1. KAPITEL
Sophie blieb stehen und zog ihr Notizbuch aus der Tasche. Vorsichtshalber sah sie noch einmal auf der selbst gezeichneten Straßenkarte nach und verglich die dort vermerkte Zahl mit der Hausnummer an dem schlichten Gebäude in georgianischem Stil.
Ähnlich bescheiden wirkende Häuser bestimmten das gesamte Straßenbild. Doch wie hieß es so schön?
Wenn es um Grundbesitz geht, zählt in erster Linie die Lage!
Mit einer Hand über den Augen als Schutz gegen die strahlende Junisonne musterte Sophie die Reihe der am Bordstein geparkten Luxuslimousinen. Sie bestätigten ihr, was in der Maklersprache etwa so ausgedrückt wurde:Diese Wohnlage wird als im höchsten Maße begehrenswert eingestuft.
Nach einem zweiten Blick auf die täuschend schlichte Fassade entschied Sophie, dass sie hier goldrichtig war, auch wenn sie immer noch kein Namens- oder Firmenschild entdecken konnte.
„Klein, aber exklusiv“, hatte ihr Vater gesagt, „mit einem stetig wachsenden ebenso exklusiven Kundenkreis.“ Also genau der richtige Ort für seine Tochter, um ihre künstlerischen Schwingen auszubreiten. „Ein perfektes Sprungbrett für eine steile Karriere. Mit deinem Talent wirst du es sehr weit bringen, Sweetheart. Du musst nur hinaus in die Welt gehen und den Menschen zeigen, was du kannst!“
Ein väterlicher Ratschlag, ganz ohne Druck, wie er es nannte …
Sie hatte der Versuchung widerstanden, Oscar darauf hinzuweisen, dass ein Fernstudium in Innenarchitektur sie möglicherweise nicht automatisch dazu qualifizierte, ein Interieurdesign-Imperium aufzubauen, und schon gar nicht über Nacht!
Ein Vorstellungsgespräch war offenbar überflüssig, und als Sophie fragte, wann es mit ihrem neuen Job losgehen solle, versetzte die knappe Antwort ihres Vaters sie in helle Panik.
„Montag?Nächsten Montag? Glaubst du denn wirklich, dass ich das kann?“, hatte sie besorgt gefragt und nur einen konsternierten Blick geerntet.
Und wenn jemand wirklich entnervend gucken ko