucht vom Nieselregen war. Er ging zum Geländer, lehnte sich schwerfällig dagegen und atmete ein paarmal tief ein. Zum Glück wurde die Luft hier weder durch Parfüm noch durch Schweiß oder Kerzenwachs getrübt.

Als Erstes war er Lady Twining, der Gastgeberin des heutigen Abends, begegnet. Ihr wären beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen, als sie gesehen hatte, anwessen Seite die Dowager Lady Dalrymple eingetroffen war. Er war bisher nur einmal auf einem Debütantinnenball gewesen – und zwar auf dem seiner Schwester. Jenes prachtvolle Fest hatte er vor ungefähr vier Jahren selbst ausgerichtet. Er hatte Lady Twining angesehen, wie sehr sie sich darüber gewundert hatte, dass er plötzlich mit einer Verfechterin der guten Sitten auf ihrer Feier erschienen war – und dass er sich überhaupt freiwillig in das Haus einer anständigen Familie begab, anstatt sich wie üblich ausschließlich in seinen verruchten Kreisen zu bewegen.

Während er mit seiner Begleitung langsam die Treppe hochgelaufen war, hatte er die Gastgeberin dabei beobachtet, wie sie das Dilemma, das seine Anwesenheit für sie aufwarf, zu lösen versuchte. Sie konnte ihm kaum den Zutritt verweigern, da sie seiner Patentante eine Einladung geschickt hatte und er offensichtlich als ihr Begleiter auftrat. Aber es stand ihr ins Gesicht geschrieben, wie gerne sie genau das getan hätte! Offensichtlich glaubte sie, dass sie genauso gut einem herumstreunenden Fuchs die Tür zu einem Hühnerstall offen halten könne, wenn sie ihm Zutritt zu einem Haus voller unschuldiger junger Mädchen gewährte.

Allerdings fehlte ihr der Mut, um das, was sie dachte, auszusprechen. Als er bereits an der Empfangsreihe angekommen war, bekam er nur die üblichen Floskeln wie ‚Was für eine Ehre, Sie in unserem Haus begrüßen zu dürfen, Mylord‘ und ‚Wir hatten nicht erwartet, heute Abend solch einen hochgestellten Gast wie Sie willkommen heißen zu dürfen‘ zu hören.

Nein. Den letzten Satz hatte sie gar nicht gesagt, doch ihre überschwängliche, aufgeregte Begrüßung hatte ihm genau das zu verstehen gegeben. Durch die Anwesenheit eines Earls war ihr gesellschaftliches Ansehen so sehr in die Höhe geschossen, dass es beinahe keine Rolle spielte, was für eine moralische Gefahr von ihm ausging.

Als er die anwesenden Gäste betrachtete, schürzte er verächtlich die Lippen. Es hatten sich zwei unterschiedliche Lager gebildet: Die einen dachten lediglich an seinen Ruf und liefen wie aufgescheuchte Hühner, die ihre kostbaren Jungen beschützen mussten, durcheinander; wohingegen die anderen – er verzog das Gesicht – ihre große Chance gekommen sahen.

Er hatte ihre Blicke im Rücken gespürt, als er ins Haus geschritten war. Hinter vorgehaltener Hand hatten sie gewiss eifrig spekuliert:Warum er wohl gekommen war? Und warum ausgerechnet mit Lady Dalrymple? War das ein Zeichen, dass er in dieser Saison endlich seine Pflicht gegenüber der Familie erfüllen und sich eine Frau nehmen würde?

Bei der wenn auch unwahrscheinlichen Aussicht, dass der berüchtigtste Frauenheld und gefährlichste Charmeur seiner Generation nach einer Frau suchte, fingen die Ehrgeizigsten unter den Begleitdamen unverzüglich damit an, die anderen mit de