PROLOG
Major Anthony Lyndhurst
lädt für den 30. September 1819
herzlich zu einer House Party
nach Lyndhurst Chase
u. A. w. g.
September 1819
„Ich muss dich um einen Gefallen bitten, Peter“, sagte Benedict Townend, Marquis of Quinlan, zu seinem ältesten Sohn. „Die Sache ist verdammt ärgerlich, aber nicht zu ändern. Es gibt keinen anderen Ausweg, und ich kann es nicht selbst erledigen. Der Alkohol, du weißt schon.“ Leicht angeekelt deutete er mit einer Flasche süßen Weins auf seinen Schritt. „Schlecht für die Männlichkeit. Macht verflucht schlapp.“
Peter, Viscount Townend, stellte die weiße Einladungskarte aus edlem Papier wieder auf den Kaminsims des Gesellschaftszimmers, auf dem bereits all die anderen Einladungen aufgereiht waren, die zur Teilnahme an den letzten Festivitäten und gesellschaftlichen Höhepunkten der Saison aufforderten. Noch immer war der Marquis of Quinlan in einigen Häusern willkommen, obwohl sich seine Angewohnheit, den Weinkeller des Gastgebers leer zu trinken, längst herumgesprochen hatte. Allerdings nahm er seit geraumer Zeit keine Einladungen mehr an und verließ nur noch ganz selten das Haus.
Peter drehte sich zu seinem Vater um. Er war tief in seinen Lehnstuhl neben dem marmornen Kamin gesunken. Seine rechte Hand lag auf dem Griff eines abgenutzten Gehstocks, während er mit der Linken den Flaschenhals umfasste. Er verzichtete auf ein Weinglas und kippte die Flasche alle paar Minuten gegen seine leicht geöffneten Lippen. Er trug einen Morgenmantel, auf dem Jagdszenen abgebildet waren, und sein zerzaustes Haar war schon lange nicht mehr mit einem Kamm in Berührung gekommen.
Die Aufmachung des Marquis passte auf erschreckende Weise zu den dekadenten Wandmalereien, dem Reigen nackter Putti und mäßig bekleideter Schäferinnen. Weder Quinlan House noch sein Besitzer waren für einen verfeinerten Stil bekannt.
Peter hingegen kleidete sich elegant und maßvoll, als ob er unbewusst gegen die Ausschweifungen des Vaters rebellierte. Er trug einen strengen dunkelblauen Gehrock und helle Pantalons und wirkte inmitten des barocken Prunks wie ein Fremdkörper.
„Mein Mitgefühl ist Ihnen gewiss, Sir“, erwiderte Peter höflich. „Aber ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen könnte.“
„Du musst eine reiche Erbin heiraten“, erklärte der Marquis und wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab. „Heiraten, die Braut ins Bett legen, die Ehe vollziehen …“
„Ich verstehe, Sir“, unter