1. KAPITEL
Tief atmete Luke Randell aus, ehe er aus seinem Luxusauto stieg. Nie mehr hatte er hierher zurückkehren wollen. Leider war ihm aber nichts anderes übrig geblieben. Kurz ließ er den Blick über das Anwesen schweifen, das als Kind sein Zuhause gewesen war: die Rocking R Ranch in San Angelo in Texas.
Knorrige Eichen warfen ihre Schatten auf den grünen Rasen. Ein betonierter Weg führte zur Veranda des großen einstöckigen Hauses, das in makellosem Weiß erstrahlte. Hier hatte er vor gut siebenundzwanzig Jahren gelebt.
Trauer und Bitterkeit machten sich in ihm breit – schnell sah er zu den Nebengebäuden und zur Pferdekoppel hin. Alles schien in einem Topzustand zu sein, was er bei seiner Abfahrt aus Dallas keineswegs erwartet hatte.
Eine warme Brise wehte ihm entgegen, und er atmete die typischen Gerüche einer Ranch ein. Sogleich erinnerte er sich wieder an früher – an sein Pony Jazzy und den Wallach Bandit, den er zum fünften Geburtstag geschenkt bekommen hatte.
Leise Beklemmung stieg in ihm auf, als er an den Tag dachte, an dem sein Vater das heiß geliebte Pferd verkauft hatte. Luke war sechs Jahre alt gewesen und hatte schrecklich gelitten. Überhaupt hatte sich an jenem Tag alles geändert, denn es war um seine perfekte Familie geschehen gewesen – eine Welt brach für ihn zusammen.
Energisch schob Luke die Erinnerungen beiseite und ging den betonierten Weg entlang. Schließlich stand er vor der offenen Haustür aus massiver Eiche. Nur die Fliegengittertür verhinderte den freien Zutritt.Ja, auf dem Land kann man sich so eine Vertrauensseligkeit noch leisten.
„Hallo!? Ist jemand da?“
Als ihm niemand antwortete, trat er einfach ein. Das Parkett in der weiträumigen Diele glänzte genauso honigfarben wie das im Salon, dessen Tür ebenfalls geöffnet war. Den Raum schmückten einige Antiquitäten sowie ein Sofa und mehrere Sessel. Die Sitzgruppe war mit dunklem Brokat bezogen und sah noch genauso unbequem aus, wie er sie von damals in Erinnerung hatte.
Was soll’s, dachte Luke. Mit etwas Glück würde er sich nicht allzu lange hier aufhalten. Jetzt musste er jedenfalls erst einmal Ray Meyers finden. Ein Miauen riss ihn aus seinen Gedanken. Er blickte sich um und entdeckte auf der Treppe in den ersten Stock ein schwarzes Kätzchen.
„Also ist doch jemand da, um mich zu begrüßen.“ Er ging auf das putzige Tierchen mit den weißen Pfoten zu, das erneut miaute, als er es hochhob. „Vielleicht kannstdu mir erzählen, wo alle sind?“ Kaum hatte er ausgeredet, hörte er von oben leise Stimmen.Aha, damit hat sich meine Frage wohl erledigt!
Luke ging die Stufen hinau