1. KAPITEL
„Ach, komm!“
Emmy stemmte beide Hände in ihre Seiten, blickte eher enttäuscht als schuldbewusst – somit keineswegs so, wie es angemessen gewesen wäre.
Cameron Crawford prüfte die Temperatur der Maische des neuesten Sommerbiers von „The Four Sisters“. Der Braumeister Eric Strand und sein Team blickten vom Gärkessel erwartungsvoll auf Cameron. Emmy war einfach eine Nervensäge, also ignorierte er sie. Bis er sein Temperament nicht mehr zügeln konnte. „Überrascht dich das? Dass ich außer mir bin, weil du in diesen seltsamen Dating-Zirkel geraten bist und einfach meinen Namen und mein Foto ohne Erlaubnis dort verwendest? Was zum Teufel hast du dir nur dabei nur gedacht?“
Emmy zog die Brauen zusammen. „Kann ja sein, dass du ein genialer Chemiker mit Doktortitel bist, kleiner Bruder, aber manchmal schnallst du gar nichts.“ Sie wedelte mit der Karte vor seinem Gesicht herum. „Das hier ist eine ‚Hot Guys Trading Card‘ – die erklärt dich zu einem heißen Typ. Obwohl mir schleierhaft ist, wie ich je darauf kommen konnte, du könntest für irgendwen ein heißer Typ sein.“
Er beendete den Temperatur-Check, trug die Werte in die Log-Datei ein und machte weiter. Wenigstens war es hier unten in der Brauerei kühl, ganz im Gegensatz zum restlichen Queens. Jeder Sommer wurde heißer als der zuvor, und das bedeutete ständig steigende Energiekosten für die Kühlung. Andererseits strömten die Gäste bei der Hitze in Scharen in den Brauerei-Pub. „Schon begriffen. Nur um das klarzustellen: Ich bin also unansehnlich, begriffsstutzig und …“
„Egoistisch.“
Er liebte seine Familie, aber das Leben war ungleich angenehmer, wenn sie sich nicht in derselben Stadt wie er aufhielten. Alles, was er wollte, war, endlich diese Tests hinter sich zu bringen und sich dann möglichst schnell wieder in seinem Labor einzuigeln. „Egoistisch.“
„Sei doch froh, dass ich nicht weiter wegen meiner Scheidung herumheule. Und es gibt keinen sichereren Weg, in dieser Stadt einen anständigen Mann zu finden, als diese Tauschkarten.“
„Mach doch. Tausch deine Kärtchen, mit wem du willst. Allerdings, fürs Protokoll: Ich finde, es klingt nicht sehr seriös. Aber mach mich jetzt nicht zum Buhmann, nur weil ich es leid bin, von dir und allen anderen ständig verkuppelt zu werden.“
„Es ist absolut seriös, weil all diese Männer in direkter Beziehung zu den Teilnehmerinnen stehen. Sie sind nicht die Freunde ominöser Freunde. Man muss den Mann selbst kennen, mit ihm verwandt sein oder zusammenarbeiten, um seinen Namen einzureichen. Und das hier hat nichts damit zu tun, dich zu verkuppeln, das schwöre ich.“
„Ja, ja.“
Wütend sah sie ihn an. „Ich durfte mir selbst erst eine Karte ziehen, nachdem ich zwei beigesteuert habe.“
„Das entschuldigt nicht, dass du mich nicht um Erlaubnis gefragt hast.“
„Ich dachte, du würdest mir helfen wollen, jemanden zu finden, und ehrlich gesagt … obwohl es gar nicht meine Absicht war …“ Sie hielt die Hände hoch und trat einen Schritt zurück. „… könnte es am Ende auch gut für dich sein.“
Da war es wieder. Das große Thema. „Das konntest du dir nicht verkneifen, oder?“ Er schüttelte den Kopf. „Emmy, ich treffe die Richtige schon, wenn es sein soll. Das ist eine Frage der Chemie. Das kann man nicht erzwingen. Ich glaube eher an glückliche Zufälle, als mich an die Meistbietende versteigern zu lassen.“
„Hier wird doch niemand versteigert. Du wirst erwählt. Was spricht dagegen, dem glücklichen Zufall mit diesen T