1. KAPITEL
„Zum ersten … zum zweiten … und zum …“
Spannung lag in der Luft, und dann rief die Auktionatorin laut: „Verkauft!“
Sebastian Sinclair beobachtete, wie der gerade erworbene Mann unter wildem Jubel der Frauen von der Bühne geführt wurde. Bald würde er an der Reihe sein.
Wie um alles in der Welt habe ich mich nur in diese Lage gebracht? fragte er sich. Einen Anzug zu tragen, zuzusehen, wie riesige Geldsummen achtlos den Besitzer wechselten und im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen – er hasste das alles. Es erinnerte ihn an seine Jugend und daran, dass er mit diesen oberflächlichen Reichen nichts gemeinsam hatte. Vor allem aber widerstrebte ihm die Vorstellung, zum Amüsement reicher Frauen wie ein teures Spielzeug verkauft zu werden – ganz gleich, was der Anlass war.
Er schien der einzige Mann zu sein, der über die Aussicht, sich präsentieren zu dürfen, nicht erfreut war. Die anderen, deren Alter von Ende zwanzig bis Anfang vierzig variierte, lächelten und stellten sich begeistert zur Schau. Inzwischen war nur noch ein Mann vor Sebastian an der Reihe, und seinen Muskeln und dem Dreitagebart nach zu urteilen, würde er nicht mehr lange dort sein. Die Frauen gerieten bei diesen Macho-Typen ganz aus dem Häuschen.
Allein deshalb trugen die Bauarbeiter wohl auch zerrissene Jeans und knallenge T-Shirts. Denn bequem arbeiten konnte ein Mann in so engen T-Shirts ganz sicher nicht. Die Gartenbauer trugen ebenfalls ihre Arbeitsstiefel und Jeans, und manche von ihnen hatten nicht einmal ein T-Shirt an. Der Zimmermann hatte einen schweren Werkzeuggürtel umgebunden, voll ausgerüstet mit Schraubzwinge, Nageltasche und einem überdimensionalen Hammer – zweifellos der erbärmliche Versuch, etwas zu symbolisieren. Sebastian schüttelte den Kopf.
Die Auktionatorin, eine Frau mit einem breiten Lächeln, das ihre Zähne entblößte, führte einen Mann über die Bühne, indem sie den Zeigefinger in seine Gürtelschnalle hakte und ihn umdrehte. Das Publikum tobte. Das Spotlight glitt über seinen Rücken, und die Frauen kreischten.
Sebastian fragte sich, ob diesen reichen Leuten der ernste Hintergrund dieser Wohltätigkeitsveranstaltung überhaupt bewusst war. Das Geld würde nämlich misshandelten Frauen zugutekommen. Er bezweifelte, dass sie sich über den Zweck im Klaren waren. Für die Gäste hier handelte es sich in erster Linie um eine Vergnügung und weniger um eine Spendenaktion, damit Notleidende Unterschlupf und Hilfe fanden. Für Sebastian dagegen war es eine persönliche Angelegenheit.
Der Muskelmann vor ihm sprang auf die Bühne. Offenbar konnte er es kaum erwarten, das Publikum in Stimmung zu bringen. Sebastian blieb mit einer Assistentin zurück und wartete auf sein Stichwort.
Er hatte sich nicht geirrt, der Bärtige wurde rasch versteigert. Das letzte Gebot übertönte ein Durcheinander von Gekreische und zweideutigen Witzen. Die Assistentin nahm Sebastians Arm und führte ihn vorwärts.
Als er die Bühnenmitte erreichte, wurde er in grelles Scheinwerferlicht getaucht. Er sah ins Publikum und war mit der Spendenfreudigkeit zufrieden. Die Gedankenlosigkeit der Frauen jedoch widerte ihn an. Sie waren alle gleich – herausgeputzt, oberflächlich, ordinär und nur auf ihren Spaß aus. Er verachtete sie alle.
Doch dann en