1. KAPITEL
Andere fünfundzwanzigjährige Single-Frauen träumten von heiratsfähigen Männern und Traumhochzeiten, doch Cia Allende träumte von einer Scheidung.
Und Lucas Wheeler war der Mann, der ihr diesen Traum erfüllen sollte.
Cia betrachtete ihr sehr männliches, sehr blondes und sehr breitschultriges Zielobjekt, das mitten in dem vollen Ballsaal stand. Der Reichtum, der hier von den unzähligen Gästen, die zwischen ihr und Lucas standen, zur Schau gestellt wurde, war unglaublich. Eine alte Schachtel neben ihr trug einen Ring, der vermutlich so teuer war, dass man mit dem Geld ein Jahr lang die Fixkosten des Frauenhauses hätte finanzieren können, für das Cia ehrenamtlich arbeitete.
Doch wäre Cia nicht mit dem angeborenen Talent gesegnet, zahlungskräftigen Wohltätern dieses Geld zu entlocken, wäre sie auch nicht hier, auf diesem gesellschaftlichen Ereignis mitten in Dallas, wo sie definitiv nicht hingehörte. Aber es ging darum, Plan B ins Spiel zu bringen.
Denn Plan C gab es nicht.
Sie trank den letzten Schluck ihres Chichi-Getränks, das ihr irgendein Kellner in die Hand gedrückt hatte. Nachdem sie es geschafft hatte, auf den letzten Drücker eine Einladung zu Mrs Wheelers Geburtstagsparty zu bekommen, war das Mindeste, was sie tun konnte, mitzuspielen und an den langweiligen Drinks zu nippen, von denen der Black Gold Club behauptete, es sei Alkohol drin. Sollte es ihr gelingen, die geplante Abmachung in trockene Tücher zu bringen, würde Mrs Wheeler ihre zukünftige Schwiegermutter werden. Deshalb wollte Cia auch ein gutes Bild abgeben.
Na ja, eigentlich war Mrs Wheeler ihre zukünftige Ex-Schwiegermutter, deshalb musste dieses Bild auch nicht zu perfekt sein.
Als irgendein Kerl an der Bar versuchte, Augenkontakt mit ihr herzustellen, ging Cia weiter. Heute würde sie sich nur auf einen Mann konzentrieren, und der stand just in diesem Moment neben seiner Mutter, die gerade die Gäste begrüßte. Cias unbequeme Schuhe und das knielange Kleid zwangen sie, langsamer zu gehen.
„Herzlichen Glückwunsch, Mrs Wheeler.“ Cia schüttelte der stilvoll gekleideten Frau um die Fünfzig die Hand und lächelte. „Die Party ist wunderbar. Dulciana Allende. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“
Mrs Wheeler erwiderte das Lächeln. „Cia Allende. Meine Güte, wo ist die Zeit geblieben? Ich kannte Ihre Eltern. Es ist so tragisch, dass Sie beide gleichzeitig verloren haben.“ Sie nahm einen mütterlichen Ton an.
Gegen Cias Willen wurde ihr Lächeln plötzlich unsicherer. Natürlich hatte Mrs Wheeler ihre Eltern gekannt. Sie wusste nur nicht, dass Cia ganz flau im Magen wurde, immer