1. KAPITEL
„Ein Hoch auf die beste Gastgeberin der Welt, unser Geburtstagskind Juliana Mayfield!“.
Juliana stand aufrecht da, die Schultern gestrafft, den Bauch eingezogen, und strahlte mit den Scheinwerfern und dem Blitzlichtgewitter der Digitalkameras um die Wette. Sie hob ihr Glas und prostete zurück. „Danke, vielen Dank!“ Dann nickte sie Andre, dem DJ, zu und er startete seinen mitreißenden Mix aus den Wallflowers und Mos Def.
Die Party war ein Riesenerfolg. Jetzt musste sie nur noch dafür sorgen, dass sie sich auch finanziell auszahlte. Sie zog sich in eine ruhige Ecke im VIP-Bereich zurück und atmete tief durch, damit ihre Gesichtsmuskeln durch das stetige Lächeln für die Kameras nicht verkrampften. Das war ihr vor Jahren einmal bei einer Veranstaltung passiert, als sie noch Ambitionen als Model gehabt hatte. Ihre Mutter war ein erfolgreiches Model gewesen und ihr Vater ein berühmter Schauspieler. Daher schien es ihr in die Wiege gelegt zu sein, ebenfalls erfolgreich zu werden.
Was für ein Reinfall, erinnerte sie sich schmunzelnd. Die Modelwelt wollte völlige Schlankheit, im Grunde genommen halbwüchsige Knaben, nur ohne die baumelnden Teile. Doch leider hatte die Natur sie so reich beschenkt, dass sie ziemlich schnell nicht mehr das schmalhüftige, flachbrüstige Ideal verkörpert hatte.
Aber zum Glück war es ihr scheinbar gelungen, berühmt zu bleiben, einfach indem sie, nun ja … berühmt war. Und der Treuhandfonds ihrer Eltern hatte das seine dazu beigetragen. Jemand klopfte ihr auf die Schulter und als sie sich umsah, riss sie überrascht die Augen auf.
„Bernie“, stammelte sie. Der Gentleman setzte sich ihr gegenüber. Sein glänzend weißes Haar war perfekt gestylt und sein marineblauer Anzug wirkte im Nachtclub so fehl am Platz wie ein Pinguin auf einem Flamingo-Kongress. „Ich, ähm, habe nicht damit gerechnet, dich hier zu sehen.“
„Das kann ich mir vorstellen“, antwortete Bernie und blinzelte gegen das grelle Licht an. Es war Mitternacht und der gebrechliche alte Mann sah aus, als müsste er schon längst im Bett liegen. „Aber du hast die Rechnungen für die Party über das Büro laufen lassen, also dachte ich, ich sehe mal nach dir. Da du ja auf keinen Anruf und keine E-Mail reagiert hast.“
Sie zuckte zusammen. Ja, sie war ihm aus dem Weg gegangen. Und der treue Dackelblick, den er just in diesem Moment zur Schau trug, war genau der Grund.
Bei einem Namen wie „Bernie, der Buchhalter“ würde man meinen, er sei ein nicht ganz koscherer Zahlenjongleur im Gangstermilieu. Doch Bernie war ein ruhiger Mann aus den Südstaaten mit einer noch viel schlimmeren Waffe: dem enttäuschten Blick.
Er sah sie bekümmert an. „Juliana, wir haben doch schon so oft über deine Ausgaben gesprochen. Wenn ich mir deine Gewinn- und Verlustrechnung anschaue, kann ich nur den Schluss ziehen, dass du meine Ratschläge ignorierst.“
Sie wand sich auf der schwarzen Lederbank wie ein aufgespießter Schmetterling. „Das hier ist eine gerechtfertigte Investition.“
Sein Blick wurde noch bekümmerter. „Inwiefern ist eine Geburtstagsparty eine Geschäftsinvestition?“
„Es geht hier um Publicity, Bernie“, ver